Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die drei Dämonischen

Die drei Dämonischen

Titel: Die drei Dämonischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Hans Kneifel
    Die drei Dämonischen
    Der Blitz zuckte schräg abwärts und spaltete einen verkrüppelten Baum. Zugleich mit dem peitschenden Knall flammte das Feuer auf. Der Donnerschlag schien ganz Sarphand zu erschüttern und jeden Stein zu bewegen, Aber noch immer regnete es nicht. Nur wenige einzelne Tropfen schlugen klatschend auf das Pflaster, das die Wärme des langen Tages gespeichert hatte. Mythor lehnte sich gegen eine Mauer und flüsterte: »Wo lebt der Magier Echtamor jetzt, Luxon?« Sie hatten, vom Palast des Croesus kommend, eine schmale Gasse hinter sich gelassen. Dann waren sie die breite Treppe zu der nächsttieferen Ebene der Stadt hinuntergelaufen. Als der Blitz unweit von ihnen den Baum in Flammen setzte, befanden sich Steinmann Sadagar, Luxon und Mythor in ihrer Verkleidung als heruntergekommene Greise gerade an der kleinen Kreuzung zwischen Treppenende und den nächsten Dächern und Mauern. »Unser Ziel ist ein uralter Wachturm. Ein Späher wartet dort auf uns. Folgt mir, Freunde.«
    Es war eine stockfinstere Nacht. Und trotz der Rufe des Warners gab es noch genügend Einwohner, die sich in den Gassen und Winkeln Sarphands aufhielten. Es waren nicht nur Bettler, Asyllose oder Verbrecher, sondern auch junge Männer, die es als Mutprobe betrachteten, die Fänger zu reizen und ihnen zu entkommen – oder auch nicht.
    »Welche Richtung?«
    »Dorthin, in das Gewirr der Gassen.«
    Die Bewegungen der drei Männer waren nicht die von alten Männern. Sie sprangen, rannten und huschten durch die Finsternis.
    Plötzlich hielt Luxon mitten im Lauf an, breitete beide Arme aus und fing die Männer auf, die hinter ihm plötzlich stolperten. »Halt!«
    Er deutete nach rechts. Die Gegend war schmutzig und verwahrlost. Die Abstände zwischen den Hausmauern waren eng und wurden von Schritt zu Schritt kleiner. Erker und winzige Balkone neigten sich zur Straße. Unter einem Vorsprung bewegten sich zwei Silhouetten. Zwei Männer kämpften gegeneinander. Ab und zu durchschnitt ein scharfes Keuchen oder ein erstickter Ausruf die Stille. Schwach blitzten Dolchklingen auf.
    »Es gilt nicht uns!« wisperte Luxon. »Weiter!«
    Mythor warf einen scharfen Blick auf das Handgemenge und rannte weiter. Ein abschüssiges Stück lag vor ihnen. Ein erster Schauer von Regentropfen prasselte nieder, während die Blitze den Männern den Weg zeigten.
    Hinter den Männern verklangen die stöhnenden Ausrufe und das Klirren der Waffen. Die Hausmauern öffneten sich wieder zu einem kleinen, rechteckigen Platz, wie er für viele Teile Sarphands typisch war. An drei Seiten war er von Torbögen aus wuchtigen Quadern abgegrenzt. Im Zentrum erhob sich ein riesenhafter Baum. Auf einer Terrasse loderte im Gewitterwind eine vergessene Fackel und schleuderte Funken und Rauchschleier in wirren Wirbeln hinunter auf den Platz.
    Quer über den freien Raum schritt feierlich eine große, schwarz gekleidete Gestalt. An der Stelle des Kopfes trug diese Erscheinung einen Totenschädel, weiß und leuchtend wie Phosphor. Der Schädel schien die doppelte Größe eines menschlichen Kopfes zu haben. Dort, wo es in den Knochen Löcher gab, leuchteten nicht etwa Zähne oder Augen. Dort war nichts als abgrundtiefes Schwarz. Die Gestalt nahm weder Notiz von den Blitzen noch von dem Licht der Fackel oder den drei dunkel Gekleideten, die unmittelbar unter einem Torbogen stehengeblieben waren und diesen Fremden halb fassungslos, halb erschrocken anstarrten.
    »Was soll das, Luxon?« fragte Mythor leise.
    Nur sein Gesicht war verändert. Die letzten Tage und die Ruhe im Palast des Croesus hatten ihm die Kraft und die Ausdauer wiedergegeben. Sein Körper gehorchte ihm wie immer; er wünschte sich nur, sein Schwert am Gürtel zu haben. Vergebens. »Ich weiß es nicht. Einen solchen Schädel habe ich in Sarphand noch niemals gesehen.«
    Sadagar knurrte wütend: »Ich könnte ihm ein Wurfmesser in eine Augenhöhle…«
    »Nein!« sagte Luxon leise und scharf. »Beobachtet alles, aber rührt euch nicht. Wir dürfen niemanden auf uns aufmerksam machen.«
    Die seltsame Gestalt wanderte schnellen Schrittes diagonal über den Platz. Der schwach leuchtende Totenschädel drehte sich weder nach links noch nach rechts. Dann verschwand die erstaunliche Erscheinung unter einem Bogen und hinter einer Mauerecke. Ein Blitz zuckte auf, erhellte die Umgebung und zeigte nichts anderes als eine leere Fläche.
    »Das ist Sarphand. Nur ein Teil davon«, sagte Luxon, und wieder musste ihm

Weitere Kostenlose Bücher