Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
ordnete ihre Gedanken. „Also, wo war ich stehen geblieben?“
„Bei den neuen Mitarbeitern“, half ihr Mémé auf die Sprünge.
„Genau. Jeder von uns hat einen sogenannten Teamkollegen bekommen, auch diejenigen, die bis anhin alleine für ihre Projekte verantwortlich gewesen sind, so wie ich. Tja, ich war erst gar nicht unglücklich darüber. Ich bekam nämlich Frédéric zugeteilt, der mir schon auf den ersten Blick sehr gut gefiel. Ach, weißt du Mémé, ich Dummkopf habe mich in ihn verliebt“, seufzte Kaja.
„Was ist denn daran schlecht? Das ist doch schön, ich freue mich für dich!“
„Freu dich nicht zu früh, die Geschichte hat nämlich kein Happy End. Kurz bevor Frédéric und ich zusammen eingeteilt wurden, wurde ein firmeninterner Wettbewerb lanciert. Es ging darum, eine neue Software für unsere Buchhaltung zu entwickeln, die standortunabhängig ist. Natürlich mit dem Gedanken, das Produkt später auch extern zu vermarkten. Zahlen und Buchhaltung sind ja an und für sich nicht so mein Ding, aber da das Ganze webbasiert sein sollte und ich einige, wenn ich das so sagen darf, revolutionäre Ideen hatte, was die Benutzerfreundlichkeit und die Gestaltung der Interfaces hatte, meldete ich mich an.“
Kaja hatte ihre Großmutter das ganze Studium hindurch auf dem laufenden gehalten, ihr einen Computer geschenkt und das Internet gezeigt, so dass sie mit vielen Fachbegriffen vertraut war und Kajas Ausführungen problemlos folgen konnte.
„Ziemlich bald fingen Frédéric und ich an, miteinander auszugehen“, fuhr Kaja fort. „Er war sehr charmant und aufmerksam. Von Anfang an seltsam war allerdings, und das hätte mir wohl zu denken geben sollen, dass er immer erst spät am Abend für mich Zeit hatte. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht, im Gegenteil, so hatte ich genug Zeit für meine Arbeit und den Hund. Er wollte unsere Beziehung auch im Geschäft geheim halten. Da er es damit begründete, dass er befürchte, man würde uns andere Teampartner zuteilen und es doch schade wäre, wenn wir nicht mehr zusammen arbeiten könnten, willigte ich ein, dieses Spiel mitzuspielen. Du kennst mich ja, ich bin sowieso nicht der Kletten-Typ, der die ganze Zeit Händchen halten will, von daher fiel mir das auch nicht schwer. Na ja, langer Rede kurzer Sinn: ein paar Wochen schwebte ich im vermeintlich siebten Himmel, eine nette Umschreibung für weibliche Vogel-Strauss-Taktik in Bezug auf Männer“, schnaubte Kaja sarkastisch. „Das böse Erwachen ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Das erste, was mir auffiel, war, dass er mir ständig mühsamen Kleinkram zuschanzte, mit der Ausrede, er habe noch alte Sachen aufzuarbeiten. Brav machte ich das, bis ich stutzig wurde, als mein Chef mich fragte, wann er denn mit Frédérics Unterlagen zum Desk-Solution Projekt rechnen dürfe. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Ich hatte gar nicht gewusst, dass dieses Projekt bereits gestartet war. Wie sich herausstellte, hatte der charmante Frédéric mich nicht mit dieser Kleinigkeit belasten wollen, ich hätte ja immer so viel zu tun. Das stimmte schon, nur war daran die Zusatzarbeit schuld, die ich für ihn erledigte. So hatte ich also die wichtigsten Sitzungen verpasst und wurde von den interessanten Teilen des Projekts ausgeschlossen. Wenigstens rüttelte mich das ein wenig aus meinem Dornröschenschlaf und ich begann, ihn und unsere sogenannte Partnerschaft – geschäftlich wie privat – ein wenig klarer zu sehen In der Folge widmete ich mich wieder vermehrt dem Wettbewerbsprojekt und zeigte Frédéric die kalte Schulter. Somit war ich pünktlich am Tag vor dem Abgabetermin fertig. Am selben Abend stand plötzlich, spät wie immer, Frédéric vor der Tür, einen riesigen Blumenstrauss in der Hand und wollte sich für sein unprofessionelles Verhalten in den letzten Wochen entschuldigen.“
„Ich hoffe, du hast die Blumen genommen und ihn nach Hause geschickt“, bemerkte Mémé.
„Das hätte ich tun sollen“, meinte Kaja kläglich. „Aber ich dumme Kuh hab’ mich geschmeichelt gefühlt, und ich wollte ja auch keine nachtragende Zicke sein, also habe ich ihn rein gelassen. Nach einigen Gläsern Wein sind wir dann schließlich im Bett gelandet. So, und jetzt kommt der wirklich hässliche Teil. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht war, war Frédéric schon weg. Mit ihm, wie ich gleich darauf merkte, mein Wettbewerbsprojekt. Erst dachte ich, mein Computer hätte bei einem Absturz die Daten
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