Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
Himmel.
»Ich könnte mir denken, daß so ein Mann in der Harfnerhalle von größerem Nutzen wäre als auf einer Burg.«
»Mein Vater hatte genug Verstand, das zu verhindern.«
»Warum? Bei dem Talent …«
»Sein Großvater war Harfner auf unserer Burg und erinnerte sich zu oft an Dinge, die besser in Vergessenheit geraten wären.« Alessan grinste boshaft. »Mein Großvater sorgte dann dafür, daß seine Fähigkeiten weniger … nun ja, weniger rufschädigend eingesetzt wurden. Aber eine ganze Reihe seiner Verwandten sind der Harfnergilde eng verbunden. Sie arbeiten vor allem in den Archiven, wo sie sich die alten Schriften einprägen, ehe die Tinte auf den dünnen Häuten ganz verblaßt ist.«
Sie suchten sich einen freien Platz im Zielraum und beobachteten den Einlauf des sechsten Rennens. Hier und da fingen sie Gesprächsfetzen auf. Die meisten Leute schienen zufrieden mit dem Fest und dem neuen Burgherrn, auch wenn manche eher freimütige Bemerkung Alessan in Verlegenheit zu bringen schien. Das Hauptgesprächsthema bildete jedoch das Wetter.
»Die Hitze kommt viel zu früh! Wir werden im Sommer zerfließen.«
»Ich ziehe die milden Tage zwar Regen- und Schneestürmen vor, aber irgendwie widerspricht es dem natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten …«
»Meine Herden sind unruhig. Bei der Wärme steigen ganze Wolken von Insekten auf und quälen die Tiere, bis sie nichts mehr fressen …«
»Ein paar Tage Frost würden Pern guttun. Auch die Tunnelschlangen vermehren sich wie rasend.«
»Ich überlege schon, ob ich vorzeitig mit der Schur anfangen soll. Die Wolle ist zwar noch dünn, aber die Tiere schwitzen zum Erbarmen. Wenn es dann allerdings wieder kalt wird …«
Moreta warf Alessan einen lächelnden Blick zu. »Seien Sie froh, daß die Leute sich nur über das Wetter beschweren. Kein Pächter erwartet von seinem Burgherrn, daß er das Wetter ändert. Für solche Dinge müssen meist die Weyr herhalten.« Sie schnitt eine Grimasse.
Der letzte Lauf brachte ein überraschendes Ergebnis. Zwei Renner überquerten die Ziellinie so dicht nebeneinander, daß selbst das geübteste Auge keinen Unterschied sah. Unter den Wettern und Besitzern entwickelte sich ein heftiger Disput. Alessan, der genau an der Ziellinie gestanden hatte, griff in den Streit ein und verdoppelte kurzerhand die Siegprämie.
Das war genau die richtige Entscheidung. Zufrieden und gutgelaunt verließen Reiter, Rennknechte und Zuschauer die Bahn.
»Sie sind ein großzügiger Burgherr, Alessan.«
»Vielen Dank.« Alessan schaute zu den Koppeln hinüber. »Ah, gerade rechtzeitig …« Moreta folgte seinen Blicken. Ein Knecht führte ein kräftiges hochbeiniges Tier heran, das eine Satteldecke in den Farben von Ruatha trug. »Steigen Sie auf, Lady Moreta!«
»Das ist die Kreuzung, die Sie für Ihren Vater züchten mußten, nicht wahr?«
Alessan nickte lachend. Er half ihr beim Aufsteigen und schwang sich dann hinter sie auf den breiten Sattel.
»Also, ich persönlich würde Squealer vorziehen«, meinte sie, als sich der Tier in Bewegung setzte.
»Aus Ihnen spricht die Rennbegeisterung. Mein Vater ließ sich mehr von der Vernunft leiten.« Alessans Blick streifte erneut die halbleeren Koppeln zu beiden Seiten der Rennbahn.
»Ich verstehe wirklich nicht, was Ratoshigan gehindert hat, seine Renner hier antreten zu lassen. Er hätte geradewegs den Fluß heraufsegeln können.« Alessan schüttelte den Kopf. »Im Normalfall läßt sein Pächter Soover - Sie kennen ihn sicher von Süd-Boll - selbst bei Feuer, Nebel oder Sporeneinfall kein Rennen aus.«
»Es sind doch mehr als genug Leute auf Ihrem Fest erschienen!« Moreta deutete auf die Verkaufsbuden, vor denen sich dichte Menschentrauben drängten.
Auch die Tische rund um die Tanzfläche waren bereits belagert. Verlockender Bratenduft drang zu ihnen herüber.
Alessan war quer durch das Feld geritten und lenkte das Tier jetzt auf die Straße, die zur Burg hinaufführte. Moreta warf einen Blick auf die Feuerhöhen. Sie stellte fest, daß sich Tamianth vom Hochland zu Orlith gesellt hatte.
»Manche Geschöpfe lieben die Wärme«, meinte Alessan. »Kann es sein, daß die ausgiebigen Sonnenbäder den Drachen helfen, die Kälte im Dazwischen besser zu ertragen?«
Moreta erschauerte unwillkürlich, und Alessan legte ihr den Arm fester um die Taille.
»Wenn wir gegen die Fäden ankämpfen, bin ich dankbar für die Kälte des Dazwischen«, entgegnete sie. Ihre Gedanken wandten sich dem
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