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Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst

Titel: Die Drenai-Saga 4 - Der Bronzefürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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getragen. Hinter dir kam Beltzer mit seiner Axt. Dann Maggrig und Finn. Die Menschen in der Menge versuchten, dich zu berühren, als wärst du ein Leitstern. Es war ein wunderschöner Tag.«
    »Ja. Die Sonne schien«, stimmte Chareos zu. »Aber es war nur eine Parade, Graf – und es gibt viele Paraden.«
    »Was geschah mit den anderen?« fragte der Graf. »Seid ihr Freunde geblieben? Ich habe seit Jahren nichts mehr von ihnen gehört.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Chareos. Der dunkeläugige Mönch wandte den Blick ab und sah Beltzer vor sich, wie er beim letztenmal gewesen war: mit roten Augen, weinend; seine Axt hatte er verpfändet, damit er seine Schulden bezahlen konnte. Der Bauer war ein Held geworden, und das hatte ihn auf eine Art und Weise zerstört, wie die Nadir es nicht vermocht hatten. Maggrig und Finn waren dabei gewesen. Sie hatten Beltzer allein im Hinterzimmer der Schänke zurückgelassen und waren mit Chareos in den Sonnenschein hinausgegangen.
    »Wir gehen zurück in die Berge«, sagte Finn.
    »Da gibt es doch nichts«, meinte Chareos.
    Finn hatte gelächelt. »Nirgends gibt es etwas, Schwertmeister.« Ohne ein weiteres Wort hatte der schwarzbärtige Bogenschütze sein Bündel genommen und war davongegangen.
    Der junge Maggrig hatte gelächelt und Chareos die Hand dargeboten. »Wir werden uns wiedersehen«, sagte er. »Finn braucht wahrscheinlich nur ein wenig Zeit für sich allein, fern von den Menschen.«
    »Wie hältst du seine Launen und Verstimmungen nur aus?« fragte Chareos.
    »Ich beachte sie nicht«, antwortete Maggrig. »Ich sehe nur den Menschen.«
    Jetzt nippte Chareos an seinem Fruchtsaft und blickte aus dem hohen Fenster. Er saß zu weit zurück, um in den Hof und die dahinterliegenden Gärten schauen zu können. Doch von hier aus konnte er über die hohe Mauer des Klosters blicken – und darüber hinaus weit nach Süden, wo der Wald sich wie grüner Nebel über den Bergen erstreckte. Sein Blick wanderte nach Osten zu den Hügelketten, die in das Steppenland der Nadir führten. Nur für einen Augenblick spürte er den eisigen Hauch der Furcht.
    »Du glaubst, die Nadir werden nächsten Sommer angreifen?« fragte der Graf, als hätte er Chareos’ Gedanken gelesen. Der Mönch dachte über die Frage nach. Die Nadir lebten für den Krieg – ein düsteres Volk von Nomadenstämmen, die nur im Kampf Freude fanden. Jahrhundertelang hatten die Gothirkönige sie in Schach gehalten – sicher in dem Wissen, daß die Stämme einander noch mehr haßten, als sie die Eroberer verabscheuten. Dann war Ulric gekommen, der erste große Kriegsherr. Er hatte sie geeint und eine unbesiegbare Kraft aus ihnen geformt, eine Armee, die Hunderttausende glutäugiger Krieger zählte. Die Gothir wurden zermalmt, der König erschlagen, und die Flüchtlinge waren hierher in den Nordwesten geflohen, um sich eine neue Heimat zu schaffen. Nur die große Drenai-Zitadelle Dros Delnoch, weit im Südosten, hatte die Nadir zurückgeschlagen. Doch ein Jahrhundert später hatte sich ein neuer Kriegsherr erhoben, und er ließ sich nicht zurückdrängen. Tenaka Khan hatte die Drenai vernichtend geschlagen und war ins Land der Vagrier eingefallen; seine Armeen überfluteten es bis ans Meer bei Mashrapur und die Küste entlang bis Lentria. Chareos schauderte. Würden die Nadir im nächsten Sommer wieder angreifen? Das wußte nur die QUELLE. Aber eins war so sicher wie der Tod – eines Tages würden die Nadir kommen. Sie würden über die Berge strömen, mit ihrem ohrenbetäubenden Kriegsgeschrei, und die Hufe ihrer Pferde würden das Gras zertrampeln. Chareos schluckte, die Augen auf die Berge gerichtet. Er sah die blutgierigen Horden über das grüne Land der Gothir schwappen wie eine dunkle Flut.
    »Nun?« fragte der Graf. »Glaubst du, sie werden angreifen?«
    »Ich kann es nicht sagen, Graf. Ich höre den Berichten nicht mehr so aufmerksam zu wie früher. Es heißt, daß die Drenai wieder rebellieren – und wieder unter der Führung eines Mannes, der behauptet, der wiedergeborene Bronzegraf zu sein. Ich glaube, das ist der fünfte in dreißig Jahren, seit Tenaka Khan Dros Delnoch erstürmt hat. Aber vielleicht wird ein solcher Aufstand die Pläne der Nadir verschieben.«
    »Er ging den gleichen Weg wie all die anderen«, sagte der Graf. »Er wurde gefangen und gekreuzigt, die Rebellion niedergeschlagen. Es heißt, daß der neue Khan seine Truppen nach Norden beordert hat.«
    »Das sagen die Leute schon seit Jahren«,

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