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Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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seinen Spieß weit von sich geschleudert hatte, befahl er seiner Frau, mit ihrem Besenstiel desgleichen zu tun, und seinen Burschen, die Stöcke wegzulegen, und als er ihnen hierzu das Beispiel gegeben, fing er an, den verlorenen Brief zu suchen.
    »Enthielt wohl dieser, Brief etwas Wichtiges?« fragte der Wirt, nachdem er eine Weile vergeblich gesucht hatte. »Beim Himmel, das will ich meinen!« rief der Gascogner, der mittels dieses Schreibens seine Lebensbahn zu gründen hoffte; »er hat mein Glück enthalten!«
    »Geldanweisungen aus Spanien?« fragte der Wirt beunruhigt. »Anweisungen auf den Privatschatz Seiner Majestät,« entgegnete d'Artagnan, der darauf rechnete, er werde auf diese Empfehlung in den Dienst des Königs aufgenommen, weshalb er, ohne zu lügen, diese etwas kühne Antwort geben zu dürfen glaubte. »Teufel!« rief der Wirt ganz verzweifelt. »Doch, gleichviel,« sagte d'Artagnan mit nationaler Derbheit, »gleichviel, an dem Gelde liegt nichts; der Brief war alles. Lieber hätte ich tausend Pistolen verloren als ihn.« Er hätte ebensogut zwanzigtausend Pistolen sagen können, doch hielt ihn eine gewisse jugendliche Scham zurück. Ein Lichtschimmer zuckte plötzlich durch den Geist des Wirtes, der sich zum Teufel verwünschte, da er nichts fand. Er rief: »Dieser Brief ist ganz nnd gar nicht verloren.«
    »Ha!« schried'Artagnan. »Nein, er wurde Ihnen entwendet.«
    »Entwendet? Von wem?«
    »Gestern von jenem Edelmann. Er ging in die Küche hinab, wo Ihr Wams lag, und blieb daselbst allein. Ich möchte darauf wetten, er hat ihn mitgenommen.«
    »Glaubt Ihr das?« fragte d'Artagnan, wenig überzeugt, denn er wußte besser als irgend jemand die ganze persönliche Bedeutsamkeit dieses Briefes, und sah nicht ein, wie es einen andern danach gelüsten konnte. Kein Hausdiener, kein Gast hätte mit dem Besitze dieses Briefes einen Vorteil erlangt. »Ihr sagt also,« fragte d'Artagnan, »daß Ihr diesen verwegenen Edelmann in Verdacht habt?«
    »Ich sage Ihnen,« erwiderte der Wirt, »ich bin davon vollkommen überzeugt; denn als ich ihm sagte, Eure Herrlichkeit wäre ein Schützling des Herrn von Tréville und Sie besäßen sogar einen Brief an diesen mächtigen Herrn, so schien er sehr beunruhigt und fragte mich, wo denn dieser Brief sei; dann ging er sogleich in die Küche hinab, da er wußte, daß Ihr Wams dort liege.«
    »Er ist also mein Dieb?« versetzte d'Artagnan; »ich will darüber bei Herrn von Tréville Klage führen, und Herr von Tréville wird dasselbe bei dem König tun.« Sofort zog er majestätisch zwei Taler aus der Tasche, reichte sie dem Wirt, der ihn mit dem Hut in der Hand bis zur Tür begleitete, und stieg wieder auf sein gelbliches Pferd, das ihn ohne weiteren Unfall bis zum Tore Saint–Antoine in Paris trug, wo er es für drei Taler verkaufte, was recht gut bezahlt war, in Anbetracht, als es Herr d'Artagnan auf dem letzten Ritte stark hergenommen hatte. Auch hat es der Roßhändler, als er die besagten neun Livres ausbezahlte, Herrn d'Artagnan keineswegs verhehlt, er gebe diese übermäßige Summe nur wegen der eigentümlichen Farbe des Tieres. Somit ging d'Artagnan zu Fuß in das Innere der Stadt, trug seinen kleinen Pack unter dem Arm und kreuzte so lange umher, bis er ein Mietzimmer auffand, das seiner geringen Barschaft entsprach. Dieses Zimmer war eine Art Dachstube in der Gasse Fossoyeurs, nahe dem Palaste Luxembourg.

Das Vorgemach des Herrn von Treville.
    Herr von Tréville war ein Freund des Königs, der bekanntlich das Andenken seines Vaters Heinrich IV. hoch in Ehren hielt. In jener unglückseligen Zeit war man eifrig bedacht, sich mit Männern zu umgeben, die von Trévilles Schlage waren. Ludwig XIII. ernannte Tréville zum Kapitän der Musketiere und diese sind durch ihre Ergebenheit oder vielmehr durch ihren Fanatismus für Ludwig XIII. das gewesen, was die Ordinaires für Heinrich III. und die schottische Garde für Ludwig XI. war.
    Was den Kardinal betrifft, so stand er in dieser Hinsicht hinter dem König nicht zurück. Als er sah, daß sich der König Ludwig XIII.mit einer erwählten Mannschaft umgab, wollte er gleichfalls seine Garde haben. Somit hatte er seine Musketiere wie Ludwig XIII. und man sah, wie die zwei mächtigen Rivalen in allen Provinzen Frankreichs und selbst in auswärtigen Ländern berühmte Männer für ihre großen Schwertstreiche anwarben.
    Der Hof des Hotels, das Tréville bewohnte, das in der Rue Vieux- Colombier lag, glich einem

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