Die drei ??? und der Eisenmann (drei Fragezeichen) (German Edition)
sanfte Brise blies den grellroten Ballon allmählich in Richtung Westen, immer die Küstenlinie entlang.
Vor einer Woche hatte Bob den Rundflug für drei Personen bei der großen Tombola eines Sommerfestes in der Harbour View Lane gewonnen und an diesem Freitag war es nun so weit. Nachdem drei Tage zuvor ein für diese Jahreszeit ungewöhnlich heftiges Gewitter landeinwärts gezogen war, herrschten nun ideale Wetter- und Windbedingungen. Deshalb hatte Mr Lloyd, der Ballonführer, Bob mittags telefonisch informiert, dass sie gegen vier Uhr starten könnten. Es verstand sich von selbst, dass der dritte Detektiv seine Freunde Justus und Peter einlud, bei diesem außergewöhnlichen Vergnügen dabei zu sein. Beide hatten natürlich sofort zugesagt und sich riesig gefreut.
Für einen Moment hielt der Zweite Detektiv genießend inne und atmete tief ein. Alles war rundum großartig. Eigentlich fehlte nur noch –
Plötzlich hielt er abrupt inne, als sei er von einem elektrischen Schlag getroffen worden. Gerade hatte Peter seinen Blick nach unten über ein einsam gelegenes Küstengrundstück schweifen lassen, in dessen Mitte ein kleiner See lag. Der weitläufige Garten war nach allen Seiten hin von einer hohen Hecke abgeschirmt. Auf der Nordseite des Grundstücks ragte ein zweigeschossiges, verwinkeltes und verschachteltes Holzhaus mit Eckturm auf, das in Peter sofort Erinnerungen an die berühmten viktorianischen Viertel in San Francisco weckte.
Was ihm jedoch den Atem stocken ließ, war nicht das seltsam düster wirkende Gebäude, sondern die unglaubliche Szene, die sich zwanzig Meter davor abspielte: Eine schlanke Frau mit wirrem, grauem Haar und dunkelgrünem Kleid rannte panisch auf die Veranda des Hauses zu – verfolgt von einer hünenhaften Gestalt mit zerfetztem schwarz glänzendem Mantel, die in ihrer hoch erhobenen rechten Hand eine riesige, altertümliche Harpune schwang! Urplötzlich verharrte der Verfolger, als wittere er seinen heimlichen Beobachter, und wandte den Kopf ruckartig nach oben.
Dem Zweiten Detektiv blieb fast das Herz stehen, als er unter dem breitkrempigen Hut eine grässlich entstellte Fratze erkannte, die kaum noch menschliche Züge trug. Die lederartige Haut des Fremden schimmerte grau im Sonnenlicht und war mit fürchterlichen Narben bedeckt. Zwei übergroße, lidlose Augen starrten ausdruckslos zu Peter herauf und die ölig verschmierten Lippen entblößten einen schwarzen Schlund, der an das grässliche Maul eines Hais erinnerte.
Doch gerade als Peter sich aus seiner Starre löste und seine Freunde mit einem lauten Schrei auf das unfassbare Geschehen aufmerksam machen wollte, wurde der Ballon von einer Windbö erfasst und heftig durchgeschüttelt. Als Peter wieder nach unten schaute, war weder von der Frau noch von der albtraumhaften Gestalt die geringste Spur zu finden.
»Habt ihr … habt ihr das gerade gesehen?«, fragte er hektisch in die Runde.
Verdutzt blickten ihn Justus, Bob und Mr Lloyd an.
»Was meinst du?«, fragte der Erste Detektiv irritiert.
»Na, diesen Monsterkerl mit Harpune, der die Frau gejagt hat! Direkt unter uns!«
Hastig beugten sich alle über die Gondelreling, konnten jedoch nichts Auffälliges entdecken. Grinsend wandte sich Justus wieder um. »Du willst uns verkohlen, stimmt’s? Fast wäre ich drauf reingefallen.«
»Das ist kein Scherz!«, widersprach Peter aufgeregt. »Da unten war eine unheimliche Gestalt mit Hut und Mantel, die eine Frau verfolgt hat! Dieses … Wesen hatte eine altmodische Harpune, wie sie früher von Walfängern benutzt wurde. Und statt eines Gesichts hatte es eine schreckliche Fischfratze wie ein … Hai-Zombie!«
»Vielleicht wird hier ja gerade ein Horrorfilm gedreht und du konntest einen exklusiven Blick auf den Hauptdarsteller werfen«, schlug Bob augenzwinkernd vor.
Gereizt deutete Peter nach unten. »Und wo ist dann das Filmteam? Haben die alle Tarnkappen auf oder wie?«
Mit skeptischer Miene tippte sich Justus an die Unterlippe. »Wenn dieser Fischmensch einen Hut getragen hat, wie konntest du dann sein Gesicht erkennen?«
»Weil er zu mir hochgeglotzt hat, verflixt noch mal!« Entnervt fuhr sich Peter durch die schweißnassen Haare. »Warum sollte ich mir so etwas Irrsinniges wohl ausdenken?«
Der Ballonführer hob beschwichtigend die Hand. »Peter, ich weiß zwar nicht, was du da gesehen hast, aber bei der blendenden Sonne und den unruhigen Schatten da unten können die Sinne schon mal getäuscht werden, zumal aus
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