Die Drachenreiter von Pern 14 - Drachenauge
auf. »Genauso hat Sean den Fädenfall Nummer 325 beschrieben, im Jahr achtundfünfzig N.L. Exakt bis in jede Einzelheit.«
»Ach, das war Fädenfall Nummer 325?«, brummte B'nurrin mit schelmisch blitzenden Augen. »Ich hätte eher angenommen, dieser Fädenfall gliche dem im Jahr sechzig N.L. Beziffert ist er mit Nummer 499.«
»B'nurrin?« Warnend hob M'shall die Augenbrauen, um zu verhindern, dass der übermütige junge Weyrführer von Igen S'nan weiterhin aufzog.
»Ich finde, wir haben noch einmal Glück gehabt«, äußerte D'miel von Ista kopfschüttelnd. »Das muss nicht immer so bleiben. Offen gestanden hatte ich Schlimmeres befürchtet …«
»Aber es ist doch eine angenehme Enttäuschung, oder nicht?«, entgegnete K'vin schmunzelnd, obwohl er mit D'miel übereinstimmte. Alles war viel zu glatt gelaufen.
»Unsinn!«, wehrte G'don ab. »Wir waren einfach gut! Jeder von uns tat sein Möglichstes, und wir alle sind bis zur Perfektion gedrillt. Außerdem waren wir so aufgekratzt, dass uns nichts mehr bremsen konnte. Ich für meinen Teil schäme mich nicht zuzugeben, dass ich tatsächlich die ganze Zeit über bis zum Äußersten gespannt war.« Andere nickten ihm beifällig zu. »Und wir ließen Vorsicht walten. Erst wenn wir uns an die Gefahr gewöhnt haben, werden sich Nachlässigkeiten einschleichen und uns zu unnötigen Risiken verführen.«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut.
»Während eines Fädenfalls dürfen wir uns nicht die geringste Unaufmerksamkeit leisten!«, pflichtete S'nan ihm bei. »Das ist das Allerwichtigste!«
»Und wenn wir über Süd-Benden und Keroon Einsätze fliegen, müssen wir doppelt vorsichtig sein«, flüsterte Zulaya K'vin ins Ohr.
»Ich bin stolz auf die Leistung der Geschwader!«, sagte K'vin. »Nur wenige Fäden erreichten den Boden, und dort machte man kurzen Prozess mit ihnen. Dank Vergerin, möchte ich hinzufügen, der Bitra auf den neuesten Stand der Verteidigungsbereitschaft gebracht hat …«
Der Burgherr von Bitra war damit beschäftigt, Hegmons perlenden Wein an die Gäste im Burghof auszuschenken.
»Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Chalkin hier noch das Regiment führte«, äußerte Irene und prostete Vergerin mit ihrem gefüllten Glas zu.
»Wer denkt denn jetzt noch an Chalkin?«, wehrte Laura vom Ista-Weyr lachend ab.
»Er hätte uns den Champagner bestimmt nicht gegönnt«, behauptete Irene. »Das ist mal sicher.«
»Wie haben Sie Hegmon dazu gebracht, Ihnen diesen köstlichen Tropfen zu überlassen, Vergerin?«, erkundigte sich G'don, sein Glas andächtig an die Lippen führend.
»Man könnte sagen, wir sind alte Freunde«, antwortete Vergerin schmunzelnd.
»Wurden Verletzungen gemeldet?«, fragte M'shall mit nüchterner Miene.
»Nur geringfügige Verbrennungen«, erwiderte K'vin. Die anderen Geschwaderführer konnten auch keine ernsthaften Verwundungen melden.
»Noch mal gut gegangen«, stellte M'shall fest. »Hoffentlich werden die einzelnen Reiter durch den Erfolg nicht übermütig. Wir müssen dafür sorgen, dass sie mit beiden Beinen am Boden bleiben.«
»Auf dem Rücken ihrer Drachen, willst du damit wohl sagen«, korrigierte seine Gefährtin ihn humorvoll.
»Seht es mal so«, wandte B'nurrin grinsend ein. »Wir müssen nur noch sechstausendsechshundertneunundvierzig Kampfeinsätze fliegen, plus minus ein paar hundert. Dann haben wir wieder zweihundert Jahre lang Ruhe.«
Einen Augenblick lang herrschte verblüfftes Schweigen, während die Umstehenden diese Information verdauten. Derweil machte sich B'nurrin davon, ehe der volle Zorn seiner Gefährten ihn traf.
»Aber der Fädenfall hat begonnen«, sagte K'vin leise zu Zulaya, die in stolzer Haltung neben ihm stand. »Wir sind dem Feind begegnet.«
»Es kann noch spannend werden. Ich bin froh, dass ich in diesen Zeiten lebe …«
»Und dass wir einen Drachen reiten!«
So begann der zweite Vorbeizug der Fäden auf Pern!
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