Die drei Schmiede ihres Schicksals
Schmetterlinge, die er aber nicht tötete, sondern in hohen Gläsern aufbewahrte. Einmal kam er nun nach dem Mittagessen zur Mutter in die Küche und fragte: "Mutter, könnt i a gut's Stückerl Rindfleisch hab'n?" -
Frau Magdalena, Tochter des Oberplaner Fleischhauers Friepeß, sann eine Weile und fragte dann: ""ist heut no net satt, Bertl?" - Dös net, Mutter." - Na, was nachacht?" - Ich bräucht's halt für d' Schmetterling zum Fressen."
Wie der junge Stifter auf Gymnasium kam
Im Sommer 1818 kam Franz Friepeß, Bertls Grooßvater mütterlicherseits, nach Oberplan. Kurz vor seiner Abreise trat er zur Mutter Stifter ins Zimmer und fragte: "Na, was ist's mit dem Studieren beim Bertl?" - "Damit ist's aus," antwortete diese, "der hiesige Kaplan, der ihn ein wenig aufs Latein hätte vorbereiten wollen, hat gesagt, er hat kein Talent." - "Was," entgegnete darauf der Großvater, "der Bub ist findig wie a Vogl und soll das bissel Latein net lerna können! Dös glaub i net. Gib mir den Bertl nur mal mit." - Also ging der junge Stifter mit dem Großvater nach Viechtwang, wo sein Neffe Kaplan war; dieser gab den beiden ein Schreiben an den Professor Placidus Hall in Kremsmünster mit. Der prüfte Bertl zwar nicht in Latein, er fragte ihn aber nach den Bäumen, Sträuchern, Gewässern und den Bergen seiner Heimat. Als der Knabe alle Fragen auf genaueste beantworten konnte, erhob sich der Herr Professor und sagte gütig zum Großvater Friepeß: "Es ist schon gut so. Bringt mir nur den Buben auf Allerheiligen wieder" - und so kam der junge Adalbert Stifter aufs Gymnasium nach Kremsmünster.
Kunst des Rhythmus
Wie anderswo, so hatte man damals auch auf dem Gymnasium in Kremsmünster die Schüler Reime anfertigen lassen, wobei die Verse des jungen Stifter als die besten der Klasse vorgelesen wurden. Einmal aber ereignete es sich, daß die Musterverse den Namen eines anderen trugen und trotzdem von Stifter stammten. Und das geschah so: ein Mitschüler, der Träger hieß, brachte die vierfüßigen Jamben, die sie als Aufgabe gestellt bekamen, nicht zusammen und wandte sich darum im letzten Augenblick an Stifter. - "Ja, aber das läßt sich doch nicht nur so hinschreiben," meinte dieser, "ich bin gestern schier den ganzen Tag darüber gesessen, aber ich probier's, muß halt recht einfach werden." - Mit diesen Worten setzte er sich auf die Türstufen und warf die Verse in fliegender Hast aufs Papier. - Am nächsten Tag erschien der Professor mit den korrigierten Heften, lächelte Stifter an und sagte: "Schaut, diesmal ist der Träger der beste, der Stifter hat mir ein bissel zu viel gekünstelt."
Der heilige Nepomuk
Das alte Haus, in dem der junge Stifter und seine Freunde wohnten, wurde von einem brummigen Zerberus bewacht. In jenem Hause befand sich in einer Treppennische eine der bekannten Figuren des Heiligen Nepomuk, der von den Inwohnern verehrt wurde. - Da geschah es, daß diese eines Nachts verschwand. Sofort richtete sich der Verdacht des aalten Hauswächters auf die drei Studenten. Indessen aber kam der Heilige nach einigen Tagen, von frommer Hand abgewaschen, wieder zum Vorschein.
Stifter und seine Freunde aber suchten sich bei dem Alten zu rächen. In einer kalten Winternacht wurde der alte Grantler, der beim Öffnen der Haustüre späten Heimkehrern stets einen Sperrsechser abverlangte, herausgeläutet. Als er aber diesmal fluchend öffnete, stand nicht ein frierender Student vor dem Tore, sondern der steinerne Nepomuk mit demütiger Gebärde im Schnee, in einer Hand den Sperrsechser haltend.
Wie Stifter Amalie Mohaupt kennen lernte
Stifter war zu einer häuslichen Tanzunterhaltung eingeladen. Als die Gesellschaft aufbrechen wollte, goß es draußen in Strömen. Da um die schon sehr vorgerückte Stunde nirgends ein Fiaker aufzutreiben war, wurden die Damen von der Frau des Hauses mit festen Schuhen versehen und der Obhut der Herren übergeben. Stifter war so glücklich, das Fräulein Amalie Mohaupt heimbegleiten zu dürfen. Amalie, deren Reize Stifters Aufmerksamkeit schon während des Balles in hohem Maße erregten, war in Gesellschaft einer älteren Begleiterin, bei der sie in Wien wohnte, zu der Unterhaltung erschienen.
Nach einigen Tagen erhielt nun Stifter von der Frau, die jenen Hausball gegeben hatte, einen Brief, worin sie mitteilte, Fräulein Amalie vermisse ihre Ballschuhe und glaube sich zu erinnern, sie Herrn Stifter bei jenem Heimwege anvertraut zu haben. - Die Sache verhielt sich wirklich so. Die
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