Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Vertraulichkeiten gaben dem Jungen das Gefühl, daß die drei mächtigsten Drachenreiter von Pern ihn, Jaxom von Ruatha, in ihre Mitte aufgenommen hatten.
»Du bist jetzt ein Drachenreiter, Junge«, sagte N’ton.
»Ja.« F’lar dehnte das Wort ein wenig. »Ja, aber du darfst nicht gleich morgen die ganze Welt auf Drachenschwingen erobern. Und versuche ja noch nicht, ins Dazwischen zu gehen! Das wäre viel zu früh. Ich hoffe, du siehst das ein. Schön! Du wirst Ruth von jetzt an täglich trainieren. N’ton, hast du einen Übungsplan mitgebracht?« N’ton reichte dem Weyrführer von Benden eine Schiefertafel, und der gab sie an Jaxom weiter. »Die Flügelmuskeln müssen langsam und sorgfältig gekräftigt werden, sonst überlastest du den Drachen. Darin liegt die Hauptgefahr. Es könnte ein Moment kommen, da Ruth blitzschnell reagieren muß, und dann machen untrainierte Muskeln nicht mit. Du hast sicher von der Tragödie im Hochland gehört?« F’lars Miene war düster.
»Ja, Sir. Finder erzählte mir davon.« Jaxom verschwieg, daß Dorse und seine Kumpane ihn ständig an den Vorfall mit dem Jungreiter erinnerten, der in den Bergen abgestürzt war, weil er von seinem Drachen zuviel verlangt hatte.
»Du trägst stets eine doppelte Verantwortung, Jaxom, gegenüber Ruth und gegenüber deiner Burg.«
»O ja, Sir, das weiß ich.«
N’ton lachte und hieb Jaxom mit der flachen Hand aufs Knie. »Und ob er das weiß – was, Jaxom? Er bekommt es so oft zu hören, daß es ihm sicher schon zum Hals raushängt.«
F’lar wandte sich an den Weyrführer, erstaunt über diese Antwort. Jaxom hielt den Atem an. Konnte es sein, daß N’ton sich unbedacht geäußert hatte? Baron Lytol hämmerte ihm stets ein, erst zu denken und dann zu reden.
»Ich werde Jaxoms Training anfangs selbst beaufsichtigen, F’lar«, fuhr N’ton fort. »Und sein Verantwortungsgefühl ist mehr als ausgeprägt. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich ihm auch beibringen, ins Dazwischen zu fliegen, wenn ich finde, daß er reif genug dafür ist. Ich glaube…« – er deutete auf die beiden Barone, die immer noch heftig mit Lessa diskutierten –, »je weniger wir diese Phase der Ausbildung publik machen, desto besser.«
Jaxom spürte die leise Spannung, die in der Luft lag, als N’ton und F’lar einander ansahen. Unvermittelt trompeteten Mnementh und Ramoth von den Feuerhöhen.
»Sie sind einverstanden«, sagte N’ton leise.
F’lar schüttelte leicht den Kopf und schob die Haarlocke beiseite, die ihm in die Augen fiel.
»Es steht fest, daß Jaxom verdient, ein Drachenreiter zu werden«, erklärte F’nor mit der gleichen Eindringlichkeit. »Und die letzte Entscheidung liegt beim Weyr. Die Barone haben nicht das geringste Mitspracherecht. Ruth ist ein Benden-Drache.«
»Das Hauptgewicht liegt auf der Verantwortung«, sagte F’lar und betrachtete die beiden anderen Reiter mit düsterer Miene. Dann wandte er sich Jaxom zu, der nicht genau wußte, worüber die drei Männer sprachen; ihm war nur klar, daß es um ihn und Ruth ging. »Also gut, meinetwegen. Er soll lernen, ins Dazwischen zu fliegen. Sonst versucht er es eines Tages auf eigene Faust, oder nicht, Baron Jaxom? Immerhin fließt Ruatha-Blut in seinen Adern.«
»Sir?« Jaxom traute seinem Glück noch nicht so recht.
»Nein, F’lar, Jaxom würde so etwas nie tun«, entgegnete N’ton in einem seltsamen Tonfall. »Das ist ja das Problem. Ich fürchte, Lytol hat seine Aufgabe zu gut durchgeführt.«
»Was soll das heißen?« fragte F’lar knapp.
F’nor hielt die Hand hoch. »Da kommt Lytol selbst«, sagte er warnend.
»Jaxom, wenn du nun deinen Freund in seinen Weyr zurückbringen und dann zu uns in den Festsaal kommen könntest?« Der Vormund des jungen Barons verbeugte sich höflich vor den Drachenreitern. Ein Muskel in seiner Wange begann zu zucken, als er sich rasch abwandte und zurück zur Treppe ging.
Er hätte wenigstens jetzt ein Lob aussprechen können… wenn er gewollt hätte, dachte Jaxom und starrte ihm traurig nach.
N’ton hieb ihm erneut aufs Knie und blinzelte ihm zu. »Du bist ein tüchtiger Junge, Jaxom, und ein guter Reiter obendrein.« Dann schlenderte er hinter den anderen Drachenreitern her.
»Sie lassen doch nicht etwa Benden-Wein zur Feier des Tages auftragen, Lytol?« dröhnte die Stimme des Meisterharfners über den Hof.
»Keiner würde wagen, Ihnen etwas anderes vorzusetzen, Robinton!« entgegnete Lessa lachend.
Jaxom sah ihnen nach, wie sie Treppen
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