Die drei ??? - 100 - Toteninsel
rammt, dann...«
»Vielleicht will sie die Soldaten dazu bringen, abzudrehen«, überlegte Justus.
Doch die ›Montana ‹ dachte gar nicht daran. Mit unverminderter Geschwindigkeit steuerten die beiden Schiffe aufeinander zu. Die ›Montana‹ kam rasend schnell näher. Sie war noch höchstens einen Kilometer entfernt.
»Dreh ab, Mädchen!«, rief Juan. »Dreh ab!«
Sechshundert Meter. Auf der ›Montana‹ wurde gefeuert.
Warnschüsse, doch diesmal aus einem anderen Grund. Dann änderte das schwarze Schiff plötzlich seinen Kurs. Die
›Montana ‹ fuhr ein Ausweichmanöver. Doch die ›Explorer‹
drehte ebenfalls bei - und steuerte wieder auf die Soldaten zu!
»Sie will sie wirklich rammen!«, rief Justus. »Bleib dran, Bob, bleib dran!«
Dreihundert Meter. Die ›Montana ‹ versuchte zu entkommen.
Doch das Wendemanöver kostete sie Geschwindigkeit. Wenn die ›Explorer‹ ihren Kurs nicht änderte, würden sie kollidieren.
Hundert Meter.
»Da!«, rief Justus. »Sie springt von Bord!« Ein kleiner schwarzer Schatten fiel von der Reling zehn Meter tief in den Pazifik.
»Halt auf sie zu, wir müssen sie aus dem Wasser ziehen!«
Fünfzig Meter. Die ›Montana‹ stand quer zur ›Explorer‹ und drehte weiter ab. Zu langsam. Zehn Meter. BAMM!
Mit schrecklichem Getöse rammte der messerscharfe Bug der
›Explorer‹ das andere Schiff, riss die zentimeterdicke Stahlwand auf und zerquetschte den Rumpf wie einen faulen Apfel. Die
›Montana ‹ legte sich zur Seite, drohte umzukippen, doch die
›Explorer‹ bohrte sich knirschend weiter in den Stahlkörper und hielt ihn fest. Die Schiffe ächzten und kreischten, als seien sie zwei riesige Seeungeheuer, verstrickt in einen tödlichen Zweikampf.
Etwas explodierte. Eine kleine Feuersäule stieg auf. Die Maschinen gaben stöhnend auf. Der Albtraum aus zwei ineinander verkeilten Schiffen drehte sich noch ein Stück weiter
- und sank langsam. Inzwischen war Bob nahe genug, um zu sehen, wie die Soldaten Rettungsinseln ins Meer warfen, die sich selbst aufbliesen, und hinterhersprangen.
»Anne! Da ist sie!«, rief Dr. Svenson. »Vorsichtig, Bob, langsamer!« Bob kam neben dem Mädchen, das verzweifelt Wasser trat und wild mit den Armen ruderte, zum Stehen. Albert und Mr Phoenix griffen nach ihr und halfen ihr an Bord.
»Was ist mit den Soldaten?«, fragte Bob. »Wir können doch nicht zulassen, dass sie...«
»Ich zähle sie gerade«, antwortete Justus, der das aufgewühlte Meer mit dem Fernglas absuchte. »Drei Rettungsinseln. Zehn Männer sind schon drauf. Olin wird gerade hochgezogen. Und Nummer zwölf und dreizehn schwimmen auf ihre Rettung zu.
Alles in Ordnung, sie sind alle davongekommen.«
»Seht doch!« Juan wies auf die beiden Schiffe. Das Wasser stürzte rasend schnell in den zerfetzten Rumpf der ›Montana‹
und zog das Schiff immer weiter in die Tiefe. Doch auch die
›Explorer‹ hatte einen gewaltigen Riss im Bug und sank. Die
›Montana ‹ legte sich auf die Seite und zog die verkeilte
›Explorer‹ mit sich. Beide Schiffe kippten um. Die Wellen leckten gierig an den Körpern aus Stahl, zogen daran, überspülten sie - bis sie sprudelnd und brodelnd in den Fluten versanken.
Einige Augenblicke später hatte das Meer sie vollends verschlungen. Zurück blieben schäumende Wellen, die ein weißes Leichentuch über den Ozean legten.
»Weg hier«, sagte Justus tonlos, schockiert von allem, was er gerade gesehen hatte. »Bevor die da drüben noch auf dumme Gedanken kommen.«
Bob gab Gas und nahm Kurs auf Ponape.
»Anne!«, rief Dr. Svenson und beugte sich über sie. Sie hockte nass und vor Kälte und Schwäche zitternd auf dem Boden und starrte ins Leere. »Was... was hast du getan?«
»Miss Fox«, sagte Professor Phoenix bemüht ruhig. »Sie...
Sie...«
»Nicht Fox«, sagte Anne kaum hörbar und mit zitternder Stimme.
»Bitte?«
»Ich heiße nicht Fox. Mein Name ist... Anne Hadden.«
Tödliche Spur
Als das Flugzeug abhob, tauchte die aufgehende Sonne die Insel in go ldenes Licht. Justus sah aus dem Fenster, bis Ponape hinter ihnen verschwunden war, dann ließ er sich in den unbequemen Sitz zurückfallen und schloss die Augen. Er war erledigt. Zu Tode erschöpft, genau wie alle anderen. Die meisten waren schon eingeschlafen. Doch Justus würde keinen Schlaf finden, und das nicht nur wegen der Luftlöcher. Zu viel ging ihm noch im Kopf herum. Die gesunkenen Schiffe, die Soldaten, die nur knapp mit dem Leben davongekommen
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