Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
Bug, und die Mannschaft machte sich bereit, die Fangnetze herunter zu lassen.
An Steuerbord konnte Robinton tatsächlich den Fischschwarm sehen. Die fetten, glatten Leiber waren grau gestreift, so lang wie sein Unterarm und mit stumpfen, glotzäugigen Köpfen bedacht. So viele Fische auf einmal hatte er noch nie gesehen. Sicher, als Kind hatte er während seines Aufenthalts in Burg Pierie geangelt, doch eine derartige Anhäufung von Fischen war ihm neu.
Wie konnten sie die Richtung ändern, ohne zusammenzustoßen? Hatten sie einen Anführer, wie manche Herdentiere? Oder besaßen sie einen Instinkt wie die Drachen, die niemals gegeneinander prallten, selbst wenn sie in dichtem Formationsflug aus dem Dazwischen auftauchten. Er fand das Ganze faszinierend.
Dann wurden unter lautem Getöse die Netze ausgefahren, und Robinton beeilte sich, den Seeleuten zu helfen.
Dies war der letzte schöne Tag der Fangfahrt, denn von nun an türmten sich wahre Wolkengebirge auf, und sie mussten in strömendem Regen schuften. Robinton war erschöpft. Seine Muskeln schmerzten von der ungewohnten Anstrengung, und seine Hände waren wund gescheuert. Als er einmal nach der Abendmahlzeit zum Musizieren aufgefordert wurde, zog er seine Flöte hervor, um seine schrundigen Finger zu schonen.
Er atmete auf, als sie schließlich in den tiefen natürlichen Hafen von Tillek segelten, dem sichersten Ankerplatz an der lang gestreckten Westküste. In die hohen Steilklippen hatte man terrassenförmig abgestufte Reihen von Behausungen entweder in den massiven Fels gehauen oder aus dem regionalen Stein gebaut. Manche Fischer konnten mit ihren Booten direkt vor ihrer Hütte anlegen. Landebrücken, die sich mit Ebbe und Flut bewegten, gewährten einen bequemen Zugang zu den Treppen, von denen manche tief in die felsige Steilküste eingeschlagen waren.
Als die Maid des Nordens an den Wellenbrechern vorbei glitt, die die U-förmige Hafeneinfahrt verlängerten, winkten die Menschen den Seeleuten zu, die dabei waren, die Segel aufzugeien. Gostol überließ das Andocken seiner Tochter, und Robinton wusste, was für Vesna dabei auf dem Spiel stand. Mit Kasia an seiner Seite, schaute er mit angehaltenem Atem dem Anlegemanöver zu.
Kasia hatte ihre wetterfeste Kleidung gegen einen langen Rock und einen dicken Wollpullover eingetauscht, um sich vor der frischen Brise zu schützen. Ihr Haar war zu einem ordentlichen Zopf geflochten. Robinton fand, sie sähe längst nicht mehr so traurig aus wie früher. Vielleicht hatte sie diese Fangfahrt mitgemacht, um endlich ihre Trauer um Merdine zu überwinden. Tatsächlich hatte sie seinen Namen sogar einmal erwähnt.
»Du kannst wieder atmen, Rob«, sagte sie lachend und hängte sich bei ihm ein.
Dass sie ihn mit »Rob« anredete, fasste er als ein gutes Zeichen auf. Es konnte bedeuten, dass sie ihn sympathisch fand.
»Ob sie es schafft?« fragte er. Kasia verstand eine Menge vom Segeln.
»Es sieht ganz danach aus. Das Schiff hat gerade genug Fahrt, um den Anleger zu erreichen und zu stoppen.«
Die Maid des Nordens schob sich so sachte durch das Wasser, dass ihr Bug kaum Wellen erzeugte.
Kasia lächelte und lehnte sich gegen Robinton. Ihren Landesteg hatten sie fast erreicht. Auf Deck standen Matrosen, die Festmacheleinen in den Händen. Die Fender waren bereits über Bord gehängt. Am Pier drängten sich Männer und Frauen, um die Leinen aufzufangen und sie an den Pollern zu befestigen. Dann galt es, die verderbliche Ladung möglichst rasch zu löschen.
Die Zeit schien still zu stehen, als die Maid des Nordens langsam vorrückte, bis sie das Dock touchierte. Die Leinen wurden herüber geworfen und um die Poller geschlungen.
Kasia ließ Robintons Arm los und klatschte der erfolgreichen Vesna begeistert Beifall. Anerkennende Zurufe wurden laut, und Robinton lachte, als Vesna sich in einer theatralischen Geste den Schweiß von der Stirn wischte und dabei strahlend lächelte.
»Gostol ist ein strenger Lehrmeister, aber ich glaube, sie hat den Test bestanden«, meinte Kasia. »Komm mit. Das Ausladen wird Stunden dauern, und ich sehne mich nach einem ausgiebigen heißen Bad. Meine Haare müssen schrecklich nach Fisch und Bratenfett stinken.«
Da sie während der Fahrt mit keiner Silbe über mangelnden Komfort geklagt hatte, wunderte sich Robinton, dass sie auf einmal so heikel war. Obwohl er sich genauso dringend säubern musste wie sie.
Bei Gostol hatten sie sich schon vor der Einfahrt in den Hafen bedankt,
Weitere Kostenlose Bücher