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Unter uns Pastorentoechtern

Unter uns Pastorentoechtern

Titel: Unter uns Pastorentoechtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Secombe
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    „Ich hoffe, in dieser Gemeinde hast du mehr Glück als in deiner letzten.“ Die Abschiedsworte meiner Mutter klangen mir noch im Ohr, während der Zug nach Paddington am ersten Samstag im Juni 1945 in Richtung Paddington aus dem High-Street-Bahnhof in Swansea rollte.
    Wie ich da im Gang stand, eingekeilt zwischen einem stämmigen walisischen Wachmann und einem schlaksigen Air-Force-Rekruten, wirkte ich mit meinen eins siebzig wie der knauserige Belag in den Sandwiches meiner Tante Edna. Die beiden Soldaten unterhielten sich über meinen Kopf hinweg, während ich die Worte meiner Mutter im Herzen bewegte.
    Mein erstes Vikariat war eine Katastrophe gewesen. Brennend vor Enthusiasmus war ich vom College zur St.-Matthias-Gemeinde in Swansea gegangen, nur um all mein Feuer von dem feuchtesten aller Pfarrer löschen zu lassen, der noch nie einen Vikar gehabt hatte. In den achtzehn Monaten, die ich dort vergeudete, lernte ich nichts von diesem Mann, der sich lieber außerhalb seines Pfarrbezirks aufhielt als innerhalb. Nun war ich unterwegs zu einem älteren Priester, der schon viele Vikare ausgebildet hatte.
    Kanonikus R. T. S. Llewellyn, M.A., Oxford (Dritter Grad in Theologie und Mitglied der Boxmannschaft der Universität) war Pfarrer von Pontywen (mit sechstausend Einwohnern) im Westtal von Monmouthshire. Wie aus seiner Anzeige in der Church Times zu entnehmen war, waren kürzlich drei Kirchen, zwei in der Stadt und eine auf dem Land, mit Pontywen verbunden worden.
    Am Bahnhof Newport entkam ich dem Gedränge im Gang und schob den Kofferkuli mit meinem Gepäck über die Eisenbahnbrücke zu einem Nebenbahnsteig, wo ein leerer Zug darauf wartete, Passagiere talaufwärts zu transportieren. Ich ließ mich auf einen Sitz fallen. Als ich gerade schon dachte, ich würde allein im Zug bleiben, erschien plötzlich aus dem Nichts ein ganzer Schwarm menschlicher Wesen. Doch ich stellte — nicht zum ersten Mal — fest, daß mein geistlicher Kragen mich zu einem Ausgestoßenen der Gesellschaft machte. Während alle anderen Abteile besetzt wurden, blieb ich während des ganzen Weges nach Pontywen in seliger Einsamkeit sitzen.
    Mein neuer Pfarrer erwartete mich auf dem Bahnsteig und musterte mich wie ein Bauer auf dem Viehmarkt, der eine mögliche Neuerwerbung inspiziert.
    „Sie sehen nicht gut aus, junger Mann“, schnarrte er. „Ihnen fehlt doch gesundheitlich nichts, hoffe ich.“ Offensichtlich wollte er die Katze nicht im Sack kaufen.
    „Mir geht es gut, danke, Herr Pfarrer“, sagte ich. „In meiner Familie sind wir alle etwas blaß.“
    Er knurrte.
    „Ist es nicht traurig, daß ein geistlicher Kragen den Leuten soviel Angst macht?“ bemerkte ich großspurig. „Ich habe den ganzen Weg von Newport hierher in einem leeren Abteil gesessen.“
    „Wenn Sie erst einmal in meinem Alter sind, Secombe“, brummte er, „dann werden Sie dankbar für das leere Abteil sein.“
    Er war ein kleiner Mann in den Siebzigern, höchstens einen Meter sechzig groß und von einem nicht gerade anziehenden Äußeren. Sein Gesicht war durch einen riesigen Kropf zur einen Seite hin verschoben, und seine blauen Knopfaugen im roten Gesicht konnten gleich bei der ersten Begegnung die Seele eines anderen bis auf den Grund durchschauen.
    Wir näherten uns der Bahnsteigschranke, wo eine buntgemischte Schar von Armeeangehörigen auf Urlaub sowie Bergarbeitern und ihren Frauen, die von einem Ausflug nach Cardiff zurückkehrten, sich ihren Weg aus dem Bahnhof freikämpfte.
    „Stellen Sie Ihren Koffer ab, und lassen Sie uns warten, bis die Horde weg ist“, kommandierte der Pfarrer und ging auf Abstand zu dem Gedränge wie Napoleon, als er die Schlacht von Waterloo überblickte.
    „Weiter, Secombe“, kam der nächste Befehl, als der letzte der „Horde“ an dem Bahnsteigschaffner vorbei war. Ich nahm Haltung an, ergriff mein Gepäck und marschierte hinter dem kleinen Mann zum Bahnhof hinaus.
    Für einen Mann in seinem Alter war er bemerkenswert agil. Ich hatte Mühe, bei unserem Marsch den steilen Hang hinauf zum Pfarrhaus mit ihm Schritt zu halten.
    „Ich muß zugeben, daß ich recht aufgeregt bin“, keuchte ich.
    Er starrte mich an.
    „Ich meine, wegen meines Dienstantritts hier in Pontywen“, erklärte ich.
    Er knurrte wieder. Es war viele Jahre her, daß er zuletzt über irgend etwas oder irgend jemanden aufgeregt gewesen war, insbesondere nicht über seine Frau, die aussah, als wäre sie in einem Kühlschrank geboren

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