Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
Erhebungen dicht neben dem einstigen Lavastrom. »Die Hitze an dieser Stelle war vermutlich so stark, daß man sich ihnen lange Zeit nicht nähern konnte.«
»Könnte die gleiche Hitze nicht auch die Häuser und ihren Inhalt zerstört haben?« warf Toric ein.
»Dann wären keine Hügel zu sehen«, entgegnete Fandarel.
Der Südländer schlug ihm jovial auf die Schulter; Fandarel, der im allgemeinen besonderen Respekt gewohnt war, schaute ihn verwirrt an. »Ein Punkt für Sie, Meisterschmied«, lachte Toric. »Ich helfe Ihnen gern beim Graben.«
»Ich würde gern sehen, was sich in den kleineren Buckeln da befindet«, erklärte Lessa. »Es gibt so viele davon. Katen oder Hütten vielleicht – und ich bin sicher, daß die Bewohner bei ihrer eiligen Flucht einige Dinge zurückließen.«
»Ich habe dieses Ding im Auge.« F’lar stieß mit der Stiefelspitze gegen einen mächtigen, grasbewachsenen Hügel.
»Es sind genug Helfer da…« Toric war mit drei langen Schritten bei dem Werkzeug-Stapel, wählte eine Schaufel und drückte dem verblüfften Meisterschmied eine zweite in die Hand. Dann wandte er sich den Hügeln zu, die Fandarel zuvor erwähnt hatte.
»Wenn Torics Überlegungen stimmen – lohnt es sich dann überhaupt, hier zu graben?« fragte F’lar seine Weyrgefährtin.
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Lessa mit großer Entschiedenheit. »Aber ich möchte sehen, was sich im Innern dieser Buckel verbirgt.«
F’lar lachte. »Du hast recht. Mein Hügel könnte ein Drachen-Weyr gewesen sein…«
»Wir helfen Ihnen, Lessa«, erklärte Sharra, und Jaxom holte zwei Schaufeln.
»Menolly, sollen wir mit F’lar zusammenarbeiten?« F’nor brachte der Harfnerin einen leichten Spaten.
»Und Sie, Meister Nicat, wo graben Sie am liebsten?« erkundigte sich N’ton.
Der Bergwerksmeister ließ seine Blicke skeptisch über den Ausgrabungsort wandern. »Ich glaube, unser Schmied hat tatsächlich die größten Erfolgsaussichten. Aber wir sollten uns möglichst weit verteilen. Deshalb schlage ich vor, daß wir hier anfangen.« Er deutete auf die Seite des Plateaus, die dem Meer zugewandt war. Dort bildeten sechs kleinere Hügel einen lockeren Kreis.
Keiner von ihnen war diese Art von Arbeit gewöhnt. Jaxom stand bald der Schweiß am ganzen Körper, und er hatte obendrein das unangenehme Gefühl, daß ihn ständig jemand beobachtete. Doch obwohl er sich des öfteren umdrehte, sah er nichts.
Der Große achtet auf jede deiner Bewegungen, meinte Ruth plötzlich.
Jaxom wandte sich unvermittelt dem Hügel zu, an dem Fandarel und Toric arbeiteten – und tatsächlich, Toric starrte zu ihm herüber. Lessa hörte plötzlich mit einem leisen Stöhnen zu graben auf und betrachtete die Blasen an ihren Händen. »Es ist lange her, seit ich so schwer geschuftet habe«, seufzte sie.
»Und wenn Sie Ihre Reithandschuhe anziehen?« schlug Sharra vor.
»Dann sind meine Hände im Nu klitschnaß vom Schwitzen«, entgegnete Lessa mit einer Grimasse. Sie warf einen Blick auf die anderen Arbeitsgruppen und ließ sich dann lachend im Gras nieder. »So sehr ich den Gedanken hasse, wir werden noch mehr Leute in den Süden holen müssen. Allein schaffen wir das nie.« Sie zerrieb einen Brocken dunkler Erde zwischen den Fingern. »Wie Asche. Körnig. Dabei hatte ich mir geschworen, nie wieder Asche anzurühren. Wußtest du eigentlich, Jaxom, daß ich gerade die Asche vor dem Kamin zusammenkehrte, als damals deine Mutter auf Ruatha eintraf?«
»Nein.« Jaxom war erstaunt über dieses unerwartete Geständnis. »Aber die meisten Leute vermeiden es, mit mir über jene Zeit zu sprechen.«
Lessas Miene wurde düster. »Ich frage mich, weshalb ich ausgerechnet jetzt an Fax denke…« Sie warf einen Blick zu Toric und zuckte die Achseln. »Nun, Fax war auch sehr ehrgeizig. Aber er beging Fehler.«
»Er raubte dem Geschlecht von Ruatha die Stammburg«, sagte Jaxom und rammte den Spaten hart in das Erdreich.
»Das war sein schlimmster Frevel«, erklärte Lessa grimmig. Dann bemerkte sie Sharras Blick und lächelte. »Nun, ich habe die Angelegenheit wieder in Ordnung gebracht. Hör doch einen Moment zu buddeln auf, Jaxom! Deine Begeisterung macht mich ganz schlapp.« Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ja, ich glaube, wir brauchen noch ein paar kräftige Helfer. Zumindest für meinen Hügel!« Sie schlug mit der Hand gegen die Grasnarbe. »Man kann nicht mal sagen, wie hoch die Asche liegt. Vielleicht befindet sich gar nichts
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