Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
erweitern. Leider predigten zu viele Leute irgendetwas, das sie selbst nicht zu befolgen gedachten.
Chalkin stieß ein Grunzen aus und fragte sich säuerlich, ob die Architekten vom Weyrführer die Baugenehmigung eingeholt hatten. Fäden! Abermals stieß er den Atem aus und wünschte sich, Paulin, der angeregt mit den Burgherren von Benden plauderte, während er und seine Gemahlin sie an den Tisch für Ehrengäste geleiteten, möge sich beeilen. Er lechzte danach, den prickelnden Weißwein zu probieren.
Ungeduldig mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte trommelnd, wartete er auf die Ankunft seines Gastgebers und das Entkorken der verlockenden Flaschen.
K'vin, der Reiter des Bronzedrachen Charanth, brachte seine Lippen dicht an das Ohr des jungen blauen Reiters, der vor ihm saß.
»Das nächste Mal wartest du mein Zeichen ab!«, rügte er ihn.
P'tero grinste nur und schielte verschmitzt nach hinten; in seinen strahlend blauen Augen blitzte der Schalk.
»Ich wusste doch, dass du mich auffangen würdest!«, rief er zurück. »Um mich hängen zu lassen und Weyrgeheimnisse zu verraten, gibt es da drunten zu viele Zuschauer.« Dann winkte P'tero Ormonth aufmunternd zu, der nun Seite an Seite mit Charanth flog, so dass ihre Schwingenspitzen sich beinahe berührten. Von unten konnte man es nicht sehen, doch ein Sicherheitsgeschirr verband den blauen Reiter immer noch mit seinem Drachen. P'tero öffnete die Schließen, und die Gurte baumelten frei herunter.
»Du hattest Glück, dass ich gerade hochschaute!«, schnauzte K'vin ihn so ruppig an, dass der unbekümmerte junge Bursche bis in die Ohrläppchen errötete. »Merkst du denn nicht, wie sehr du Ormonth erschreckt hast?« Er deutete auf den blauen Drachen, dessen Haut vor Angst stumpfe Flecken aufwies.
P'tero brüllte eine Erwiderung, die K'vin nicht verstand; also beugte er sich nach vorn und hielt seine rechte Ohrmuschel näher an den Mund des blauen Reiters.
»Ich war nicht in Gefahr!«, wiederholte P'tero. »Dieses Geschirr ist brandneu, und Ormonth hat zugesehen, wie ich die Gurte flocht.«
»Hah!« Jeder Reiter wusste, dass Drachen nicht immer Ursache und Wirkung in Zusammenhang brachten. Es war höchst unwahrscheinlich, dass Ormonth aus der Tatsache, dass sein Reiter ein neues Geschirr trug, auf dessen unbedingte Sicherheit schloss.
»Danke sehr«, fügte P'tero hinzu, als er spürte, wie K'vin ihre beiden Koppel ineinander verhakte. Es stand zwar nur noch die Landung bevor, aber K'vin wollte P'tero ostentativ eine Lektion in Punkto Vorsicht erteilen.
Mut wusste K'vin zu schätzen, doch für Leichtsinn hatte er absolut kein Verständnis, vor allen Dingen dann nicht, wenn dadurch ein Drache kurz vor einem Fädenfall in Gefahr geriet. Sorgfalt und Umsicht hatten es verhindert, dass sein Weyr jemals ein Tier verlor, und er beabsichtigte, diesen Rekord zu halten.
Von seinem blauen Drachen abzuspringen, noch ehe K'vin das vereinbarte Signal gab, stellte ein völlig unnötiges Risiko dar. Zum Glück hatte K'vin P'teros Fall gesehen. Das Herz war ihm beinahe stehen geblieben, obwohl er wusste, dass P'tero ein besonders strapazierfähiges Sicherheitsgeschirr trug. Selbst wenn er und Charanth ihn nicht in der Luft abgefangen hätten, wäre sein Sturz durch die langen, elastischen Riemen gebremst worden.
Das Manöver war halsbrecherisch gewesen, und nicht sehr gut ausgeführt. Und hätte Charanth nicht so schnell reagiert, hätte sich P'tero leicht gebrochene Knöchel oder schwere Prellungen zuziehen können. Selbst der robusteste Sicherheitsgurt konnte letzten Endes Blessuren nicht gänzlich verhindern.
P'tero hingegen zeigte immer noch keine Reue. K'vin hoffte nur, dass sein tolldreister Stunt den Effekt haben würde, auf den der bis über beide Ohren verliebte P'tero nämlich abzielte. Sein Gefährte befand sich drunten bei den Zuschauern, mit wild pumperndem Herzen, und ohne Zweifel würde P'tero die Früchte seiner waghalsigen Vorführung irgendwann in dieser Nacht ernten.
K'vin bedauerte es, dass es nicht genügend Mädchen gab, die sich bereit erklärten, von einem grünen Drachen auserwählt zu werden. Mädchen waren im Allgemeinen beständiger, zuverlässiger. Doch da viele Eltern in erster Linie darauf erpicht waren, für ihre verheirateten Kinder Grund und Boden zu ergattern – und kein Drachenreiter, ob männlich oder weiblich, durfte Land besitzen –, wurden immer weniger Mädchen dazu ermutigt, sich bei dem Schlüpfvorgang an der Brutstätte
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