Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
sich vornahm, ihn nach seinem Schneider zu fragen. Als Robinton sauberes Zeug trug, bemerkte er den Gestank, den sein Packsack verströmte. Er wollte ihn gleich hinunter in den Waschraum bringen, damit die üblen Gerüche nicht seine Wohnung verpesteten. Es war immerhin möglich, dass Kasia … er wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.
Er entschuldigte sich bei der Wäscherin, einer alten Frau, für den Zustand seiner Sachen, und sie grinste ihn mit ihrem zahnlosen Mund unbekümmert an. Auf einmal hörte er leichtfüßige Schritte auf der Treppe. Kasia kam mit ihrem eigenen Bündel an schmutziger Wäsche. Ihre Blicke begegneten sich, und er merkte, wie er rot wurde. Auch ihre Wangen brannten. Ein gutes Zeichen, fand er.
»Juvana möchte wissen, wie es uns ergangen ist, Robinton«, sagte Kasia in beinahe förmlichem Ton. Wie beiläufig reichte sie der Wäscherin ihren Packsack. Die Alte grinste breit, und ihre neugierigen Blicke huschten zwischen Kasia und Robinton hin und her.
»Dann wollen wir ihr von unseren Abenteuern berichten«, gab er zurück. Mit einer kavalierhaften Geste nahm er Kasias Arm – was der Alten ein meckerndes Lachen entlockte – und führte seine Angebetete die Treppe hinauf.
Dieses Mal rannten sie nicht nach oben, sondern zogen den Weg in die Länge. Wenn ihre Beine sich streiften, tauschten sie vielsagende Blicke. Droben angelangt, bekam Robinton vor Aufregung weiche Knie. Gewiss, er hatte Liebeslieder gesungen und wusste um die Macht der Leidenschaft, wie jeder andere Harfner auch. Doch selbst die Gefühle zu erfahren, die in den Balladentexten beschrieben wurden, war etwas ganz anderes. Und dass Kasia ihn genauso zu begehren schien wie er sie, mutete ihn fast wie ein Wunder an.
***
Sie blieben eine Stunde lang bei Juvana, halfen ihr, Stopfgarne zu sortieren, und nahmen dies als Vorwand, dass ihre Hände sich immer wieder berührten. Robinton erzählte witzig, was ihm als unerfahrenem Laien an Bord des Fischtrawlers alles widerfahren war, doch wenn er seine Rolle zu sehr herunterspielte, behielt Kasia es sich vor, ihn zu korrigieren.
»Mein Respekt vor diesem Berufszweig ist gewaltig gewachsen, Lady Juvana«, beteuerte er, als die Glocke sie zum Mittagsmahl rief.
»Glaubst du, Gostol wird Vesna das Maats-Patent geben?« fragte Juvana ihre Schwester, während sie auf den Speisesaal zusteuerten.
»Ihr Anlegemanöver ließ nichts zu wünschen übrig. Besser hätte er es auch nicht gekonnt«, erwiderte Kasia. »Sie beherrscht ihr Handwerk.«
»Das ist gut so. Jetzt, da du wieder daheim bist, könntest du mir beim Nähen der neuen Kinderkleidung helfen.«
»Hast du die Sachen schon zugeschnitten?«
»Ich habe mich nützlich gemacht, derweil ihr euch auf einer Kreuzfahrt vergnügt habt …«
»Kreuzfahrt? Vergnügt?« protestierte Kasia und bedachte ihre Schwester mit einem tadelnden Blick. »Und das bei diesem Wetter!«
Robinton fühlte sich bei diesem scherzhaften Wortwechsel ein bisschen ausgeschlossen, doch er sagte sich, er dürfe nicht töricht sein. Nur weil er bis über beide Ohren in Kasia verliebt war, hatte er keinen Anspruch auf ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Und vielleicht hatte er ihrem Kuss auch zu viel Bedeutung beigemessen. Mit sinkendem Mut gestand er sich ein, dass Kasia ihn vielleicht nur im Überschwang wegen ihrer geglückten Heimkehr geküsst hatte. Es gab viele Bewerber um ihre Gunst, wie er es schon Gostol gesagt hatte. Was konnte er, ein Harfnergeselle, einem Mädchen ihrer vornehmen Herkunft schon bieten?
Also stürzte er sich wieder in seine Arbeit und bemühte sich, Kasia nicht unentwegt irgendwo in der Burg aufzulauern. Doch die Zurückhaltung fiel ihm schwer, und tatsächlich begegneten sie sich jeden Tag mehrere Male – in den Hallen, auf den Treppen, im Schulzimmer und dann natürlich bei den Mahlzeiten.
Bei Tisch saß sie genauso gern neben ihm wie neben Valden, der bald eine neue Burg in den ausgedehnten Waldgebieten oberhalb von Tillek übernehmen sollte. Robinton hoffte inständig, die abgeschiedene Lage dieser Siedlung möge Kasia davon abhalten, eine Bindung mit Valden ernsthaft in Betracht zu ziehen.
Dann war da noch Kalem, ein Schiffsbauergeselle mit einem eigenen Anwesen ganz in der Nähe, sodass Kasia im Falle einer Heirat einen ständigen Kontakt mit ihrer Schwester aufrechterhalten konnte.
Emry sah ungemein attraktiv aus und arbeitete für Melongel als Verwalter der Docks und Warenlager. Seiner Kleidung nach schien er sehr
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