Die Drachenreiter von Pern 05 - Der weiße Drache
es insgesamt noch zweihundertachtundvierzig – und nur fünf Bronze-Reiter. Wer von ihnen mag wohl das Königin-Ei zurückgebracht haben?«
»Das Ei ist wieder an seinem Platz – das allein zählt«, erwiderte F’lar und nahm einen tiefen Zug. »Obwohl ich jenem Reiter zutiefst dankbar bin.«
»Es ließe sich herausfinden«, warf N’ton ruhig ein. F’lar schüttelte den Kopf. »Vielleicht mag ich es gar nicht wissen. Vielleicht ist es besser, nichts darüber zu erfahren – wenn nur aus dem Ei eine gesunde kleine Königin schlüpft.«
»Fandarel hat den Finger in die Wunde gelegt«, meinte Brekke, Während sie anmutig Wein nachschenkte. »Seht nur, wie sich alte Freunde und Verbündete heute gegenüberstehen! Das bereitet mir mehr Kummer als alles andere. Und…« – sie schaute die Anwesenden der Reihe nach an – »ich finde es schlimm, daß man die Feuer-Echsen plötzlich mit Haß verfolgt, nur weil einige aus Loyalität zu ihren Besitzern in dieser schrecklichen Angelegenheit eine Rolle spielten. Ich weiß, ich urteile in diesem Punkt nicht objektiv…« – sie lächelte traurig –, »aber ich habe auch mehr Grund als alle anderen, den kleinen Geschöpfen dankbar zu sein. Ich wäre froh, wenn auch in ihrem Fall die Vernunft siegen würde.«
»Ich verstehe dich, Brekke«, antwortete F’lar, »aber wir müssen im Moment behutsam sein. In der Aufregung dieses Morgens fiel manches Wort, das nicht so ernst gemeint war.«
»Ich hoffe es, ich hoffe es von ganzem Herzen«, sagte Brekke. »Aber Berd übermittelt mir Bilder von Echsen, die vom Feuer der Drachen versengt wurden.«
Robinton stieß einen erstaunten Ruf aus. »Ich erhielt die gleichen wirren Eindrücke von Zair, ehe ich ihn zu dir schickte, Brekke. Aber kein Drache hier hat…« Er ließ seine Blicke über die anderen Weyrführer schweifen. Einige nickten, andere zeigten Besorgnis und Ungläubigkeit.
»Noch nicht…«, meinte Brekke und warf einen bedeutsamen Blick zu Ramoths Lager.
»Dann müssen wir dafür sorgen, daß die Königin durch den Anblick von Echsen nicht mehr verärgert wird«, erklärte F’lar energisch. Er hob beschwichtigend die Hand, als die ersten Proteste laut wurden. »Wenigstens im Augenblick! Ich weiß, daß sie nützlich sind. Einige haben sich sogar als sehr zuverlässige Boten erwiesen. Viele von euch schätzen die kleinen Tierchen. Aber schickt sie zu Brekke, wenn es unbedingt nötig ist, Benden eine Nachricht zu übermitteln.« Bei seinen letzten Worten schaute er Robinton an.
»Feuer-Echsen meiden Orte, an denen sie nicht willkommen sind«, sagte Brekke. Dann, um ihren Worten den Stachel zu nehmen, fügte sie mit einem schwachen Lächeln hinzu: »Außerdem wirken sie im Moment total verängstigt.«
»Wir tun also gar nichts, bis die junge Königin geschlüpft ist?« erkundigte sich N’ton.
»Doch – eines. Holt die Mädchen in den Weyr, die man bei der Suche entdeckt hat! Lessa möchte Ramoth sicher langsam an ihre Nähe gewöhnen. Wir sehen uns dann bei der Gegenüberstellung wieder, Weyrführer.«
»Ich wünsche viel Glück für den großen Augenblick«, sagte D’ram sehr ernst. Die anderen pflichteten ihm bei.
Robinton hatte halb gehofft, daß F’lar ihn zurückhalten würde, bis die anderen gegangen waren. Aber F’lar vertiefte sich in ein Gespräch mit D’ram, und Robinton spürte mit leiser Bitterkeit, daß seine Anwesenheit nicht erwünscht war. Es schmerzte den Meisterharfner, daß ein Mißklang das Verhältnis zwischen ihm und den Weyrführern von Benden trübte, und er fühlte sich müde, als er den Rückweg antrat. Immerhin, F’lar hatte seine Bitte um Bedachtsamkeit unterstützt. Als er die letzte Biegung des Korridors erreichte, sah er Mnementh auf dem Felsensims kauern und zögerte, mit einemmal unsicher, ob er sich Ramoths Gefährten nähern sollte.
»Nun machen Sie kein so langes Gesicht, Robinton!« N’ton war neben ihn getreten und faßte ihn am Ellbogen. »Sie hatten vollkommen recht, daß Sie Lessas Wahnsinn den Riegel vorschoben – und Sie waren vermutlich der einzige, der die Macht dazu besaß. F’lar weiß das sehr gut.« N’ton grinste. »Aber er muß schließlich mit Lessa leben.«
»Meister Robinton!« F’nor hatte die Stimme gesenkt, als wolle er nicht, daß jemand seine Worte hörte. »Hätten Sie noch Zeit, Brekke und mich zu besuchen? Sie auch, N’ton, wenn man Sie nicht auf Fort zurückerwartet?«
»Ich stehe gern zu Ihrer Verfügung«, meinte der jüngere
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