Die Drachenreiter von Pern 04 - Drachensinger
es eigentlich, daß du …« , ihre ganze Verachtung lag in diesem kleinen Wort, » … neun Feuerechsen besitzt?«
»Sie war eben zur rechten Zeit am rechten Ort, Pona«, warf Audiva ein. »Das Glück hält sich nicht an Rangfolgen und Vorrechte. Und wir haben es Menolly zu verdanken, daß Meister Robinton und Meister Nicat nun ebenfalls Echseneier besitzen.«
»Woher weißt du das?« Ponas Stimme klang überrascht, aber ihr Ton hatte an Arroganz verloren.
»Nun, ich habe mich kurz mit Talmor unterhalten, während du damit beschäftigt warst, dich an Jessuan und Benis heranzumachen.«
»Ich – niemals!« Pona war allem Anschein nach ebenso rasch beleidigt, wie sie selbst Kränkungen austeilte, aber sie senkte die Stimme, als Audiva ihr einen warnenden Blick zuwarf.
»Keine Sorge, Pona. Solange Dunca dich nicht beim Poussieren erwischt – ich halte den Mund!«
Menolly wußte nicht recht, ob Audiva geschickt versuchte, Pona von ihr abzulenken, aber jedenfalls ließ das Mädchen von Boll sie für den Rest des Abendessens in Ruhe. Da Menolly gelernt hatte, daß es sich nicht gehörte, über die Köpfe der anderen hinweg Gespräche zu führen, konnte sie sich leider kaum mit Audiva unterhalten, und der Junge auf der anderen Seite hatte ihr den Rücken zugekehrt und sprach mit seinen Freunden.
»Mein Onkel in Tillek sagt, daß Feuerechsen letzten Endes nur eine Spielerei sind, vergnügliche Haustiere, und soviel ich weiß, sind Haustiere in der Pension verboten …«, meinte das dunkelhaarige Mädchen mit zusammengepreßten Lippen und schaute Menolly von der Seite an.
»Der Meisterharfner ist da ganz anderer Ansicht, Briala«, sagte Audiva gedehnt und blinzelte Menolly über Ponas Kopf hinweg zu. »Ihr auf Tillek habt allerdings auch nur eine Echse.«
»Nun, mein Onkel findet, daß die Weyrleute ohnehin zuviel Zeit mit diesen Geschöpfen verplempern, anstatt die wichtigen Probleme zu lösen – wie man beispielsweise auf den Roten Stern gelangt und dort die Fäden vernichtet. Das wäre der einzige Weg, der schrecklichen Plage ein Ende zu bereiten.«
»Was?« fragte Audiva verächtlich. »Selbst du müßtest wissen, daß die Drachen nicht blindlings ins Dazwischen fliegen können!«
»Sie brauchten bloß den Roten Stern mit ihrem Flammenatem zu überstreichen – und wir hätten für immer Ruhe.«
»Könnten sie das echt?« fragte das Mädchen hinter Briala, mit runden erstaunten Augen und einem Gemisch aus Entsetzen und Hoffnung in der Stimme.
»Ach, sei nicht albern, Amania«, fauchte Audiva. »Keiner war je auf dem Roten Stern.«
»Sie könnten wenigstens versuchen, dort zu landen«, warf Pona ein. »Das sagt mein Großvater immer.«
»Wer weiß denn, daß es die ersten Drachenreiter nicht versuchten?« fragte Audiva.
»Das müßte irgendwo in den Archiven stehen«, entgegnete Pona hochnäsig.
»Sie hätten sicher eine Ballade darüber geschrieben«, setzte Briala hinzu, erfreut, daß Audiva mit ihren Argumenten ins Wanken geriet.
»Nun, der Rote Stern ist nicht unser Problem«, erklärte Audiva.
»Nein, wir sollen die Balladen lernen.« Brialas Stimme hatte einen jammernden Klang. »Und wann werden wir das Zeug endlich schaffen, das Talmor uns heute aufgab? Wir haben heute abend Probe, und die wird sich ewig hinziehen, weil diese Jungen immer …«
»Die Jungen? Das sieht dir ähnlich, daß du wieder alles auf die Jungen schiebst, Briala«, meinte Audiva. »Du hattest heute nachmittag Zeit genug, dein Zeug zu lernen, genauso wie wir.«
»Ich mußte mir doch die Haare waschen, und Dunca hat mein rotes Kleid herausgelassen …«
»Wenn du nicht dauernd … oh, schon wieder Rotfrüchte!« Pona schüttelte sich, aber Menolly lief beim Anblick der Delikatesse das Wasser im Mund zusammen.
So angeekelt Pona tat, sie schnappte sich als erste eine der seltsam geformten Früchte, als der Korb an ihren Platz gestellt wurde. Menolly nahm auch eine und aß sie rasch, um das süße, würzige Aroma so lange wie möglich auf der Zunge zu spüren. Sie fand leider nicht den Mut, sich die Finger abzulecken, wie es die Lehrlinge taten. Die Mädchen an ihrem Tisch hätten ihr das sicher verübelt.
Unvermittelt machte sich der lange Tag mit all seinen Aufregungen und Anspannungen bemerkbar. Menolly hatte einfach keine Kraft mehr. Sie fand es beinahe unerträglich, am Tisch zu sitzen, inmitten so vieler unbekannter Leute, ohne zu wissen, was man noch alles von ihr verlangen würde, ehe sie in der Stille ihres
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