Die Drachenreiter von Pern 07 - Moreta, Die Drachenreiterherrin von Pern
aufgetragen, und bei all den Gästen …« Oklina hakte geschickt das Leibchen am Rock fest und begann es am Rücken zu schnüren.
»Wenn ich besser achtgegeben hätte …«
»Oh, Mari wäre am liebsten im Erdboden versunken, als er merkte, wen er da mit dem Schmutzwasser übergossen hatte! Er brachte das Gewand selbst hierher und ging erst wieder, als er sah, daß die Mägde es ins Waschhaus trugen. So ein schönes neues Kleid - und noch vor dem ersten Tanz verdorben …« Oklina seufzte und warf einen wehmütigen Blick auf ihr eigenes Kleid, das offensichtlich eine ihrer älteren Schwestern abgelegt hatte.
»Mit dieser Robe kann ich sicher leichter tanzen«, lachte Moreta und wirbelte im Kreis, daß der Rock flog.
»Alessan befahl uns ausdrücklich, Kleider herzurichten, die elegant genug sind, daß Sie zum Tanz bleiben.«
»Tatsächlich?«
»Ich … das hätte ich wohl nicht sagen dürfen.« Tränen standen in Oklinas Augen, aber dann schluckte sie und fuhr fort: »Wissen Sie, er war seit Surianas Tod auf keinem Fest mehr. Nicht einmal zu seiner Einsetzung als Erbbaron kam er. Hat er sich gefreut, als Squealer siegte?«
»Er war begeistert!« Moreta lächelte über die Bewunderung, die Oklina ihrem Bruder entgegenbrachte. »Und das mit Recht! Der Renner gewann mit fünf Längen Vorsprung.«
»Oh, wirklich? Und er hat seine Freude echt gezeigt?« Als Moreta nickte, begannen die dunklen Augen des Mädchens zu leuchten. »Ich habe nur den Start mitverfolgt . ..« Das ausdrucksvolle Gesicht verdüsterte sich kurz. »… und die Anfeuerungsrufe gehört. Sind Sie Dag begegnet? Dag läßt Squealer nicht aus den Augen. Der Alte versteht eine Menge von Rennen. Er arbeitete früher als Jockey bei Baron Leef. Siegrenner wittert er geradezu. Und er hatte Vertrauen in Alessans Zuchtversuche, obwohl alle anderen meinten, er solle die Finger davon lassen, ehe Baron Leef …« Oklina biß sich auf die Unterlippe. »Ich fürchte, ich rede zuviel.«
»Ich höre Ihnen gern zu.« Moreta erlebte einen solchen Redeschwall nicht selten. Gerade die jüngeren Mädchen auf einer Burg wurden ziemlich unterdrückt und fanden kaum Gelegenheit, ihre Gefühle und Meinungen zu äußern. »Und ich bin sicher, daß Squealer die Zeit und die Mühe lohnen wird, die Alessan und Dag aufgewendet haben.«
»Ja?« Oklina strahlte. »Oh, die Harfner fangen an!« Das Mädchen lief ans Fenster und schaute zur Tanzfläche hinunter.
»Dann kommen Sie! Es wird höchste Zeit zum Tanz!«
Oklina warf ihr einen schüchternen Blick zu. Moreta konnte sich denken, daß Lady Uma dem jungen Mädchen eine Reihe anderer Arbeiten zugedacht hatte, aber sie wollte persönlich dafür sorgen, daß die Kleine das Fest ein wenig genießen konnte.
Die Korridore und der Saal waren leer, und im Hof entzündeten Mägde eben die Leuchtkörbe. Moreta blieb einen Moment lang auf der Rampe stehen und warf einen Blick hinauf zu den Feuerhöhen. Orlith hatte die Augen geschlossen und schlief in der Abendsonne. Wahrscheinlich wachte sie erst wieder auf, wenn die kühle Nachtbrise einsetzte. Die meisten anderen Drachen aber betrachteten das lebhafte Treiben mit großen funkelnden Augen.
»Herrliche Geschöpfe!« Oklinas Tonfall verriet Entzücken und Furcht zugleich. Einen Moment lang stockte sie, doch dann sprudelte sie hervor: »Hatten Sie … große Angst?«
»Bei der Gegenüberstellung? Und wie! Die Sucher entdeckten mich erst am allerletzten Tag auf dem Hof meines Vaters. Man brachte mich in höchster Eile nach Ista, wo ich gerade noch Zeit fand, ein Bad zu nehmen und mich umzuziehen. Ehe ich so richtig erfaßte, was geschah, stand ich schon in der Brutstätte. Orlith verzieh mir zum Glück, daß ich zu spät kam …« Ein sanftes Lächeln huschte über Moretas Züge.
Oklina seufzte sehnsüchtig.
Früher hatte Moreta oft Schuldgefühle entwickelt, wenn junge Mädchen sie um ihr Leben im Weyr beneideten. Inzwischen aber wußte sie, daß es nicht genügte, eine Drachenkönigin für sich zu gewinnen. Was danach kam, waren meist harte Arbeit und Pflichterfüllung.
»Wenn mein Bruder nicht zum Nachfolger auf Ruatha bestimmt worden wäre, hätte er vielleicht auch einen Drachen für sich gewonnen«, wisperte Oklina der Weyrherrin zu.
»Tatsächlich?« Moreta war verblüfft. Sie wußte gar nicht, daß man auf Ruatha nach möglichen Kandidaten für die Gegenüberstellung gesucht hatte.
»Dag hat es mir verraten.« Oklina nickte heftig. »Es war vor zwölf
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