Die Drachenreiter von Pern 03 - Drachengesang
enttäuscht, daß T’gellan ihm einen scharfen Blick zuwarf.
»Kommt darauf an, was Sie erwartet hatten. Warum? Rechneten Sie mit etwas ganz Bestimmtem?«
Elgion überlegte kurz, ob er Alemis Vertrauen mißbrauchte, wenn er darüber sprach. Andererseits mußte er ganz einfach wissen, ob jene Laute aus der Höhle Flötenklänge gewesen waren. Das schuldete er seiner Berufsehre.
»Damals, als Alemi und ich die Höhle vom Boot aus sahen, hätte ich schwören mögen, daß ich eine Flötenmelodie hörte. Alemi beharrte darauf, daß es der Wind war, aber an jenem Tag wehte nicht einmal ein Lüftchen.«
»Sie haben sich nicht getäuscht«, sagte T’gellan mit einem Lächeln.
»Es war eine Panflöte – aus Schilfrohr geschnitzt. Ich sah sie, als ich die Höhle durchsuchte.«
»Was? Und … und wer …?«
»Nun bleiben Sie doch sitzen. Weshalb sind Sie so aufgeregt?« T’gellan wollte den Harfner ein wenig zappeln lassen.
»Ich muß unbedingt wissen, wer die Flöte gespielt hat. Und wo sich dieser Unbekannte jetzt befindet!«
»Ach so. Das ist ganz einfach. Hier im Benden-Weyr.«
Elgion ließ sich auf den Stuhl zurückfallen, so traurig und enttäuscht, daß T’gellan beschloß, mit der Wahrheit herauszurücken.
»Erinnern Sie sich noch an den Tag, als wir Sie vor den Fäden retteten? Damals brachte auch T’gran jemanden in den Weyr.«
»Diesen Jungen?«
»Es war kein Junge, sondern ein Mädchen. Menolly. Sie hatte in jener Höhle gehaust… Aber was ist denn los?«
»Menolly! Hier? In Sicherheit?
Wo ist der Meisterharfner? Ich muß ihn sofort sprechen. Kommen Sie, T’gellan, helfen Sie mir!«
Elgions Erregung war ansteckend, und obwohl T’gellan keine Ahnung hatte, worum es ging, unterstützte er den Harfner bei seiner Suche. Er entdeckte Meister Robinton im Gespräch mit Manora an einem versteckten Tisch des Weyrkessels.
»Meister, Meister, ich habe sie gefunden!« schrie Elgion und baute sich neben Robinton auf.
»Was? Die Liebe deines Lebens?« fragte Robinton freundlich.
»Nein, Meister. Petirons Schülerin.«
»Der alte Mann hatte eine Schülerin?«
Elgion sah zu seiner Genugtuung das Staunen in den Zügen des Meisterharfners. Er nahm ihn am Arm und versuchte ihn hochzuzerren.
»Sie lief aus der Burg am Meer weg, weil man ihr dort nicht erlaubte, Musik zu machen. Zumindest nehme ich das an. Sie ist Alemis Schwester …«
»Was höre ich da über Menolly?« fragte Manora und stellte sich den beiden in den Weg.
»Menolly?«
Robinton hob die Hand, um Elgions aufgeregte Worte zu unterbrechen.
»Das reizende Kind mit den neun Feuerechsen?«
»Was wollen Sie von Menolly, Meister Robinton?«
Manoras Stimme klang so streng, daß der Harfner stehenblieb.
Er holte tief Atem.
»Meine hochverehrte Manora, der alte Petiron schickte mir zwei Balladen, die sein ›Schüler‹ geschrieben hatte. Zwei der schönsten Melodien, die ich während meiner ganzen Laufbahn als Harfner zu Ohren bekommen habe. Er wollte wissen, ob sie etwas taugten …«
Robinton drehte die Augen zur Decke.
»Ich sandte ihm sofort Antwort, aber inzwischen war der alte Mann gestorben. Elgion fand meine Botschaft ungeöffnet vor, als er in der Halbkreis-Bucht eintraf, und er konnte um nichts in der Welt diesen Schüler ausfindig machen. Der Fischer-Baron schwindelte etwas von einem Pflegling, der auf seine eigene Burg zurückgekehrt sei. Was nimmt Sie denn so mit, Manora?«
»Es ist – wegen Menolly. Ich wußte, daß irgend etwas dem Mädchen das Herz gebrochen hatte, aber nicht, was es war.
Sie – sie kann vielleicht nie wieder spielen, Meister Robinton. Mirrim verriet mir, daß sie eine schlimme Narbe an der linken Hand hat.«
»Und ob sie spielen kann!« riefen T’gellan und Elgion gleichzeitig.
»Ich hörte aus jener Höhle eine Panflöte – und die kann man nur mit zwei Händen greifen«, erklärte Elgion hastig.
»Und ich sah, wie Menolly diese Flöte versteckte, als wir die Höhle ausräumten«, fügte T’gellan hinzu.
»Außerdem hat sie ihre Feuerechsen zum Singen abgerichtet.«
»Was!«
Blitze sprühten in den Augen des Meisterharfners, und er ging zielstrebig auf die Küchenkaverne zu.
»Nicht so rasch, Meister«, bremste ihn Manora.
»Erschrecken Sie das Kind nicht!«
»Ja, das weiß ich. Ich unterhielt mich bereits eine Weile mit ihr, und jetzt begreife ich auch, weshalb sie so scheu war.«
Der Meisterharfner runzelte die Stirn und schaute T’gellan so lange an, bis der Bronzereiter unruhig
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