Die Drachenreiter von Pern 16 - Der Himmel ueber Pern
deutlich die berittenen Hirten in ihren auffallend bunten Hemden, die sich in einer weit auseinander gezogenen Kette über die Grassteppe auffächerten und versuchten, die Herde auf die heimatlichen Weiden zurückzutreiben.
Wenn wir hier fertig sind, möchte ich gern schwimmen , schlug Zaranth vor.
Ich auch. Unterwegs zum Monaco-Weyr überflogen sie jede Menge einladender Buchten, an deren Rändern Bäume gediehen, deren Früchte jetzt reif sein mussten.
Abgesehen von den Insekten war es ein guter Tag gewesen, resümierte Tai. Es würde Zeit und Arbeit kosten, die Felle zu säubern und zu spannen, doch wenn die Händler von der heutigen Ausbeute erfuhren konnte sie sie vielleicht sogar roh verkaufen. Irgendwann einmal, nahm sie sich sehnsüchtig vor, würde sie ein ganz besonders schönes Fell für sich selbst behalten. Einen weichen, gefleckten Pelz mit einer Spur von Streifen dazwischen. Doch bis dahin würde noch viel Zeit vergehen.
Zweiter Teil
Die Katastrophe
Burg Ruatha - Ortszeit 00:04 früh - 1.9.31
Sharra trat aus der Hütte und wickelte sich fest in ihren Mantel. Es war bitterkalt, doch der Wind, der manchmal in eisigen Böen den Weg zur Festung entlangpeitschte, war eingeschlafen. Die Pflege ihres Patienten hatte sie erschöpft, doch sie war davon überzeugt, dass der Weber den Unfall gut überstehen würde. Im Stillen dankte sie dem Akki für die medizinischen Informationen, die es hinterlassen hatte. Sie konnte die verletzte Sehne in Possils Hand retten - was noch fünf Planetenumläufe früher unmöglich gewesen wäre - und die ausgezackte Wunde nähen. In spätestens zwei Monaten war er wieder imstande, seiner Arbeit ohne die geringste Behinderung nachzugehen.
Sie sah einen Lichtschein. Im Osten! Erschrocken, weil alles, was aus östlicher Richtung den Planeten erreichte, Unheil bedeutete, beobachtete sie Sternschnuppen, die in langen, geraden Bahnen über den schwarzen Himmel zogen. Abrupt blieb sie stehen. Diese Leuchterscheinungen glichen keineswegs den Geistern, die zum Ende des Planetenumlaufs auftraten, auch wenn sie dieses Mal ungewöhnlich hell strahlten. Die Geister blitzten höchstens ein, zwei Sekunden lang am Firmament auf. Dieses Lichtspektakel dauerte indessen wesentlich länger an. Wie gleißende Bänder dehnten sich Flammenzungen über das nächtliche Himmelsgewölbe, schienen zu verweilen, um dann in einem Funkenschauer zu explodieren.
Sie blinzelte. Ob sie vor Übermüdung an Halluzinationen litt? Sie kam gerade von einer anstrengenden Operation, die ihre höchste Konzentration erforderte. Es konnte doch keine Fäden regnen, oder? Der Warndienst hatte keinen Fädenfall angesagt, und die Organismen rauschten wie silbergraue Perlenvorhänge bei Tageslicht nieder, und nicht als Feuerstreifen um Mitternacht.
Sie merkte erst, dass sie rannte, als sie sich auf dem breiten, erhöhten Fußweg befand, der nach Ruatha führte, und vom jämmerlichen Winseln des Wachwhers aus ihren Betrachtungen gerissen wurde.
»Mickulin!«, rief sie den Dienst habenden Wächter.
»Sehe ich Gespenster? Das ist doch wohl kein Spuk, oder, Lady Sharra?«, flüsterte Mickulin heiser und beugte sich über die Brüstung des niedrigen Turms.
»Wenn du lange weiße Lichtbänder am Himmel siehst, siehst du dasselbe wie ich!« Sie hastete die Treppe hinauf. »Ich rufe Jaxom. Geh und wecke Brand. Aber es sind keine Fäden, Mickulin, und es sind auch nicht die Geister, die sonst um diese Zeit im Winter auftreten.« Rutil! Rutil! Wach auf. Sie spürte die tröstende Gegenwart des weißen Drachen, der ihr schläfrig antwortete. Wecke Jaxom. Sag ihm, er soll sein Fernglas mitbringen. Er muss sich unbedingt etwas ansehen. Beeil dich. Und es ist sehr kalt draußen.
Mickulin stürzte an ihr vorbei und öffnete das große Burgtor gerade so weit, dass er durch den Spalt schlüpfen konnte. Er war unterwegs, um Brand, den Verwalter, aus dem Bett zu holen. Sharra stellte sich mit dem Rücken zum Tor, den Blick gen Osten gerichtet, und hoffte, das Schauspiel würde wenigstens so lange weitergehen, bis auch Jaxom es gesehen hatte.
Da! Noch ein lang gezogenes Band, das eine gelbliche Spur hinter sich her zog - die Geister hatten keine Farben - und noch eins und noch eins! Dann eine Weile nichts.
»Was ist los?« Jaxom riss das Tor auf, und man hörte, dass gleichzeitig eine Tür im Innenhof geöffnet wurde. Rutil steckte den Kopf aus seinem Quartier in der ehemaligen Küche. Die Augen des weißen Drachen wirbelten, als er
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