Die drei 42 Das Geheimnis der alten Villa drei Ausrufezeichen
Kosenamen benutzte, besänftigte sie wieder etwas. Seit Herr Grevenbroich mit Tessa zusammen war, hatte sichin Maries Leben einiges geändert. Früher hatte sie ihren Vater ganz für sich allein gehabt, nun musste sie ihn mit Tessa und Lina teilen. Das fiel ihr nicht leicht, zumal sie und ihr Vater sich durch den frühen Tod von Maries Mutter sehr nahestanden.
Vor einer Weile hatte die Patchworkfamilie eine alte, schlossähnliche Villa im Ostviertel bezogen. Marie bewohnte ein wunderschönes, geräumiges Erkerzimmer mit Balkon, in dem sie sich rundum wohlfühlte. Mit Tessa verstand sie sich inzwischen ganz gut. Wenn nur Lina nicht gewesen wäre! Ihre jüngere Stiefschwester konnte manchmal furchtbar nerven …
Tessa seufzte. »Wie ärgerlich, dass wir ausgerechnet heute die Handwerker im Haus haben. Ich wollte mich eigentlich noch ein bisschen hinlegen. Ich bin schrecklich müde.« Sie strich über den Bauch, der sich sanft unter ihrem weiten Shirt wölbte. Tessa war schwanger und würde im Herbst ein Baby bekommen. Marie wusste noch nicht so richtig, was sie davon halten sollte. Einerseits freute sie sich auf das neue Geschwisterchen, andererseits würde ihr Vater dann bestimmt noch weniger Zeit für sie haben …
»Mach dir keine Sorgen, Liebling, ich kümmere mich um alles.« Herr Grevenbroich legte seiner Lebensgefährtin liebevoll den Arm um die Schulter und führte sie zum Schlafzimmer. »Ruh dich aus, du solltest dich in deinem Zustand auf keinen Fall überanstrengen.«
»Ich bin wirklich froh, dass wir diese Woche drehfrei haben. Ich könnte den ganzen Tag schlafen«, hörte Marie Tessa sagen, bevor sie im Schlafzimmer verschwand.
Tessa und Herr Grevenbroich arbeiteten in der Filmbranche.Tessa war Kamerafrau und Maries Vater ein angesehener Schauspieler. Er war einem breiten Fernsehpublikum durch seine Rolle als Kommissar Brockmeier in der Vorabendserie Vorstadtwache bekannt geworden, spielte aber auch in anderen Fernsehfilmen mit. Durch seinen Job war er viel unterwegs, doch seit Tessa schwanger war, versuchte er, häufiger zu Hause zu sein oder zumindest in der Stadt zu drehen.
Herr Grevenbroich schloss leise die Schlafzimmertür. »Ich rufe jetzt den Klempner an. Ihr wischt bitte das Wasser im Bad auf.« Eilig lief er ins Erdgeschoss.
»Also, ich muss mich erst mal umziehen«, erklärte Lina. »Sonst erkälte ich mich. Das Aufwischen schaffst du doch auch alleine, oder?« Sie huschte an Marie vorbei in ihr Zimmer.
Marie starrte sprachlos auf die nasse Spur, die Lina auf dem glänzenden Parkett hinterlassen hatte. Wie dreist war das denn? Erst wollte sie hinter ihrer Stiefschwester herstürmen und sie zur Rede stellen, aber dann zuckte sie nur mit den Schultern. Für einen weiteren Streit mit Lina war sie heute nicht in der richtigen Stimmung. Außerdem wollte sie so schnell wie möglich zurück zu ihrem Chai Latte , den Nussplätzchen und den Urlaubsfotos. Seufzend machte sich Marie auf den Weg nach unten, um den Wischmopp zu holen.
Zwei Tage später saß Marie im Lotussitz auf ihrer Yogamatte. Ihr Rücken war gerade, ihre Augen geschlossen. Sie versuchte, ihren Kopf zu leeren und eins mit dem kosmischen Bewusstsein zu werden. Allmählich kam ihr Geist zur Ruhe. Sie spürte, wie sich eine angenehme Leere in ihr ausbreitete …
KLONG! KLONG! KLONG!
Laute Hammerschläge rissen Marie aus ihrer Meditation. Seufzend öffnete sie die Augen und starrte auf die Zimmerwand, hinter der die Handwerker nun schon seit zwei Tagen arbeiteten. Leider hatte sich Herrn Grevenbroichs Hoffnung auf eine zügige Behebung des Schadens nicht bestätigt. Den Wasserhahn hatte der Klempner vorgestern zwar schnell ausgetauscht, dabei jedoch Lochfraß an einem Wasserrohr festgestellt. Nun musste das Rohr ausgetauscht werden und so lange konnte Marie ihr Bad nicht benutzen. Als wäre das nicht schon ärgerlich genug, machten die Handwerker auch noch furchtbaren Krach, der im ganzen Haus zu hören war.
Die Hammerschläge verstummten, dafür setzte das Kreischen einer Bohrmaschine ein. Marie verzog das Gesicht. Sie überlegte gerade, ob sie ihre Meditation mit Ohrstöpseln fortsetzen sollte, da klingelte es dreimal hintereinander an der Haustür. Auch das noch! Leise vor sich hin schimpfend erhob sich Marie von ihrer Yogamatte und lief nach unten. Wahrscheinlich war das schon wieder so ein nerviger Handwerker. Aber musste der gleich Sturm klingeln? Ärgerlich riss Marie die Haustür auf.
»Überraschung!«, schallte es ihr
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