Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
gut fort.«
»Wir wollten schon einmal mit dir darüber sprechen, aber dann kam das Fieber dazwischen. Bis jetzt war einfach keine Gelegenheit…« N’ton verhaspelte sich nervös.
»Ich kann damit leben. Es gibt genügend andere Beschäftigungen.«
»Jaxom – es tut mir so leid!«
»Es war doch nicht Ihre Schuld, N’ton!«
»Versteht Ruth, was sie gesagt hat?«
»Ruth will im Moment nur, daß ich ihm den Rücken kraule.« Noch während er das sagte, wunderte sich Jaxom, daß Ruth nicht den geringsten Ärger zeigte.
Da, das ist genau die Stelle! Etwas stärker, bitte!
»Damals im Fort-Weyr ahnte ich wohl bereits, daß etwas nicht stimmte«, fuhr Jaxom fort. »K’nebel rechnete ganz fest damit, daß Ruth das grüne Weibchen verfolgen würde. Ich nahm an, daß Ruth eine längere Reifeperiode als die anderen Drachen hatte, weil er so klein war.«
»Er ist völlig erwachsen, Jaxom.«
In der Stimme des Bronzereiters klang Bedauern mit.
»Und? Er ist mein Drache, und ich bin sein Reiter. Wir sind zusammen.«
»Er ist jedenfalls einmalig!« N’ton sagte es mit Nachdruck und strich liebevoll über Ruths Nacken. »Genau wie du, mein junger Freund!« Lioth summte im Hintergrund, und Ruth wandte ihm den Kopf zu.
Lioth ist ein feiner Kerl. Und sein Reiter ist ein guter Mensch. Ich mag sie beide.
N’ton legte Jaxom einen Moment lang den Arm um die Schultern. »Ich muß jetzt zu Wansor. Glaubst du, daß du allein zurechtkommst?«
»Aber ja, N’ton. Ich möchte nur noch Ruth versorgen.«
Einen Moment zögerte der Weyrführer von Fort, dann drehte er sich um und ging rasch auf seinen Bronzedrachen zu.
»Ich glaube, wir ölen die Haut besser ein, Ruth«, meinte Jaxom. »Ich habe dich in letzter Zeit arg vernachlässigt.«
Ruth hob den Kopf, und in seinen Augen schimmerten blaue Punkte. Du vernachlässigst mich nie! »Dann wäre deine Haut nicht so rissig.«
Du hattest eine Menge zu tun.
»Warte, ich hole etwas Öl aus der Küche!«
Jaxoms Augen waren an die tropische Nacht gewöhnt. Er fand den Weg zum Haus, besorgte sich in der Küche ein Gefäß mit Öl und lief zurück. Müdigkeit setzte sich in seinem Innern fest. Mirrim war eine eklige Person. Nur weil er es abgelehnt hatte, sie und Path mitzunehmen… Aber das Urteil der Drachenreiter über Ruth hätte er früher oder später ohnehin erfahren. Warum blieb Ruth so völlig gelassen? Ob der weiße Drache eher gereift wäre, wenn er selbst sich bereit gezeigt hätte, die Paarung mitzumachen? Ruth war durchaus nicht immun gegen sexuelle Erregung, das wußte er. Immer, wenn Jaxom Corana in den Armen gehalten hatte, war der Drache in Gedanken bei ihm gewesen.
Ich liebe mit dir, und ich liebe dich. Aber mein Rücken ist mir im Moment wichtiger.
Jemand stand neben Ruth und kraulte ihn. Wenn diese Mirrim es wagte… Wütend trat Jaxom einen Schritt vor.
Sharra ist bei mir, erklärte Ruth in aller Ruhe.
»Sharra?« Er schluckte seinen Ärger herunter. »Ich habe Öl mitgebracht. Ruths Haut ist ganz rissig, so sehr habe ich ihn vernachlässigt.«
»Du hast Ruth nie vernachlässigt«, erklärte Sharra mit solchem Nachdruck, daß Jaxom erstaunt lächelte.
»Hat Mirrim…?« begann er und hielt ihr das Öl entgegen, so daß sie die Finger eintauchen konnte.
»Ja, und du darfst sicher sein, daß sie auf wenig Mitgefühl bei uns stieß!« Sie rieb das Öl so heftig in Ruths Haut, daß der Drache sich beschwerte. »Entschuldige, Ruth! Der Harfner schickte Mirrim nach Benden zurück.«
Jaxom warf einen Blick zum Strand, und Mirrims Path war tatsächlich verschwunden.
»Und dich schickte er zu mir?« fragte er vorsichtig.
»Nun – eigentlich nicht.« Sharra zögerte. »Ich wurde hergerufen.«
»Gerufen?« Jaxom hörte auf, Ruths Haut zu massieren, und starrte sie an.
»Von Ruth. Er sagte, daß Mirrim…«
Jaxom unterbrach sie mitten im Satz. »Du kannst Ruth verstehen?«
Sie mußte mich doch verstehen, als du schwerkrank warst, Jaxom, erklärte Ruth im gleichen Moment, als Sharra laut sagte: »Ja, seit deiner Krankheit.«
»Ruth, warum hast du Sharra gerufen?«
Sie ist gut für dich. Du brauchst sie. Mirrims und N’tons Worte haben dich so verärgert, daß ich deine Gedanken nicht mehr fühlen kann. Ich mag das nicht. Sharra wird dich lockern.
»Willst du das wirklich für uns tun, Sharra?«
Diesmal zögerte Jaxom nicht. Er nahm Sharras Hände, ölverschmiert, wie sie waren, und zog sie an sich, beglückt, daß sie fast so groß war wie er und er nur
Weitere Kostenlose Bücher