Die Drachenschwestern (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
hab’ deine übliche Ration Schweizer Schokolade vergessen“, entschuldigte sich Kaja.
„Hm“, brummte der Alte hinter seinem Bart hervor. „Dann muss ich wohl deinen fahrbaren Untersatz als Pfand hier behalten“, witzelte er.
„Wie geht es meinem Auto denn überhaupt?“
„Ach das ist schon wieder fit. Brauchte bloß einen neuen Keilriemen. Und einen längst überfälligen“, er blickte sie streng an, „hast du gehört Mädchen, einen längst überfälligen Ölwechsel! Ist alles schon erledigt. Du solltest dich wirklich ein bisschen besser um deinen Wagen kümmern.“ Er schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Ist gut“, meinte Kaja kleinlaut. „Ich vergesse es einfach dauernd.“ Sie kam sich ein bisschen vor, wie ein Schulmädchen, das vom Rektor eine Standpauke erhält. Aber so viel sie wusste, war sie nicht die einzige, auf die Luc diese Wirkung hatte. „Was bin ich dir schuldig?“, fragte sie.
Tim verfolgte interessiert das Gespräch, während Luc Zorro beobachtete, der herumschnüffelte und das ganze Sammelsurium im Büro genau inspizierte. Zuerst schien es, als hätte er die Frage gar nicht gehört, bis er plötzlich antwortete: „Ich will eine Kerze, aber nicht von Josephine, sondern eigenhändig von dir gemacht.“ Er drehte sich zu Tim um. „Und für ihn machst du auch eine. Dann sind wir quitt.“
„Aber, ich kann das doch gar nicht. Zumindest nicht so gut wie Mémé!“
„Papperlapapp!“, wischte Luc ihre Einwände beiseite. „Du hast ihr wohl schon oft genug dabei geholfen, um zu wissen, wie das geht!“
Kaja setzte an, um noch etwas zu sagen, ließ es dann aber bleiben. Wenn Luc sich mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war er sowieso nicht mehr davon abzubringen. „Also gut, du sollst deinen Willen haben. Aber beschwere dich dann nicht, wenn sie dir nicht gefällt.“
„Gut“, nickte er. „Und vergiss die Kerze für Tim nicht!“
„Ja, ja.“
„So dann hätten wir ja den geschäftlichen Teil hinter uns und können uns jetzt dem Vergnügen zuwenden.“ Er langte hinter sich in den Schrank und brachte drei saubere Gläser und eine Flasche alten irischen Whiskey zum Vorschein. „Nehmt ihr auch einen Schluck?“, fragte er, wartete die Antwort jedoch gar nicht erst ab und schenkte ein.
Das kann ja heiter werden, dachte Tim. Er hatte heute noch nicht wirklich viel gegessen. Kaja grinste ihn an, sie wusste ungefähr, was ihm durch den Kopf ging, hatten sie doch im Auto eben darüber gesprochen, wie hungrig sie beide waren.
„Na, dann chin-chin!“, stiessen sie miteinander an.
Zwei Whiskeys später machten sie sich auf den Weg ins Pub, um endlich zu etwas Essbarem zu kommen. Kaja hatte mit Luc vereinbart, dass sie ihr Auto am nächsten Tag abholen würde. Sie setzten sich an eine Eckbank und verstauten Zorro unter dem Tisch. Kaja schnappte sich die einfache Menükarte, als Tim unvermittelt sagte: „Du weißt schon, dass du keine Kerze für mich machen musst. Ich weiß nicht, was Luc sich dabei gedacht hat.“
Das wusste sie zwar auch nicht, doch eines wusste sie ganz genau: Luc wusste immer, weshalb er die Dinge so und nicht anders haben wollte. Er würde schon seine Gründe haben. Deshalb antwortete sie leichthin: „Das geht schon in Ordnung, ich mache gerne eine für dich. Wenn ich schon dabei bin, kann ich auch gleich zwei machen. Wenn du sie nicht willst, kannst du sie ja immer noch deiner Mutter schenken.“
„Nein, nein, so habe ich das doch nicht gemeint. Wenn du eine für mich machst, nehme ich sie natürlich gerne und freu mich darüber!“
„Ich habe dich schon richtig verstanden“, meinte Kaja und lächelte ihn an. „So, jetzt lass uns aber bestellen, bevor ich dank meinem ‚Whiskey-und-sonst-nichts’-gefüllten Magen hier unter den Tisch kippe.“
Sie bestellten beide einen großen Salade Niçoise und jeweils eine Cola. Kaja hätte zwar noch Lust auf einen Cidre gehabt, aber sie beschloss, sich Tim gegenüber solidarisch zu zeigen, der ja noch fahren musste. Als sie fertig waren, forderte Kaja ihn auf: „So, und jetzt erzähl mal. Was treibst du denn so? Wir haben uns das letzte Mal, ja ... wann war das, vor acht Jahren gesehen. Das ist ja schon ewig her. Ich weiß nur noch, dass du damals gerade deine komplette Profi-Fotografieausrüstung gekauft hast und voller Vorfreude warst, sie endlich auszuprobieren. Ist da etwas daraus geworden?“
„Yep, das kann man wohl sagen. Ich hab’s tatsächlich geschafft, meinen Traum zu
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