Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger

Titel: Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
gähnte erst einmal, ehe er ins Zimmer flog.
    Menolly fiel ein, daß sie noch Salbe auf ihre Sohlen streichen mußte; die Haut war so empfindlich, daß ihr bei jeder Berührung Tränen in die Augen traten. Einen Moment lang wünschte sie sich, Mirrim mit ihrem energischen Ton und den sanften Händen wäre da. Sie massierte die andere Salbe in die Narbe und widerstand tapfer dem Drang, den Wulst zu kratzen.
    Dann zog sie sich aus und schlüpfte ins Bett. Sie merkte unterbewußt, daß die Feuerechsen sich an sie schmiegten.
    Du hast von den Harfnern nichts zu befürchten. Pah!
    T'gellans Bemerkung klang wie Spott in ihren Ohren. Ehe sie in einen tiefen Schlaf versank, überlegte sie, ob Neid verwandt war mit Furcht.

Auf weißer Gischt mein Traumboot fliegt,
    Ein Drachen auf nachtschwarzem Meer.
    Pfeilschnell, gesteuert vom Schlaf allein,
    So segelt es kreuz und quer.
    Ich fahr durch hundert Gezeiten der Nacht,
    Wo noch nie ein Seemann war.
    Und nur mein weißes Traumboot und ich
    Kennen Inseln wunderbar.
5
    Der nächste Tag begann alles andere als glücklich für Menolly. Ihr Schlaf wurde von schrillen Schreien unterbrochen: Dunca, die Mädchen und ihre Feuerechsen kreischten um die Wette. Noch halb im Traum, bemühte sich Menolly, die Echsen zu beruhigen, die wie wild durch das Zimmer kreisten, aber Dunca, die in der Tür stand, schrie weiter, und ihr Entsetzen, ob gespielt oder echt, verwirrte die Echsen so sehr, daß sie schließlich allen befahl, ins Freie zu fliegen.
    Das jedoch gab Duncas Entsetzen nur ein neues Ziel, denn nun deutete sie starr auf Menollys Nacktheit, bis das Mädchen ihr Hemd nahm und überstreifte.
    »Und wo warst du die ganze Nacht?« keifte Dunca, von Schluchzern unterbrochen. »Wie bist du ins Haus gekommen? Und wann?«
    »Ich war die ganze Nacht hier. Und ich kam durch die Haustür. Sie waren nicht da.« Dann, als sie den ungläubigen Blick auf Duncas Zügen bemerkte, fügte sie hinzu:
    »Es war gleich nach dem Abendessen. Piemur half mir über den Hof.«
    »Er mußte doch zur Probe, und die fing gleich nach dem Abendessen an«, sagte eines der Mädchen, die sich hinter Dunca zusammendrängten.
    »Ja, aber er traf ganz schön atemlos ein«, meinte Audiva mit gerunzelter Stirn. »Ich erinnere mich, daß Brudegan ihn deswegen schalt.«
    »Du mußt mir immer Bescheid sagen, wenn du heimkommst«, erklärte Dunca, mitnichten versöhnt.
    Menolly zögerte und nickte dann nur; es hatte keinen Sinn, mit dieser Frau zu streiten, die ganz offensichtlich darauf aus war, ihr das Leben so schwer wie möglich zu machen.
    »Wenn du gewaschen und ordentlich gekleidet bist …« – Duncas Tonfall verriet, daß sie Menolly keines von beiden zutraute – »komm zum Frühstück! Los, Mädchen, wir fangen inzwischen an!«
    Als die Mädchen gehorsam hinter ihr dreintrabten, spiegelten die meisten Gesichter Duncas Mißbilligung wider. Nur Audiva blinzelte ihr zu und grinste kurz, ehe ihre Miene wieder ausdruckslos wurde.
    Bis Menolly ihre wunden Füße versorgt, sich gewaschen und angezogen und den kleinen Raum gefunden hatte, in dem die anderen Mädchen frühstückten, war die Mahlzeit fast vorbei. Die Schar beäugte sie kritisch, und Dunca wies ihr brummig einen leeren Platz zu. Wieder beobachteten sie alle, so daß sie sich selbst beim Kauen und Schlucken unbeholfen vorkam. Das Essen schmeckte trocken, und der Klah war kalt. Sie aß mühsam fertig und murmelte ein Danke. Dann erst merkte sie, daß auf ihrer Bluse ein paar Obstflecken prangten. Die Mädchen hatten also Grund, sie anzustarren. Und sie besaß nichts zum Wechseln, wenn sie die Bluse wusch, nur die alten Klamotten aus der Höhle.
    Obwohl sie gegessen hatte, spürte sie immer noch quälenden Hunger. Die Feuerechsen warteten auf ihr Futter! Sie bezweifelte, daß Dunca Verständnis für ihre Lage aufbringen würde, aber die Verantwortung gegenüber den kleinen Freunden gab ihr Mut.
    »Darf ich jetzt bitte gehen? Die Feuerechsen warten auf ihr Futter. Ich muß zu Silvina …«
    »Weshalb belästigst du Silvina mit solchem Schnickschnack?« fragte Dunca, und die Augen quollen ihr vor Entrüstung ein Stück weit aus dem Kopf. »Weißt du nicht, daß sie das gesamte Wirtschaftswesen der Harfnerhalle leitet? Sie hat enorm viel zu tun, und wenn du diese Biester nicht besser beaufsichtigst …«
    »Ihr Eindringen heute morgen hat sie erschreckt.«
    »Ich dulde so ein Theater jedenfalls nicht wieder. Die Bestien fliegen gefährlich schnell und verängstigen

Weitere Kostenlose Bücher