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Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege

Titel: Die Drachenreiter von Pern 17 - Drachenwege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Nuella führte Kisk an einer Leine, und er zockelte hinterdrein.
    »Warum muss ich immer am Schluss gehen?«, beschwerte er sich, als sie die erste Biegung des Geheimgangs erreichten. Er stolperte und wäre um ein Haar gefallen.
    »Deshalb!«, versetze Nuella ungerührt. »Weil du nichts sehen kannst und überall anstößt. Du willst doch, dass Kisk lernt, wie man in absoluter Finsternis Menschen führt, nicht wahr? Aber wie kannst du ihr etwas beibringen, wenn du dich selbst nicht zurechtfindest.«
    »Erstens bin ich fremd hier, und zum anderen sehe ich nicht die Hand vor Augen«, verteidigte sich der Junge.
    Nuella zog arrogant die Nase hoch. »Mir macht das nichts aus, denn ich bin ja ohnehin blind. Sag mal, Kindan, hast du noch nie versucht, mit geschlossenen Augen zu gehen?«
    »Nein«, erwiderte er. Im selben Moment stieß er mit dem Fuß gegen einen Stein, verlor das Gleichgewicht und landete auf Händen und Knien.
    »Dann wird es höchste Zeit, dass du es lernst.« Im Plauderton fügte sie hinzu: »Es war das erste Spiel, das ich gemeinsam mit Dalor spielte.«
    »Wirklich?«
    »Nun ja, wenn wir irgendetwas gemeinsam unter nahmen, war er mir natürlich immer überlegen, weil ich ja nicht sehen konnte. Anfangs fuchste es mich, dass ich immer nur die Zweite war. Bis Mutter mir vorschlug, ein Spiel zu spielen, in dem ich meine Stärke beweisen konnte. Also fingen wir an, im Dunkeln zu spielen.« Sie lachte. »Nun war Dalor der Unterlegene. Manchmal war ich so gemein und verrückte die Möbel, damit er dagegen stieß.«
    Kindan, dem die Knie schmerzten, verstand immer noch nicht, warum Nuella die Gruppe anführte, dichtauf gefolgt von Kisk. Und er war angehalten, das Schlusslicht zu bilden. Nuella hatte ihm erklärt, sie könnte Kisk den Weg zeigen; das Mädchen vermochte sich im Stockfinstern sicher zu bewegen, und der Wachwher mit seinen übergroßen Augen besaß ein geradezu unheimlich anmutendes Sehvermögen. Nuella und Kisk marschierten forschen Schrittes drauflos, derweil Kindan darauf angewiesen war, mehr schlecht als recht hinter ihnen her zu stolpern. Der Tunnel, durch den sie sich bewegten, war so schmal, dass sie nicht zu dritt nebeneinander gehen konnten.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte er. Es kam ihm vor, als seien sie schon eine Ewigkeit unterwegs. Jetzt bereute er es, dass er sich von Nuella dazu hatte überreden lassen, keinen Leuchtkorb mitzunehmen. Angenommen, dem Mädchen passierte irgendein Unglück - wie sollte er dann den Weg nach draußen finden? Doch dann vergegenwärtigte er sich, dass er bis jetzt der Einzige war, der unbeholfen umhertappte und über jede Unebenheit im Boden strauchelte.
    »Wie ich schon sagte, macht der Gang zwei Biegungen.« Die Stimme des Mädchens klang leise, offenbar hatten sie und Kisk bereits einen recht großen Vorsprung gewonnen. »Die scharfe Kurve kommt zuerst, und die nächste ist dann so sachte geschwungen, dass es einem kaum auffällt. Du musst dir nur merken, dass es auf dem Rückweg genau umgekehrt ist. Erst die sanfte Kurve, dann eine Kehre, die einen spitzen Winkel vollführt.«
    Kisk drehte den Kopf nach hinten und blies mit einem leisen Schnauben den Atem aus. Es klang, als wolle sie Kindan Mut zusprechen.
    »He, ich glaube, ich kann Kisks Augen sehen«, rief er aufgeregt.
    »Du glaubst es nur?«, fragte Nuella. »Wie kann man glauben, dass man etwas sieht? Entweder man erkennt es, oder man erkennt es nicht.«
    »Nun ja, das ist schwer zu erklären. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber mir war, als sähe ich zwei runde, glänzende Scheiben.«
    Kisk hatte den Kopf wieder nach vorn gereckt, und das Bild, das er mehr ahnte als bewusst wahrnahm, verschwand.
    Nachdenklich erwiderte Nuella: »Manchmal scheint es mir, als könnte ich auch etwas sehen, ohne dass es real ist. Es gleicht einem Traumbild. Ich wurde ja nicht blind geboren, während meiner ersten Lebensjahre konnte ich sehen. Und deshalb träume ich in Bildern. Offen gestanden finde ich das Ganze manchmal sehr verwirrend.«
    Kindan, dessen Augen nach Helligkeit gierten, hatte das Gefühl, als tanzten in seinem Kopf allerlei flimmernde Lichter.
    Doch zumindest war die Luft kühl und klar. Das Atmen bereitete ihm nicht die geringsten Schwierigkeiten. Mit den Fingerspitzen fuhr er die Tunnelwand entlang, wie Nuella es ihm geraten hatte. Anfangs hatte er versucht, sich an Kisks Schwanz festzuhalten, doch der Wachwher hatte sich vehement dagegen gesträubt.
    Es schien ihm, als sei sein Gehör

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