Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
ich nehme nicht an, daß du je die Statur unseres guten Meisterschmieds erreichen wirst, und deshalb glaube ich auch kaum, daß Ruth beim Fliegen durch dein Gewicht überfordert ist.« F’lar warf einen Blick auf die versammelten Gäste. »Ruth ist in der Schulter wesentlich höher und breiter als jeder Renner.«
»Wie sieht es mit der Flügelspanne aus?« fragte Lessa, die Brauen nachdenklich hochgezogen. »Jaxom, könntest du ihn bitten, einmal die Schwingen zu spreizen?«
Lessa hätte Ruth ebensogut selbst ansprechen können, da sie mit jedem Drachen telepathischen Kontakt bekam. Jaxom fühlte sich geschmeichelt durch die Gleichstellung der Weyrherrin und gab die Bitte unverzüglich an Ruth weiter. Mit aufgeregt kreisenden Augen richtete sich der weiße Drache auf. Seine Schulter- und Brustmuskeln wölbten sich unter der Haut, die in allen Drachenfarben zu schillern begann.
»Er besitzt herrliche Proportionen«, stellte F’lar fest und beugte sich unter einen Flügel, um die breite, transparente Membran zu begutachten. »Danke, Ruth«, fügte er hinzu, als der Drache die Schwinge schräg stellte. »Sieht so aus, als sehnte er sich nicht weniger nach dem Fliegen als du.«
»Ja, Sir, denn er ist ein Drache, und alle Drachen wollen fliegen.«
Der Blick, den F’lar ihm zuwarf, ließ Jaxoms Atem stocken.
War seine Antwort vorschnell gewesen? Als er Lessa lachen hörte, schaute er zu ihr hinüber. Aber sie lachte weder ihn noch Ruth aus. Ihr Blick war F’lar zugewandt. Der Weyrführer zog eine Augenbraue hoch und grinste dann breit. Jaxom hatte das Gefühl, daß es hier um Dinge ging, die sich nur zwischen den beiden abspielten.
Dann hob F’lar den Blick zu den Feuerhöhen, wo die goldenen Ramoth, sein Bronzedrache Mnementh und die beiden Braunen Canth und Wilth die Szene im Hof aufmerksam mitverfolgten.
»Was meint Ramoth, Lessa?«
Lessa schnitt eine Grimasse. »Du weißt, daß sie von Anfang an für Ruth gesprochen hat.«
F’lar wandte sich an N’ton, der wortlos grinste, und dann an F’nor, der ihm zunickte. »Keine Einwände, Jaxom. Mnementh begreift gar nicht, warum wir alle so einen Wirbel machen. Steig auf, Junge!« F’lar trat einen Schritt nach vorn, als wolle er Jaxom Hilfestellung geben.
Jaxom fühlte sich einerseits geschmeichelt, daß ihm der Weyrführer von Pern persönlich beistehen wollte, andererseits aber gekränkt, daß F’lar ihm nicht zutraute, er könne allein aufsteigen.
Ruth löste das Problem, indem er die eine Schwinge hochklappte und das linke Knie beugte. Jaxom trat leichtfüßig auf die angebotene Stütze und schwang sich zwischen die beiden Nackenwülste des Drachen. Im allgemeinen bot der Einschnitt zwischen diesen Erhebungen einem Mann im Flug Sicherheit genug, aber Lytol hatte darauf beharrt, daß Jaxom Schenkelriemen umschnallte. Während Jaxom die Gurte befestigte, warf er verstohlene Blicke in die Menge. Aber niemand zeigte Erstaunen oder Verachtung wegen dieser Vorsichtsmaßnahme. Er beendete seine Vorbereitungen, und noch einmal kroch die Kälte des Zweifels in sein Inneres. Wenn Ruth nun doch nicht…?
Er fing das zuversichtliche Lächeln N’tons auf und sah, daß ihm Meister Robinton und Menolly zuwinkten. Dann hob F’lar die geballte Faust hoch über den Kopf – das Zeichen zum Start.
Jaxom holte tief Luft. »Fliegen wir, Ruth!«
Er spürte die Muskelknoten, als Ruth sich duckte, fühlte die Anspannung im Rücken, das Spiel der Sehnen unter seinen Waden, als die großen Flügel sich zu dem ersten, alles entscheidenden Schwungholen spreizten. Ruth duckte sich noch ein wenig tiefer und stieß sich mit den kräftigen Hinterbeinen vom Boden ab. Jaxoms Kopf ruckte nach hinten. Instinktiv griff er nach den Gurten und hielt sie fest umklammert, während der kleine weiße Drache mit mächtigen Flügelschlägen in die Höhe stieg, vorbei an den ersten Fensterreihen und den verblüfften Gesichtern der Pächter, hinauf zu den Feuerhöhen, so rasch, daß die übrigen Stockwerke ganz verschwommen an Jaxom vorbeihuschten. Dann breiteten die großen Drachen ihre Flügel aus und ermutigten Ruth mit lauten Trompetenstößen. Feuer-Echsen umwirbelten sie und fielen mit ihren Silberstimmen in das Gedröhn ein. Jaxom hoffte nur, daß sie Ruth nicht in die Quere kamen.
Sie freuen sich, daß wir gemeinsam durch die Luft gleiten. Ramoth und Mnementh sind glücklich, daß du mich endlich reitest. Ich bin auch sehr glücklich? Und du? Geht es dir jetzt besser ?
Die beinahe
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