Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
immer am Rand unserer Gebete. Du kamst nie nach vorn. Wann ißt du denn mit uns? Wann redest du mit uns? Du schläfst allein, weit weg vom Feuer. Du bist ein Außenseiter. Wir sind hier, um für die Quelle zu sterben. Warum bist du hier?«
»Ich bin hier, um zu siegen, Katan. Wenn ihr sterben wollt, stürzt euch in euer Schwert. Oder bittet mich – ich erledige das in einer Sekunde. Ihr seid hier, um für die Quelle zu kämpfen, um sicherzustellen, daß das Böse in diesem Land nicht triumphiert. Aber ich werde nichts mehr sagen. Ich bin der gewählte Anführer, und ich verlange keine Schwüre von euch. Keine Versprechungen. Die, die mir gehorchen wollen, kommen morgen früh zu mir. Wir werden zusammen essen – ja, und zusammen beten. Die, die ihren eigenen Weg gehen wollen, können das tun. Und jetzt lasse ich euch allein, damit ihr eure Toten begraben könnt.«
Die jubelnde Menge begleitete die siegreiche Armee von den Feldern, die sich einen Kilometer südlich der Stadt befanden, ins Zentrum zu den provisorischen Unterkünften. Doch der Jubel verstummte bald, denn jeder dachte das gleiche? Was jetzt? Wann wird Ceska mit seinen Bastarden kommen?
Tenaka, Rayvan, Ananais, Decado und die anderen Hauptleute der neuen Armee trafen sich im Ratssaal, während Rayvans Söhne Lake und Lucas Karten des Geländes im Norden und Süden zeichneten.
Nach einem Nachmittag hitziger Diskussion wurde offenkundig, daß ein großer Teil Skodas nicht zu verteidigen war. Der Paß am Teufelsgrinsen konnte zwar mit einer Mauer versperrt und bemannt werden, doch man würde tausend Krieger benötigen, den Paß auf Dauer zu halten, während im Norden und Süden weitere sechs Pässe den Zugang zu den Tälern und Wiesen Skodas erlaubten.
»Es ist, als ob man einen Kaninchenbau verteidigen wollte«, sagte Ananais. »Selbst ohne seine Bastarde kann Ceska fünfzigmal mehr Männer in die Schlacht werfen. Sie könnten uns an sechzehn Fronten gleichzeitig angreifen. Wir können das Gebiet einfach nicht abdecken.«
»Die Armee wird wachsen«, meinte Rayvan. »Selbst in diesem Moment kommen weitere Männer aus den Bergen herab. Die Nachricht wird sich auch außerhalb Skodas verbreiten, und die Rebellen werden sich uns in Scharen anschließen.«
»Gewiß«, gab Tenaka zu, »aber darin liegt ein Problem. Ceska wird Spione, Agenten und Bangemacher schicken, die in unsere Truppe einsickern.«
»Die Dreißig helfen uns, wo sie können, um Verräter auszumachen«, erklärte Decado. »Aber wenn zu viele kommen, können wir nicht mehr mit ihnen fertig werden.«
»Dann müssen wir die Pässe bemannen und die Dreißig unter den Männern verteilen«, sagte Tenaka.
Und so ging es weiter. Einige wollten zu ihren Höfen zurückkehren, um die Felder für den Sommer zu bestellen, andere wollten einfach nur die Nachricht von ihrem Sieg zu Hause verbreiten. Lake klagte, daß die Lebensmittelvorräte nicht ausreichten. Galand berichtete, daß zwischen den Skodamännern und den neuen Freiwilligen von der Legion Kämpfe ausbrachen.
Den ganzen Nachmittag bis in den Abend hinein suchten die Anführer Antworten auf die vielen Fragen. Schließlich kamen sie überein, daß die Hälfte der Männer nach Hause gehen könnte, solange sie versprachen, auch die Höfe derer zu bestellen, die blieben. Am Ende des Monats sollte die erste Hälfte zurückkehren und zu Hause durch die zweite Hälfte ersetzt werden.
Ananais kochte vor Wut. »Und was ist mit der Ausbildung?« tobte er. »Wie, bei allen Göttern, soll ich die Männer auf den Krieg vorbereiten?«
»Es sind keine normalen Soldaten«, sagte Rayvan leise. »Es sind hart arbeitende Männer, die Frauen und Kinder ernähren müssen.«
»Was ist mit der Schatzkammer der Stadt?« fragte Steiger.
»Warum fragst du?« wollte Rayvan wissen.
»Wieviel ist dort?«
»Keine Ahnung.«
»Das sollten wir feststellen. Seit wir Skoda beherrschen, gehört das Geld uns. Wir könnten damit Lebensmittel und Vorräte von den Vagriern kaufen. Sie lassen uns vielleicht nicht über ihre Grenzen, aber unser Geld werden sie nicht ablehnen.«
»Schimpft mich ruhig eine Närrin!« sagte Rayvan. »Natürlich müssen wir das tun. Lake, sieh sofort in der Schatzkammer nach – falls sie noch nicht leergeräumt ist.«
»Wir haben sie bewachen lassen, Mutter«, sagte Lake.
»Dann geh und zähl das Geld.«
»Das wird die ganze Nacht dauern!«
Sie funkelte ihn zornig an, und er seufzte.
»Na schön, Rayvan«, sagte er. »Ich gehe. Aber
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