Die Drenai-Saga 3 - Waylander
Stuhl und verließ den Raum wieder mit niedergeschlagenen Augen. Cudin rieb sich nervös die Hände.
»Alles nach Wunsch, mein Lieber?«
»Ich brauche noch tausend in Silber.«
»Natürlich.«
»Sind meine Investitionen gut gelaufen?«
»Nun, wir haben schwere Zeiten. Aber ich denke, du wirst feststellen, daß die Zinsen beträchtlich waren. Ich habe den Großteil der achttausend in Ventria angelegt. Für den Gewürzhandel. Der Krieg dürfte sich also nicht darauf auswirken. Du kannst es in Isbas abheben, bei der Bank von Tyra.«
»Warum so nervös, Cudin?«
»Nervös? Nein, ich – es ist die Hitze.« Der dicke Mann leckte sich die Lippen und versuchte zu lächeln, jedoch ohne Erfolg.
»Jemand hat nach mir gesucht, nicht wahr?«
»Nein … ja. Aber ich habe ihnen nichts gesagt.«
»Natürlich nicht. Du
weißt
schließlich nichts über meine Schritte. Aber ich werde dir sagen, was du ihnen versprochen hast – du hast gesagt, du würdest es sie wissen lassen, falls ich mich je bei dir meldete. Und du hast ihnen von der Bank in Tyra erzählt.«
»Nein«, wisperte Cudin.
»Hab keine Angst, Kaufmann, ich mache dir keinen Vorwurf. Du bist kein Freund und hast keinen Grund, für mich etwas zu riskieren, ich erwarte es auch gar nicht. Ehrlich gesagt, würde ich dich für einen Narren halten, wenn du es tätest. Hast du sie über meine Ankunft informiert?«
Der Kaufmann setzte sich neben den Stapel Kleider. Das Fleisch seines Gesichts schien in sich zusammenzufallen, als ob die Muskeln plötzlich nicht mehr funktionierten.
»Ja, ich habe einen Boten nach Skultik geschickt. Was soll ich sagen?«
»Wer kam zu dir?«
»Cadoras, der Jäger. Bei den Göttern, Waylander, er hat die Augen der Hölle. Ich hatte Angst.«
»Wie viele Männer hatte er bei sich?«
»Ich weiß nicht. Ich erinnere mich, daß er sagte, ›sie‹ würden am Opal-Bach lagern.«
»Wie lange ist das her?«
»Fünf Tage. Er wußte, du würdest kommen.«
»Hast du ihn seitdem gesehen?«
»Ja. Er war in einer Schänke und trank mit dem riesigen Gesetzlosen – der, der aussieht wie ein Bär. Kennst du ihn?«
»Ja, ich kenne ihn. Danke, Cudin.«
»Du wirst mich nicht töten?«
»Nein. Aber wenn du es nicht zugegeben hättest …«
»Ich verstehe. Danke.«
»Du brauchst mir nicht zu danken … Aber jetzt etwas anderes – vor kurzem sind zwei Kinder nach Skarta gebracht worden, die jetzt bei den QUELLEN-Priestern leben. Sie heißen Krylla und Miriel. Du wirst dafür sorgen, daß man sich um sie kümmert? Da ist auch noch eine Frau, Danyal, auch sie wird Geld brauchen. Für diesen Dienst wirst du die Zinsen meiner Investitionen verwenden. Verstanden?«
»Ja, Krylla, Miriel, Danyal. Ich verstehe.«
»Ich kam zu dir, Cudin, weil du einen Ruf als ehrlicher Mann hast. Enttäusche mich nicht.«
Der Kaufmann verließ den Raum, und Waylander ging zu den Kleidern. Ein frisches Leinenhemd lag oben auf dem Stapel. Er hob es an sein Gesicht, es roch nach Rosen. Er streifte es über und schloß die Manschetten. Als nächstes kam ein Paar schwarzer Hosen aus dicker Baumwolle und dann eine Lederweste mit Wollrücken und ein Paar schenkellanger, schwarzer Reitstiefel. Er ging ans Fenster, hob sein Kettenhemd und legte es sich über die Schultern. Die Ringe waren frisch geölt, das Metall fühlte sich kalt am Körper an. Er zog sich rasch an, schnallte Messergürtel und Schwert um. Die Armbrust lag auf dem breiten Bett neben einem frischen Köcher mit fünfzig Bolzen. Er klemmte beides an seinen Gürtel und verließ den Raum.
Draußen im Gang wartete das Mädchen, und Waylander gab ihr vier Silberstücke. Sie lächelte und ging, aber er rief sie zurück, als er den blauen Fleck an ihrem Oberarm sah.
»Es tut mir leid, daß ich so grob zu dir war«, sagte er.
»Manche Männer sind schlimmer«, antwortete sie. »Du hast nicht gemerkt, was du tatest.«
»Nein, habe ich nicht.« Er gab ihr noch ein Silberstück.
»Du hast im Schlaf geweint«, sagte sie leise.
»Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe. Sag mir, lebt Hewla immer noch in Skarta?«
»Sie hat eine Hütte nördlich der Stadt.« Das Mädchen war verängstigt, aber sie erklärte Waylander den Weg. Er verließ das Haus des Kaufmannes, sattelte sein Pferd und ritt nach Norden.
Die Hütte war schlecht gebaut, das nicht abgelagerte Holz begann sich zu verziehen, in die Ritzen hatte man Lehm geschmiert. Die Vordertür paßte nicht recht, und dahinter hing ein Vorhang, um Zugluft abzuhalten.
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