Die Drachenreiter von Pern 15 - Drachenklänge
gelegentlich sah man ein Geschwader, das im Formationsflug hoch droben am Firmament dahinstrich. Ihm war auch bekannt, dass der Fort Weyr seit mehreren hundert Planetenumläufen leer stand und niemand den Grund dafür kannte. Aus Liedern und Lehrballaden wusste er, welche Aufgabe die Drachen erfüllten: Sie bekämpften die Fäden, obwohl er nicht verstand, was an diesen Fäden so gefährlich sein sollte. Die Kleidung der Menschen bestand aus Fäden, und sie würden doch nicht etwas am Leib tragen, das ihnen Schaden zufügte.
Als er Kubisa während des Schulunterrichts danach fragte, erklärte sie, die Fäden, die in den Balladen gemeint waren, seien lebendige Organismen und nicht Fasern oder Garne, aus denen man seine Kleidung webte. Jene bösen Fäden fielen vom Himmel und fraßen gierig alles auf, was sich in ihrer Nähe befand, Gras, Herdentiere und sogar Menschen.
Ihre jungen Zuhörer wurden bei ihren Schilderungen ganz still, und kein Mucks war zu hören, als sie erklärte, wie die Drachen die Hallen und Burgen vor den Fäden schützten. Zum Schluss schlug sie einen optimistischen Ton an. Die gefährlichen Fäden könnten den Bewohnern von Pern vermutlich nichts mehr anhaben, und höchstwahrscheinlich würde keiner von ihnen jemals auch nur einen einzigen Fädenfall miterleben.
»Aber warum singen wir dann diese Balladen?« erkundigte sich Robie.
»Wir singen sie, um an die Zeiten zu erinnern, als die Drachen uns vor dieser Gefahr beschützten«, erwiderte sie.
Robinton erkundigte sich bei seiner Mutter, was es mit den Fäden auf sich hätte, und erhielt von ihr eine ähnliche Antwort. Doch die trug nicht dazu bei, seinen Wissensdurst zu stillen. Wenn die Drachen so wichtig waren, dass sie immer noch am Himmel von Pern patrouillierten, dann musste ihre Bedeutung größer sein, als die dürftigen Auskünfte besagten. Offenbar schafften sie es tatsächlich, diese verheerenden Organismen zu vernichten, doch wieso gab es dann nur noch so wenige Drachen? Früher bewohnten sie den Planeten in Scharen, und mittlerweile waren fünf Weyr verwaist. Würden die restlichen Drachen ausreichen, Pern zu schützen, wenn die Fäden eines Tages doch wiederkamen?
Lexey hatte ihm einmal erzählt – er vertraute Rob vieles an, weil der ihm zuhörte – seine Mutter würde ihn mit der Drohung in Schach halten, ihn bei einem Fädenregen draußen zu lassen, wenn er nicht brav wäre.
»Du weißt doch immer alles, Rob. Ob sie das wirklich tun würde?« erkundigte sich Lexey ängstlich. Die Warnungen seiner Mutter bewirkten immerhin, dass er sich – wenn auch nur kurzfristig – gesitteter aufführte als sonst.
»Von einer solchen Strafe habe ich noch nie gehört, egal, was jemand angestellt hat«, sinnierte Rob. »Außerdem fallen zur Zeit keine Fäden vom Himmel.«
»Ob es wohl Fäden regnen würde, wenn ich einmal richtig ungezogen wäre?«
»Erst gestern warst du doch richtig frech, und trotzdem sind keine Fäden gefallen«, hielt Rob ihm sachlich entgegen. »Als man dir sagte, du solltest mit den Malfarben sorgfältiger umgehen, hast du sie absichtlich überall hingeschmiert.«
»Ja, das war toll, nicht?« Lexey grinste selbstgefällig. »Es hat Spaß gemacht, die alte Kubisa zu ärgern.« Während Kubisa zu einer Besorgung unterwegs war, hatte er sämtliche Wände des Klassenzimmers mit Farbe beschmiert. Hinterher musste er die Wände säubern – was Lexey beinahe genauso viel Vergnügen bereitete, wie sie zu beschmutzen – und Kubisa hatte ihn ordentlich ausgeschimpft. Hinterher bekam er tüchtige Schelte von seiner Mutter, als er mit der dreckigen Kleidung nach Hause kam. »Meine Mutter war sehr wütend auf mich«, vertraute er Robie an. Auch dies schien ihm eine Art Befriedigung zu verschaffen, was Robie unbegreiflich fand; denn er bemühte sich immer, seinen Eltern keinen Ärger zu bereiten, vor allen Dingen wollte er bei seinem Vater nicht unangenehm auffallen.
Lexeys Streich mit den verschmierten Farben passierte an dem Tag, ehe die Drachen eintrafen und sich in dem großen Innenhof der Harfnerhalle niederließen. Robintons Eltern packten ihre Sachen für die Reise nach Nerat, und ihm hatte man gesagt, er solle nach draußen gehen und spielen.
Seine Mutter würde er vermissen, doch er blieb gern bei Kubisa und ihrer Tochter Libby. Dort konnte er nach Herzenslust singen, Flöte spielen oder trommeln, ohne befürchten zu müssen, seinen Vater zu stören.
Im Augenblick spielte er mit Libby Hüpfen, das heißt,
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