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Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einem harten Ruck versuchte er, das Tier zur Seite zu reißen. Sein Dolch bohrte sich tief in die grünlich geschuppte Haut. Das Tier öffnete den Rachen, blies ihm eine übelriechende Wolke aus feuchtem Atem entgegen und stöhnte auf.
    »Nein!« glaubte Mythor zu verstehen. Er blickte sich um und sah, dass die Männer noch immer wütend kämpften, aber nicht gefährdet waren. Mythor kletterte höher hinauf. Sein linker Arm packte den langen Hals des Echsenwesens und zog ihn an sich heran.
    Während er mit dem Fuß die Klauen abwehrte, die nach ihm schlugen, setzte er die Spitze des Dolches auf die Stirn des Tieres. Er war sicher, dass das Echsenwesen mit menschlicher Stimme gesprochen hatte. Er schrie wütend: »Mit einem Stoß kann ich dich töten!«
    »Nein! Töte mich nicht«, stöhnte das Tier.
    Mythor verstärkte den Druck der Dolchspitze und wusste jetzt, dass seine Ahnung richtig gewesen war. Als er sich wieder umsah, merkte er, dass die anderen Tiere ihre wütenden Angriffe fast eingestellt hatten. Eine geheime Furcht schien sich ihrer bemächtigt zu haben. Er stieß hervor: »Du bringst uns sofort zu deinem Meister, sonst durchbohrt der Dolch deinen Schädel.«
    »Ja. Aber töte mich nicht!«
    »Befiehl den anderen Bestien aufzuhören!«
    Mythor stieg ächzend Stufe um Stufe hinauf, schleppte den Hals und den Kopf des Echsenwesens mit sich und bog den Hals in groteskem Winkel nach hinten. Aus der Kehle der Bestie kamen zischende und würgende Laute. »Sie… kämpfen… nicht mehr.«
    Mythor schrie: »He! Ihr beiden! Der Kampf ist aus. Hinter mir her. Die Echse bringt uns zu Echtamor.«
    Luxon und Sadagar schienen mit einem Blick zu erkennen, was vorgefallen war. Sie duckten sich unter den Leibern der kleineren Bestien, die unschlüssig hin und her schaukelten, ihre Wunden leckten, sich am Boden krümmten oder von den Deckenbalken pendelten. Sie zischten und fauchten, und ihre Augen folgten den Männern, die zwischen ihnen hindurchliefen und die Stufen erreichten.
    »Was ist los?« fragte Sadagar und schüttelte das Blut von den Messerklingen.
    »Diese Echse wird uns zu ihrem Meister bringen. Sie spricht mit menschlicher Stimme.«
    »Ich bringe euch zu Echtamor. Stecke deinen Dolch zurück, Krieger!« stöhnte das Echsenwesen. »Aus mir spricht die Stimme des Magiers.«
    Luxon behielt seine Waffe in den Fäusten und sagte wütend: »Dieser Magier hat durch euch meinen Freund umgebracht. Los, bringe uns schnell zu ihm!«
    »Dann befiehl deinem Freund, dass er mich los lässt.«
    Mythor löste vorsichtig seinen Griff. Das Echsentier holte röchelnd Luft und schüttelte sich. Dann drehte und wand sich die Bestie und kletterte, ihre Bewegungen mit dem langen Schwanz unterstützend, die Treppe aufwärts. Mythor folgte ihr schnell und hielt den Dolch stoßbereit.
    »Hat es der alte Echtamor durch seine Magie erreicht«, fragte Luxon und schien sich abermals an seine Sklavenzeit bei Echtamor zu erinnern, »dass sein Geist in ein Tier zu schlüpfen vermag?«
    »Bei Erain! So sieht es aus!« sagte Mythor grimmig.
    »Es wird sich feststellen lassen«, meinte Sadagar.
    Die Echse tappte schwerfällig über die Planken des nächsten Raumes. Bis auf einige wuchtige Möbelstücke war der Raum leer. Nur ein unerklärlicher Geruch schlug den Männern entgegen. Mit schnellen Schritten durchquerten sie den Raum und stiegen neben dem Echsenwesen die nächste Treppe hinauf. Mythor schob seinen Kopf durch die große Bodenluke und sah, dass sie jenen Abschnitt des Turmes erreicht hatten, in dem Echtamor hauste.
    Auf einem dürftigen Lager, direkt an der Wand und unter einem offenen Fensterloch, lag eine regungslose Gestalt. Sadagar und Luxon schwangen sich in den Raum hinein.
    Luxon machte zwei schnelle Schritte, die Dolche stoßbereit erhoben. Er näherte sich dem Kopfende des Lagers, warf einen langen Blick auf das eingefallene, wächserne Gesicht des Mannes und sagte: »Es ist tatsächlich Echtamor!«
    Im selben Moment sank die Echse, die aus mehreren kleinen Wunden blutete, auf den Boden, streckte alle Gliedmaßen aus und stöhnte erbarmungswürdig auf. »Hier ist Echtamor!« kam es schwer verständlich aus dem Rachen des Tieres.
    Es schloss die Augen, ein Zittern durchlief den doppelt mannsgroßen Körper, und dann bewegte Echtamor seine Finger.
    »Er vermag wirklich seinen Geist auszusenden!« staunte Sadagar.
    Luxon nickte nur.
    »Er kommt zu sich!« warnte Mythor und lehnte sich wachsam gegen die Mauer. Auch dieser Raum

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