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Die drei Schmiede ihres Schicksals

Die drei Schmiede ihres Schicksals

Titel: Die drei Schmiede ihres Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adalbert Stifter
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Mann mit langen grauen Haaren und zwei Strängen Backenbart, die seinem Aussehen etwas von einem Engländer verliehen. Hinkend, als wäre ihm am Ofen ein Fuß steif geworden, trat er zum Kellner, wechselte mit ihm einige Worte, worauf dieser nach dem Tische deutete, wo Stifter saß. Der Alte nahte sich diesem zögernd, blieb dann unbeweglich davor stehen und starrte den Dichter an.
    "Sind Sie es?" fragte er dann mit fremdartiger Betonung. "Sie sind der Dichter der 'Studien'?"
    "Ich heiße Adalbert Stifter", antwortete der Dichter.
    "Ich danke Ihnen", sagte der Fremde. "Ich bin John Benotts aus Amsterdam". Damit setzte er sich Stifter gegenüber an den Tisch.
    Dieser wußte nicht recht, was er sagen sollte und schwieg.
    Der Fremde sagte auch nichts weiter als: "Welchen Wein trinken Sie gern?"
    "Rheinwein", antwortete der Dichter.
    Der Fremde bestellte. Dann saß er Stifter schweigend gegenüber und betrachtete dessen Gesichtszüge. Als der Wein kam, schenkte der Holländer die Römer voll, stieß mit dem Dichter schweigend an und sie tranken. So verging eine habe Stunde, ohne daß sie bisher mehr als zwanzig Worte mitsammen gesprochen hatten. Als die Flasche leer war, erhob sich der Fremde und sagte mit leiser Stimme: "Ich hätte eine Bitte. "Sprecht sie aus!" sagte Stifter.
    Der Fremde stand eine Weile schweigend da, dann sagte er: "Adalbert Stifter! Gebt Ihr es zu, daß ich Euch auf die Stirne küsse?"
    Nun erhob sich auch Stifter und sprach: "Die Stirne des Menschen ist von Gott geweiht. Küsset sie!"
    Jetzt legte der Fremde seinen Arm langsam und leicht über die Schulter des Dichters, neigte sich hin und küßte dessen Stirne. Als das geschehen war, sagte er noch: "Ich danke Euch, Adalbert Stifter, für alles Glück, das Ihr mir gegeben habt. Lebet wohl!"
    Nach diesen Worten ging er, bestieg seinen vor dem Hotel bereitstehenden Wagen und fuhr zum Bahnhof. Stifter war von der Begegnung tief beeindruckt und schritt still seiner Wohnung zu.
    Einige Wochen später erhielt er folgende Schreiben:
    "Mein teuerer Dichter!
    Der Mann v. 16. April wird Ihnen sonderbar erschienen sein. Derselbe hat Ihre 'Studien' gelesen und ist von diesen Dichtungen so oft und so tief ergriffen worden, daß allmählich in ihm der unbezähmbare Wunsch entstand, einmal die begnadete Stirn des Dichters zu küssen. Darum reisete er nach dem fernen Österreich auf geradem Wege hin und auf geradem Wege zurück, ohne Aufenthalt, ohne anderen Zweck als den, Ihnen seinen großen Dank anzuzeigen. So ist es geschehen und ich bin nun wieder in meinem Hause. Die Pilgerfahrt zu meinem Dichter der 'Studien' zählt zu dem wenig Schönen, was ich in diesem Leben getan habe. Adalbert Stifter! Segne Sie der Himmel für alle Wohltat, die Sie durch Ihre Dichtungen den Menschen erwiesen haben und erweisen werden.
    Amsterdam, 4. Mai 186.... John Benotts."
    Seit dieser zeit hatte Stifter nichts mehr von dem Verehrer aus Holland gehört. Wenige Tage vor seinem Tode soll der Dichter noch die Äußerung getan haben, daß von allen Huldigungen, die ihm je zuteil geworden, ihn keine so eigentümlich und tief bewegt habe, wie die des Holländers John Benotts.

"Nachsommer"
    Schwere Sorgen lasteten auf dem kranken Dichter. Seine Pensionierung stand bevor, damit aber auch eine Verringerung seiner Bezüge um Zweidrittel. Am 27 November 1865 - er weilte gerade zur Wiederherstellung seiner Gesundheit im hochgelegenen Kirchschlag - erhielt er die Mitteilung über die Versetzung in den Ruhestand. Mit zitternden Händen öffnete er das Schreiben und las, daß ihm sein volles Gehalt von 1890 fl. Belassen und außerdem vom Kaiser der Titel eines Hofrates verliehen wurde. Stifter war vor Freude außer sich und ließ seiner Frau in Linz durch einen eigenen Boten die glückliche Nachricht übermitteln. - "Nun ist Ruhe in meinem Herzen und die Gesundheit ist die sichere Folge", schreibt er darin. Durch einen weiteren Boten bestellte er einen geschlossenen Waagen und fuhr noch am selben Abend nach Linz zurück. Dann geht er wieder nach Kirchschlag und schreibt von dort an Heckenast: "Jetzt kann ich ohne Sorge und in der Erhabenheit der Natur meinen höheren Bestrebungen und meinen teuren Arbeiten leben. M e i n Nachsommer hat begonnen.

Letzte Zeilen
    Johannes Aprent, der mit dem Dichter innig befreundete Linzer Realschulprofessor, welcher in den Leidenstagen Stifters der beste und aufopferndste Freund war, weilte oft an seinem Krankenlager. Mit den folgenden Zeilen, die der Dichter

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