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Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Die Drenai-Saga 3 - Waylander

Titel: Die Drenai-Saga 3 - Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Waylander stieg ab, band sein Pferd an einen kräftigen Busch und klopfte an die Tür. Er erhielt keine Antwort und ging vorsichtig hinein.
    Hewla saß an einem Holztisch und starrte in eine Kupferschale, die bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. Sie war alt und fast kahl und noch magerer als vor zwei Jahren, als Waylander sie das letzte Mal besucht hatte.
    »Willkommen, Dunkler«, sagte sie grinsend. Ihre Zähne waren weiß und ebenmäßig. Sie wirkten in dem eingefallenen Gesicht merkwürdig fehl am Platz.
    »Du bist ziemlich heruntergekommen, Hewla.«
    »Das Leben ist ein Pendel. Ich werde zurückkehren«, antwortete sie. »Nimm dir Wein – es ist auch Wasser da, wenn du das lieber möchtest.«
    »Wein ist schon in Ordnung«, sagte er, füllte einen irdenen Becher aus einem irdenen Krug und setzte sich ihr gegenüber.
    »Vor zwei Jahren«, sagte er leise, »hast du mich vor Kaem gewarnt. Du sprachst über den Tod von Prinzen und über einen Priester mit einem Feuerschwert. Es war hübsch, poetisch und bedeutungslos. Jetzt hat es eine Bedeutung … und ich möchte mehr wissen.«
    »Du glaubst nicht an Vorherbestimmung, Waylander. Ich kann dir nicht helfen.«
    »Ich bin kein Fatalist, Hewla.«
    »Es ist Krieg.«
    »Du überrascht mich.« Sein Ton war ironisch.
    »Halt den Mund, Junge!« fuhr sie auf. »Du lernst nichts, wenn du schwätzt.«
    »Ich entschuldige mich. Bitte fahre fort.«
    »Der Krieg wird auf einer anderen Ebene geführt, zwischen Kräften, deren eigentliches Wesen wir nicht verstehen. Einige Menschen würden diese Kräfte Gut und Böse nennen, andere bezeichnen sie als Natur und Chaos. Wieder andere glauben, es ist die Kraft der QUELLE, die mit sich selbst im Krieg liegt. Aber wie die Wahrheit auch immer aussieht, der Krieg ist wirklich. Ich selbst neige der einfachen Vorstellung zu: Gut und Böse. In diesem Kampf gibt es nur kleine Triumphe und keinen endgültigen Sieg. Du bist jetzt Teil dieses Krieges – ein Söldner, der zu einem entscheidenden Zeitpunkt die Seiten gewechselt hat.«
    »Erzähl mir von meiner Aufgabe«, bat Waylander.
    »Ich sehe, die umfassende Perspektive erregt nicht dein Interesse. Na schön. Du hast dich mit Durmast verbündet, eine tapfere Entscheidung. Er ist ein Killer ohne Gewissen, und zu seiner Zeit hat er Männer, Frauen und Kinder umgebracht. Er ist ohne Moral, weder böse noch gut – und er wird dich verraten, denn er hat keinen Begriff von wahrer Freundschaft. Du wirst von Cadoras dem Narbigen gejagt, und er ist tödlich, denn wie du ist er nie mit dem Schwert oder dem Bogen besiegt worden. Die Dunkle Bruderschaft sucht dich, denn sie wollen Oriens Rüstung und deinen Tod, und der ventrische Kaiser hat eine Gruppe von Meuchelmördern angeheuert, die dich töten sollen, weil du seinen Neffen umgebracht hast.«
    »Ich habe ihn nicht getötet«, widersprach Waylander.
    »Nein. Die Tat wurde von Kaem arrangiert.«
    »Bitte sprich weiter.«
    Hewla blickte in die Wasserschale. »Du ziehst den Tod von allen Seiten an. Du sitzt in einem Schicksalsnetz fest, und die Spinnen kommen näher.«
    »Aber werde ich Erfolg haben?«
    »Das hängt davon ab, wie du Erfolg definierst.«
    »Keine Rätsel, Hewla. Ich habe keine Zeit.«
    »Das ist wahr. Also schön, laß mich dir erklären, was Prophezeiung bedeutet. Viel hängt von Interpretation ab, nichts ist klar und deutlich. Wenn du dein Messer nehmen und es in den Wald schleudern würdest, wie groß wäre die Chance, daß du den Fuchs triffst, der meine Hühner getötet hat?«
    »Null.«
    »Das ist nicht ganz richtig. Das Gesetz der Wahrscheinlichkeit besagt, daß du ihn
vielleicht
töten würdest. Und das ist die Größenordnung deiner Aufgabe.«
    »Warum ich, Hewla?«
    »Das ist eine Frage, die ich schon oft gehört habe. Wenn ich ein Jahr für jedes Mal verlieren würde, das mir diese Frage gestellt wurde, säße ich als jungfräuliche Schönheit vor dir. Aber du hast aufrichtig gefragt, und ich will dir antworten. Du bist in diesem Spiel nichts weiter als ein Katalysator. Durch deine Handlungen ist eine neue Kraft in die Welt getreten. Sie wurde in dem Moment geboren, als du den Priester gerettet hast. Sie ist unverwundbar und unsterblich und wird durch die Jahrhunderte bestehen bis zum Ende der Zeit. Aber niemand wird sich deswegen an dich erinnern, Waylander. Du wirst im Staub der Geschichte verblassen.«
    »Das ist mir gleichgültig. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Richtig. Warum du? Weil du allein die

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