Die drei ??? und das Volk der Winde
Justus. »Niemand hat jemals entdeckt, wo das Volk der Winde lebt. Und seit 1922 wurde auch kein Angehöriger des Stammes mehr gesehen. Heute betrachtet man dieses Volk als ausgestorben.«
»Aber wie sollte es dann der alte Mr. Brewster anstellen, diese verschollenen Indianer aufzusuchen? Er hat sich so klar geäußert, als gebe es hier gar keine Probleme für ihn«, meinte Bob. »Das will mir nicht in den Kopf.«
»Hört mal, vielleicht hat der alte Herr wirklich nicht mehr alle Tassen im Schrank«, meinte Peter. »Vielleicht leidet er an Wahnideen. Zumindest an Wunschdenken.«
»Nein«, widersprach Justus. »In diesem kurzen Telefongespräch mit uns wirkte er zwar noch immer erregt, aber sonst völlig realistisch und vernünftig. Es liegt an uns, seine Hinweise auf dieses Volk der Winde und die Tanzenden Wasser aufzunehmen und richtig zu deuten.«
»Dann wollen wir uns mal mit diesem Martin unterhalten«, schlug Peter vor. »Der ist doch selbst Indianer. Vielleicht können wir von ihm etwas zur Sache erfahren.«
»Ich verstehe nicht, was ihr von mir wollt«, wehrte Martin Ishniak ab. Er war gerade dabei, sich in seinem winzigen Arbeitsraum an der Universität Ruxton einen Stapel Fachbücher abzuholen. »Ich bin zwar Indianer, aber ich wüßte nicht, wie ihr diesen Stamm finden könntet, den ihr da sucht.«
»Wir dachten eben, Sie wären vielleicht daran interessiert, uns bei der Suche nach diesem Volk der Winde zu helfen, denn Mr. Arnold Brewster sagte ja, dorthin wolle er reisen. Und er ist doch Ihr Freund?« fragte Peter.
»Natürlich ist er mein Freund«, erwiderte Martin aufgebracht.
»Von euch kann ich das hingegen nicht sagen. Ich kenne euch Jungen überhaupt nicht, und da kommt ihr hier an und tischt mir eine unglaubhafte Geschichte von einem im Verborgenen lebenden Indianerstamm auf. Und was soll ich nun machen? Unüberlegt losrasen – wohin eigentlich? Um einen Freund zu suchen, der keinen Wert darauf legt, gefunden zu werden? Tut mir leid – ihr macht mir einen aufrichtigen Eindruck und meint es sicher gut, aber ich kann euch nicht helfen. Nun muß ich los zu meinem Seminar. Bitte schließt die Tür, wenn ihr weggeht.«
»O Mann«, sagte Peter, als Martin grußlos aus dem Zimmer gelaufen war und die Tür hinter sich zugeschlagen hatte. »Das war wohl doch keine Super-Idee. Aber vielleicht beruhigt er sich auch wieder und überlegt es sich anders. Auf jeden Fall sollten wir ihn im Auge behalten.«
»Vielleicht sprechen wir doch nochmals mit dem Anwalt Zindler«, schlug Justus nach einiger Überlegung vor. »Er ist zwar Cliffords Rechtsberater, aber die Sache mit dem alten Mr. Brewster schien ihm ebenfalls nahezugehen. Ob er uns weiterhelfen kann?«
In Alfred Zindlers Kanzlei gingen die drei ??? durchs Vorzimmer, das wie bei ihrem ersten Besuch leer war, und Justus klopfte an die Tür hinter dem auch diesmal unbesetzten Schreibplatz der Sekretärin.
Gleich darauf ging die Tür auf, und Zindler erschien, eine Hand an der Klinke, die andere am Rahmen abgestützt. Sein Gesicht hinter der neuen dunklen Brille war blaß und gar nicht mehr so glatt und selbstgerecht, und der Anzug aus glänzender Seide wirkte gewissermaßen eine Nummer zu groß.
»Ja, was ist?« fragte der Anwalt geistesabwesend.
»Mr. Zindler, uns ist bekannt, daß Sie sich Cliffords wegen tüchtig aufgeregt haben und zur Zeit nicht gut auf ihn zu sprechen sind, aber wir mußten in dieser Sache Brewster noch einmal zu Ihnen kommen. Wir bekamen nämlich Nachricht von Arnold Brewster.
Danach haben wir nun eine ungefähre Vorstellung davon, wo er sich gegenwärtig aufhält«, erklärte Justus.
»Waas? Was redest du da?« fragte der Anwalt entgeistert. Dann schoß ihm das Blut ins Gesicht. Er packte Justus beim Arm und zerrte ihn mit sich in sein Büro, wo er ihn unsanft in einen Sessel drückte. Bob und Peter kamen erschrocken nach. »Nun red schon – was wißt ihr Jungs?«
»Wir waren Ohrenzeugen dieses Streitgesprächs«, berichtete Bob,
»und wir haben alles mitbekommen.«
»Alles?« forschte der Anwalt mit undurchschaubarer Miene.
»Na ja, fast alles«, erwiderte Justus. »Zum Schluß kriegten wir leider nicht mehr mit, wer Clifford niederschlug, aber was sich vorher abspielte, das konnten wir Wort für Wort mithören. Das ist nämlich so . . .«
Als die ganze Geschichte heraus war, lehnte sich der Jurist in seinem Ledersessel zurück und blickte die Jungen starr durch die dunklen Brillengläser an. »Volk der Winde und
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