Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
gelernt hatte. Kasia heuerte auf demselben Schiff als Smutje an. Gleichzeitig leistete sie Gostols Tochter Vesna Gesellschaft, die im Begriff stand, ihr Patent als Erster Maat zu erwerben.
In der aus vierzehn Leuten bestehenden Besatzung der Maid des Nordens befanden sich zwei weitere Frauen. Robinton wunderte sich, dass weibliche Matrosen auf dem Trawler dienten, der ungefähr so lang war wie eine Drachenkönigin. Frauen konnten in der Musik Berufe ausüben, die sie mit Männern gleichstellten, doch er hatte nicht gewusst, dass andere Zünfte weibliche Mitglieder mit anspruchsvollen Posten ausstatteten, die ein hohes Maß an Fachkenntnissen und Verantwortung erforderten. Und sein Erstaunen wuchs, als er sah, dass diese Frauen genauso beim Fischfang mit anpackten wie die Männer. Die Arbeit war schwer und schmutzig. Wie schwer und schmutzig, erlebte er selbst auf dieser Reise.
Zum Glück litt er nicht unter Seekrankheit. Er half, die Netze einzuholen, nahm Fische aus und lachte, wenn er über und über mit blutigem Schleim bedeckt war und man ihn aufzog, weil er entsetzlich stank. Man traute ihm nicht zu, im Krähennest Ausguck zu halten, dafür durfte er in der Kombüse Suppe aufwärmen oder frisches Klah brühen.
Kasias Reich war natürlich die Küche, obwohl sie auch Fische ausnahm und einsalzte. Auf diese Weise fanden sie und Robinton viel Zeit, miteinander zu sprechen. Er verhielt sich möglichst diskret, versuchte indessen, die junge Frau ein wenig aufzuheitern. Eines Abends rückte er ganz dicht an sie heran, während sie gemeinsam Lieder sangen. Sein Bariton passte wunderbar zu ihrem ausdrucksstarken Sopran. Er lernte auch ein paar der beliebten Shanties, die den Fahrensleuten die Arbeit kurzweiliger machten.
Seine wohl interessanteste Erinnerung an die auf See verbrachte Siebenspanne war eine Begegnung mit den Geleitfischen. Kapitän Gostol erzählte ihm, sie würden oft die Trawler begleiten.
»Da vorne schwimmt das alte Narbengesicht«, rief der Schiffsführer und zeigte auf einen Fisch, dessen flaschenhalsförmige Nase ein Zickzackmuster aus Narben aufwies. »Muss sich irgendwo verfangen haben.«
»Singen sie?« staunte Robinton, als er die Geräusche hörte, die die Fische beim Hochschnellen aus dem Wasser von sich gaben.
»Nein, diese Laute entstehen, wenn sie durch ihr Blasloch die Atemluft ausstoßen«, erklärte Gostol. »Manch ein Mann, der über Bord ging, wurde von diesen Fischen gerettet.« Mit dem Kinn deutete er in Richtung Kombüse. »Kasias Verlobter hatte großes Pech. Der Sturm tobte zu heftig. Eine Schande. Er war ein guter Fischer, und sie ist ein nettes Mädchen. Höchste Zeit, dass sie sich einen neuen Liebsten sucht. Meinst du nicht auch, Robinton?« Ein listiges Lächeln erschien auf Gostols derbem, wind- und wettergegerbtem Gesicht.
Robinton lachte. »Wenn man bedenkt, wie viele Burschen sich um ihre Gunst bewerben, dürfte sie nicht mehr lange allein bleiben.«
»Hoffentlich.« Gostol zeigte mit dem Finger auf einen Geleitfisch. »Die da hat ein Junges bekommen, seit ich sie das letzte Mal sah. Siehst du den Fisch mit dem gesprenkelten Kopf?«
Der Geleitfisch sprang aus dem Wasser und schien eine Weile in der Luft zu schweben, ehe er anmutig wieder in die Fluten tauchte. Mit quietschenden, schnalzenden und klickenden Lauten begrüßte er die Menschen. Das Jungtier gab sein Bestes, um der Mutter nachzueifern.
»Sind es immer dieselben Fische, die in diesen Gewässern schwimmen?«
»Ich glaube schon. Einige sieht man immer wieder und kann sie an bestimmten Merkmalen gut erkennen.« Der Schiffsführer stieß einen Seufzer aus. »Ich beobachte sie für mein Leben gern. Manchmal«, fügte er hinzu und stützte sich mit den Armen auf der Reling ab, »könnte man glatt den Eindruck gewinnen, sie würden uns dorthin führen, wo sich die großen Fischschwärme versammeln.«
»Tatsächlich?« Auch Robinton lehnte sich über die Reling und bewunderte die springenden Geleitfische, die unentwegt Quietschtöne und knarzende Laute ausstießen, als wollten sie ihm etwas in einer Sprache mitteilen, die er nicht verstand.
»Angeblich bringen sie den Seeleuten Glück«, sagte Gostol. »Kein Fischer ignoriert sie. Von jedem Fang bekommen sie etwas ab.« Der Kapitän richtete sich auf und spähte angestrengt in die Ferne. »Aufgepasst! Na endlich! Wir segeln geradewegs in einen Schwarm Bordos hinein! Erstklassiger Speisefisch. Lässt sich gut einsalzen.« Befehle brüllend, eilte er zum
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