Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege
Wachwher zu baden ist Schwerstarbeit! Ich wüsste gern, wie es ist, einen Drachen zu pflegen.«
»Noch viel anstrengender«, erwiderte Kindan. Auf Zenors fragenden Blick hin erläuterte er: »Nun ja, Drachen sind ja viel größer, nicht wahr? Ihre Haut schält sich leicht und muss deshalb regelmäßig eingeölt werden.«
Kindan erhob sich aus seiner knienden Position, umarmte Dask und tätschelte seinen Hals. »Dask hat es da wesentlich einfacher. Er ist robust.«
»Und ich bin müde«, meuterte Zenor. »Stell dir vor, du hättest ihn ganz allein baden müssen.«
»Es wäre rascher gegangen, wenn dein Freund uns geholfen hätte«, erwiderte Kindan.
Zenor sprang auf die Füße. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Außer uns ist hier niemand.«
»Was ist los? Ist irgendwer bei dir, Kindan?«, brüllte jemand von draußen in den Stall. Es war Kaylek. »Wenn du einem Fremden erlaubt hast, Dask anzufassen, wird Dad dir das Fell über die Ohren ziehen!«
Zenor duckte sich in eine düstere Ecke, während Kaylek eintrat und sich argwöhnisch umschaute.
»Was faselst du da, Kaylek?« Kindan mimte den Beleidigten. »Siehst du nicht, dass ich ganz allein hier bin? Noch einen Moment, dann bin ich mit der Arbeit fertig.«
»Du hast nur halb so lange gebraucht, wie ich erwartet hatte«, nörgelte Kaylek und spähte in die schattigen Winkel des Stalls. Kindan, dessen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah, dass Zenor die Arbeitsutensilien, die er gebraucht hatte, behutsam aus dem Blickfeld räumte.
»Ich bin halt fleißig«, gab Kindan zurück.
»Seit wann?«, versetzte Kaylek. »Ich bin mir sicher, dass jemand dir geholfen hat. Dad wird dir das Fell gerben - du weißt doch, wie sehr er sich aufregt, wenn fremde Leute seinen Wachwher erschrecken. In diesem Punkt versteht er keinen Spaß.« Kindan fragte sich, warum Kaylek niemals Dasks Namen aussprach.
»Wer immer dir zur Hand gegangen ist, muss noch ganz in der Nähe sein«, fuhr Kaylek misstrauisch fort, während seine Blicke in dem düsteren Stall hin und her huschten. »Ich finde ihn und dann …«
Er brach ab, als draußen ein lautes Gepolter ertönte; es klang, als würde eine kleine Gesteinslawine losgetreten.
»Aha!«, kreischte Kaylek und sauste in die Richtung, aus der der Lärm gekommen war.
Kindan wartete, bis Kayleks Schritte verhallten, ehe er wieder etwas sagte. »Ich denke, die Gefahr ist gebannt«, wandte er sich an Zenor. »Aber du solltest wohl lieber gehen.«
»Das halte ich auch für das Beste«, stimmte Zenor zu.
»Und bedanke dich bei deinem Freund für die Ablenkung. Hätte er nicht im entscheidenden Moment den Radau veranstaltet, hätte Kaylek dich bestimmt entdeckt.«
Zenor holte tief Luft, wie wenn er widersprechen wollte, doch dann stieß er lediglich einen Seufzer aus und trollte sich kopfschüttelnd. Kindan hörte, wie er in Richtung des Platzes davonrannte. Schließlich verneigte er sich vor Dask, verließ den Stall und schloss hinter sich sorgfältig die Tür.
Draußen blieb er erst einmal stehen. Forschend spähte er in die Richtung, aus der das Getöse gekommen war. Dort verlief der Pfad, der von der Zeche zum Camp führte. Eine geraume Zeit lang verharrte er am selben Fleck und versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen. Wäre er mit einem Wachwher verbunden gewesen, so wie sein Vater mit Dask, hätte er seinem kreatürlichen Partner auftragen können, herauszufinden, wer sich dort in der Finsternis versteckte. Zum Schluss gab Kindan seine Bemühungen auf und verlegte sich aufs Raten.
»Hab vielen Dank, Dalor«, rief er in die Dunkelheit hinein, um sich dann in das Haus seines Vaters zu begeben.
Kaum war er außer Hörweite, erklang ein leises Kichern.
Kapitel 2
Die Haut glänzt wie Bronze,
Die Augen sind grün;
Einen schöneren Drachen
hab ich niemals gesehn.
Aufwachen, du Schlafmütze!«, brüllte Sis Kindan an. Kindan verkroch sich tiefer unter die wärmenden Decken. Energisch riss ihm jemand das Kissen unter dem Kopf weg. Vor Schreck entfuhr Kindan ein lautes Stöhnen.
»Du hat Sis gehört! Wirst du wohl aufstehen?«, legte Kaylek ruppig nach und zerrte seinen jüngeren Bruder kurzerhand aus dem Bett.
»Ist ja gut, ist ja gut«, wehrte sich Kindan. »Wozu diese Eile?« Er wünschte sich, ihm wäre noch die Zeit geblieben, um sich an seinen Traum zu erinnern. Seine Mutter kam darin vor, dessen war er sich sicher.
Kindan erzählte es niemandem mehr, wenn er von seiner Mutter
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