Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Jaxom schon lange, aber er hatte es nie angeschnitten, da er N’tons kostbare Zeit nicht mit albernen Fragen vergeuden mochte. Heute aber kam ihm die Sache gar nicht so albern vor.
N’ton wandte sich seiner Echse zu. Tris zirpte kurz und begann gleich darauf seine Krallen zu reinigen. N’ton lachte leise. »Er mag Ruth. Mehr erfahre ich nicht von ihm. Ich könnte mir denken, daß es mit Ruths Größe zu tun hat. Die Echsen können ihn betrachten, ohne ein paar Drachenlängen Abstand dazwischen zu legen.«
»Mag sein.« Jaxom hatte immer noch Zweifel. »Was immer der Grund ist, die Echsen kommen von weither, um ihn zu besuchen. Sie erzählen ihm die wildesten Geschichten, aber ihm macht das Spaß, besonders, wenn ich nicht bei ihm sein kann.«
Sie hatten die Straße erreicht und gingen auf die Rampe des Großen Hofes zu.
»Beeil dich mit dem Umziehen, Jaxom, ja? Lessa und F’lar müßten jeden Moment eintreffen«, sagte N’ton, während er geradeaus weiterging, durch das Hofportal auf die Metalltür der Burg zu. »Ist Finder um diese Zeit in seinen Räumen?«
»Ich schätze, ja.«
Dann, als Jaxom und Ruth sich dem Küchentrakt und den alten Stallungen näherte, überfiel ihn von neuem die Sorge wegen der Prüfung. N’ton hätte ihm doch keine Hoffnungen gemacht, wenn er nicht einigermaßen sicher gewesen wäre, daß die Weyrführer von Benden das Vorhaben auch befürworteten?
Er stellte es sich wunderbar vor, Ruth zu fliegen. Außerdem konnte er dann ein für allemal beweisen, daß Ruth ein echter Drache war und nicht nur eine zu groß geratene Feuer-Echse, wie Dorse oft spottete. Und schließlich würde er auf Ruths Rücken mehr Abstand zu Dorse gewinnen. Heute zum erstenmal seit vielen Planetenumläufen hatte er das dumme Gerede seines Ziehbruders nicht ertragen müssen. Der Junge war nicht nur auf Ruth neidisch. Solange sich Jaxom zurückerinnern konnte, hatte Dorse ihn mit seinem Spott verfolgt. Ehe Ruth auf die Burg gekommen war, hatte sich Jaxom oft in die dunklen, abgelegenen Räume der großen Burg zurückgezogen. Dorse mochte die dumpfen, düsteren Korridore nicht und ließ ihn dort in Ruhe. Aber mit Ruths Ankunft konnte Jaxom nicht mehr einfach verschwinden. Er wünschte oft, daß er Dorse weniger zu Dank verpflichtet wäre. Aber wenn Deelan nicht zwei Tage vor Jaxoms unerwarteter Geburt Dorse das Leben geschenkt hätte, wäre Jaxom in den ersten Stunden gestorben. Deshalb, so hatten Lytol und der Harfner der Burg ihm eingeprägt, mußte er alles mit seinem Ziehbruder teilen. Wie Jaxom das sah, profitierte Dorse davon weit mehr als er selbst. Der Junge, eine ganze Handspanne größer als er und kräftig gebaut, hatte sicher nicht darunter gelitten, daß er die Muttermilch mit einem anderen teilte. Und Dorse sorgte schon dafür, daß er von allem, was Jaxom besaß, den größeren Anteil erhielt.
Jaxom winkte den Köchen zu, die eifrig damit beschäftigt waren, ein Festmahl herzurichten. Er hoffte mit ganzer Kraft, daß es auch für ihn einen Anlaß zum Feiern geben würde. Neben seinem weißen Drachen ging er weiter zu den alten Ställen, die man ihnen als Quartier zugeteilt hatte. So winzig Ruth bei seiner Ankunft vor anderthalb Planetenumläufen gewesen war, es zeichnete sich doch rasch ab, daß er nicht lange durch den Eingang der Burg-Suite passen würde, welche dem jungen Herrn von Ruatha traditionsgemäß zustand.
So hatte Lytol beschlossen, die alten Ställe mit ihren hohen Deckengewölben in ein Schlafgemach und einen Arbeitsraum für Jaxom sowie einen geräumigen Weyr für den kleinen Drachen umbauen zu lassen. Fandarel, der Meisterschmied, hatte eigens neue Tore entworfen, die ein schmal gebauter Junge und ein tolpatschiger Drache leicht öffnen und schließen konnten.
Ich bleibe hier in der Sonne, erklärte Ruth seinem Freund und starrte vorwurfsvoll zu den Ställen hinüber. Mein Schlaf-Platz ist noch nicht gefegt.
»Alle sind voll damit beschäftigt, die Burg für Lessas Besuch auf Hochglanz zu bringen«, erwiderte Jaxom und mußte unwillkürlich grinsen. Deelan hatte entsetzt losgezetert, als Lytol ihr mitteilte, daß die Weyrherrin nach Ruatha kommen würde. In den Augen seiner Amme war Lessa immer noch die einzige rein-blütige Ruatha; sie allein hatte damals vor mehr als zwanzig Planetenumläufen das schändliche Massaker des machtgierigen Baron Fax überlebt.
Jaxom schälte sich aus seinen feuchten Sachen, nachdem er sein Zimmer betreten hatte. Das Wasser im Krug neben dem
Weitere Kostenlose Bücher