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Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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festgesetzt.
    Zur Base Laran, welche jetzt nicht mehr in Wien wohnen mochte, reiste ich selber in das Steinschloß, um die Einladung zu machen. Ich fand sie und ihre schönen Töchter heiter und fand auch zwei junge Männer, den Sohn des Verwalters und den des Forstmeisters als Besuchende da. Ich blieb drei Tage und reiste dann wieder nach Hause.
    Und am zwanzigsten Tage des Monats November war vor allen näheren und ferneren Verwandten die Vermählung in der Kapelle der roten Sentze.
    Als wir nach der Feierlichkeit uns in dem Saal versammelt hatten, ich in der schweren Kleidung der Palsentze und Hiltiburg in einem reicheren Schmucke, als sie je einen gehabt, und als wir uns auf den Befehl unserer Väter den Kuß der Ehe gegeben hatten, rief mein Vater: »Das ist ein Liebeskuß der Palsentze, möge nie mehr in dem Geschlechte not sein, daß ein Friedenskuß gegeben werde.«
    Hier hört die Schrift der Sentze auf.
    Wir können aber berichten: Die gestreifte Sentze wird immer stattlicher und wohnlicher und der Garten immer blühender; die rote Sentze ist fast immer so rein und klar wie die weiße; die graue Sentze ist in ihrem Innern noch ansehnlicher und prunkender als früher ausgerüstet. Hiltiburg und Rupert sind in einem Glücke, wie jenes einzige Fräulein und jener einzige Junker des Geschlechtes der Palsentze gewesen waren, und es scheint auch von ihnen die Folge ausgehen zu wollen wie von jenem Paare.
    Die Väter leben in so gutem Einvernehmen, als hätten sie sich viermal den Kuß von Sentze gegeben.
     

Mein Leben
     
     
Aus den Nachlaßblättern
1867
     
    Es ist das kleinste Sandkörnchen ein Wunder, das wir nicht ergründen können. Daß es ist, daß seine Teile zusammenhängen, daß sie getrennt werden können, daß sie wieder Körner sind, daß die Teilung fortgesetzt werden kann, und wie weit, wird uns hienieden immer ein Geheimnis bleiben. Nur weniges, was unserem Sinne von ihm kund wird, und weniges, was in seiner Wechselwirkung mit anderen Dingen zu unserer Wahrnehmung gelangt, ist unser Eigentum, das andere ruht in Gott. Die großen Körper, davon es getrennt worden ist und die den Außenbau unserer Erde bilden, sind uns in ihrer Eigenheit unbekannt wie das Sandkörnchen.
    Sie sind, und wir sagen manches von ihnen aus, das auf dem Pfade unserer Wahrnehmungskräfte zu uns hereinkömmt.
    Und dann sind die Planeten, die wie unsere Erde als andere Erden in dem ungeheuren Raume schweben, der uns zunächst an uns durch sie geoffenbart wird. Dann sind weiter außer ihnen die Fixsterne, die in dem noch viel größeren Raume, den sie darstellen, bestehen, und deren Größe sowie die Größe des Raumes wir durch Zahlen ausdrücken, aber in unserem Vorstellungsvermögen nicht fassen können. Dann geht, wie unsere Fernröhre zeigen, der körpererfüllte Raum fort und fort. Wir nennen das alles die Welt und heißen sie das größte Wunder. Aber auf den Dingen der Welt ist ein noch größeres Wunder, das Leben. Wir stehen vor dem Abgrund dieses Rätsels in Staunen und Ohnmacht. Das Leben berührt uns so innig und hold, daß uns alles, darin wir es zu entdecken vermögen, verwandt, und alles, darin wir es nicht sehen können, fremd ist, daß wir seine Zeichen in Moosen, Kräutern, Bäumen, Tieren liebreich verfolgen, daß wir sie in der Geschichte des menschlichen Geschlechts und in den Darstellungen einzelner Menschen begierig in uns aufnehmen, daß wir Leben in unseren Künsten dichten und daß wir uns selber ohne Leben gar nicht zu denken vermögen.
    Ich bin oft von den Erscheinungen meines Lebens, das einfach war, wie ein Halm wächst, in Verwunderung geraten. Dies ist der Grund und die Entschuldigung, daß ich die folgenden Worte aufschreibe. Sie sind zunächst für mich allein. Finden sie eine weitere Verbreitung, so mögen Gattin, Geschwister, Freunde, Bekannte einen zarten Gruß darin erkennen und Fremde nicht etwas Unwürdiges aus ihnen entnehmen.
    Weit zurück in dem leeren Nichts ist etwas wie Wonne und Entzücken, das gewaltig fassend fast vernichtend in mein Wesen drang und dem nichts mehr in meinem künftigen Leben glich. Die Merkmale, die festgehalten wurden, sind: Es war Glanz, es war Gewühl, es war unten. Dies muß sehr früh gewesen sein; denn mir ist, als liege eine sehr weite Finsternis des Nichts um das Ding herum.
    Dann war etwas anderes, das sanft und lindernd durch mein Inneres ging. Das Merkmal ist: Es waren Klänge.
    Dann schwamm ich in etwas Fächelndem, ich schwamm hin und wieder, es

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