Die Drachenreiter von Pern 02 - Die Suche der Drachen
wollte.«
F’nor grinste. »Nie in der Gegend, wenn man ihn braucht, was?«
Ihre grauen Augen blitzten, und sie wollte eine scharfe Antwort geben, als sie erkannte, daß F’nor sie nur neckte.
»Du bist nicht besser als er«, meinte sie lachend. Sie mochte den braunen Reiter. Er hatte äußerlich starke Ähnlichkeit mit F’lar und war doch ganz anders als sein Halbbruder, weniger in sich gekehrt und verschlossen. Lessa kam im allgemeinen gut mit ihm aus.
F’nor stimmte in ihr Lachen ein. »Gut, wenn ihr wollt, bringe ich das Ding zum Schmied. Ich habe ohnehin den Auftrag, mich nach Kandidaten für die Gegenüberstellung umzusehen, und das kann ich in Telgar ebenso tun wie anderswo.« Er nahm den Kessel vom Haken, warf noch einen Blick auf die Sprünge und deutete dann auf das geschäftige Treiben in der Küche. »Findet ihr nicht, daß wir bereits Heilsalbe genug haben, um sämtliche Drachen der sechs… Verzeihung, sieben Weyr von Kopf bis Fuß damit einzuschmieren?«
Er lächelte Brekke zu, denn das Mädchen schien sich hier nicht sonderlich wohl zu fühlen. Kein Wunder. Lessa konnte eklig sein, wenn sie viel Arbeit hatte. Er fand es überhaupt merkwürdig, daß die Jung-Weyrherrin vom Südkontinent hier in Benden beim Salbenkochen mitmachte.
»Ein Weyr kann nie genug Heilsalbe haben«, erklärte Manora ruhig.
»Das ist außerdem nicht der einzige Kessel, der Sprünge aufweist«, warf Lessa scharf ein. »Und wenn wir noch einmal Wurzeln sammeln müssen, um das verdorbene Zeug zu ersetzen …«
»Da ist noch die zweite Ernte vom Südkontinent«, schlug Brekke vor. Sie senkte schüchtern den Blick.
Aber Lessas Stimme verriet Dankbarkeit. »Ich möchte euch nicht berauben, Brekke. Ihr seid ohnehin voll damit ausgelastet, jeden Idioten gesund zu pflegen, der den Fäden nicht ausweichen kann.«
»Gut, gut, ich tue alles, was ihr wollt«, rief F’nor mit gespielter Zerknirschung. »Aber zuerst brauche ich etwas mehr für meinen Magen als nur einen Becher Klah.«
Lessa warf einen Blick zum Eingang. Die Strahlen der Spätnachmittagssonne fielen schräg ein.
»In Telgar ist es jetzt kurz nach Mittag«, erklärte er geduldig. »Und gestern befand ich mich im Südlichen Boll auf der Suche. Dort versäumte ich das Essen ebenfalls.«
»Das hatte ich ganz vergessen. Glück gehabt?«
»Canth zuckte nicht einmal mit einem Ohr. Ich flehe euch an, gebt mir etwas zu essen, damit ich diesem Gestank entfliehen kann. Ich begreife nicht, wie ihr das aushaltet.«
»Euer Gestöhne, wenn ihr keine Heilsalbe habt, ist noch schwerer auszuhalten«, fauchte Lessa.
F’nor grinste die Weyrherrin an. Er mochte sie gern, und er freute sich ehrlich, daß sie eine feste Verbindung mit F’lar, seinem Halbbruder, eingegangen war. Die beiden paßten großartig zusammen, und der Benden-Weyr profitierte davon, ebenso wie die drei Burgen, die unter seinem Schutz standen. Dann fiel F’nor wieder ein, mit welcher Feindseligkeit man ihm am Vortag im Südlichen Boll begegnet war. Er wollte Lessa schon davon erzählen, als Manora seine Gedankengänge unterbrach.
»Diese Verfärbung bereitet mir wirklich große Sorgen, F’nor«, sagte sie. »Hier, zeig Fandarel das da!« Und sie stellte zwei kleinere Töpfe in den Kessel. »Da kann er den Unterschied genau erkennen. Brekke, könntest du F’nor etwas zu essen richten?«
»Nicht nötig«, wehrte F’nor hastig ab. Seine Mutter schien immer noch in dem Wahn zu leben, daß er sich nicht allein versorgen konnte. Ihren Pflegekindern hatte sie von frühester Jugend an beigebracht, auf eigenen Füßen zu stehen, aber ihm traute sie das wohl nicht zu.
F’nor lachte vor sich hin. Diese Mütter waren alle gleich. Auch Lessa wachte wie eine Gluckhenne über Felessan, das einzige Kind, das sie geboren hatte. Ein Glück, daß der Junge nicht von ihr großgezogen wurde. Mit seiner ruhigen, gemütlichen Pflegemutter kam er prächtig aus.
Das Klah schmeckte so stark nach Medizin, daß er keinen Schluck herunterbrachte. Er löffelte den Eintopf, den ihm Brekke gebracht hatte, rasch in sich hinein. Vielleicht konnte er in der Gildehalle der Schmiede etwas Anständiges bekommen.
Kurz danach verließ er die unteren Höhlen und berichtete Canth von dem Auftrag, den er erhalten hatte. Der braune Drache knurrte erleichtert, denn auch ihn hinderten die penetranten Dämpfe am Einschlafen.
Die Burg von Telgar lag in der hellen Vormittagssonne unter ihnen. F’nor steuerte Canth durch ein langgezogenes Tal.
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