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PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes

Titel: PR TB 014 Die Nacht Des Violetten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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1.

    Das Pferd schnaubte aufgeregt. Es war ein mächtiger Schimmel
mit einer leichten Grauzeichnung zwischen den Augen, und die Hand des
Reiters klopfte beruhigend den Pferdehals. Der Schimmel streckte sich
und wieherte kurz. Dann beruhigte sich das Tier. Die Hand des Reiters
steckte in einem Lederhandschuh, der mit drei breiten Schnallen am
Handgelenk und am Unterarm befestigt war. Das Pferd und der Reiter
waren allein in einer der vierundzwanzig Boxen. Die Erregung, die
draußen rund fünfzigtausend Menschen ergriffen hatte,
wurde stärker, je mehr sich der Zeitpunkt des Startschusses
näherte.
    Toni sagte ruhig und leise: „Wir werden’s nicht leicht
haben, alter Junge. Aber wir werden es schaffen.“
    Das Tier bewegte langsam eines seiner aufgestellten Ohren, und
Toni lachte kurz auf. Er trug den leichten Reitdreß - die
Farben seiner Mannschaft wiederholten sich in dem bunten Polohemd. Es
waren große Vierecke; silbern und kardinalsrot. Silbern war
auch der leichte Schutzhelm über Cimarosas kurzem Haar, und die
Stiefel waren aus rotem Leder. In vier Minuten begann das Spiel.
    Die merkwürdig blauen Augen unter dem silberfarbenen Helm
folgten den Lichtstrahlen, die über den oberen Rand der Barriere
drangen. Das Klima war zu ertragen; die Sonne aber war mörderisch
hell und stechend. Die dicken Holzplanken trennten die Box von einem
kleinen Vorplatz, dessen Decke aus Glasziegeln bestand und dessen
Boden mit Sand aufgeschüttet war. Jenseits eines kurzen, breiten
Korridors glänzte unter der gnadenlosen Sonne das satte Grün
des Rasens. Jetzt war das Spielfeld noch grün und unversehrt
dreimal zwanzig Minuten später würde es zerfurcht und
aufgerissen sein, sandig und rot von der Erde, auf der man Brasilia
erbaut hatte.
    Vierundzwanzig Boxen...
    Vierundzwanzig Pferde warteten. Zwei Mannschaften zu vier Reitern
spielten gegeneinander, und nach zwanzig Minuten eines Spieldrittels
war ein Tier restlos ausgepumpt. Der Reiter nicht weniger; aber der
Ehrgeiz half ihm, weitere vierzig Minuten auszuhalten. Die Erregung
der Zuschauermassen stieg; die Zeit nahm ständig ab. Der erste
Gong hallte über das Stadion. Die Mannschaft, der Toni
angehörte, war gut: McGregor, N’goomai und der hagere
Stephen als Spielführer - sie paßten zusammen und
ergänzten sich. Aber die vier Mann der Gegenpartei waren die
gleiche Klasse, und das machte den Ausgang des Spieles ungewiß.
Und für die Zuschauer spannend und besonders reizvoll. Toni
selbst berührte es nicht im mindesten; sein Grund war rein
persönlicher Natur.
    Jeder Funke sportlichen Ehrgeizes war Cimarosa fremder als ein
entfernter Stern - er wollte nichts anderes als in persönlichem
Kampf den Mörder seines Bruders besiegen.
    Und Toni tat, was er konnte.
    Er ging an dieses Vorhaben mit der kalten Überlegung eines
Technikers heran. Die Tatsache, daß sowohl er als auch Keegy
die reichen Söhne noch reicherer Väter waren, erleichterte
das Vorhaben und erschwerte es zugleich. Die Ebene des Kampfes wurde
gehoben, und Millionen sahen die Reihe der Auseinandersetzungen, von
deren wahren Ursachen sie nichts ahnten. Nur zwei der Gegner, die
sich auf vielen Feldern trafen, wußten, worum es ging. Toni
wollte Randolph Keegy durch pausenlosen Erfolg seelisch zermürben
und endlich vernichten.
    Und - beide Gegner waren gleichwertig.
    Toni war eiskalt und unbewegt, und Randalph war elastisch und
einfallsreich. Was die beharrliche Zähigkeit konnte, wurde durch
List und riskante Manöver wieder aufgehoben. Nur die Tatsache,
daß sich Toni nicht scheute, bei dieser Auseinandersetzung auch
sein Leben einzusetzen, brachte die wahre Gefahr in die endlose Kette
der Kämpfe.
    Von Cimarosa aus gesehen, war jeder Kampf ein Mordversuch - von
Keegys Warte betrachtet, war es Verteidigung als Angriff. Und das
heutige Spiel, eine der gefährlichsten Sportarten dieser Erde,
war nichts anderes als eine Fortsetzung eines Kampfes, der schon
zweieinhalb Jahre dauerte.
    Der zweite Gong.
    Toni stellte seinen Fuß in den Steigbügel, der wie ein
Korb aus Stahl den Fuß umgab, und schwang sich in den Sattel.
Rayon, das Pferd, spielte nervös mit den Ohren, aber die Hand
des Reiters beruhigte das Tier wieder.
    Noch zwei Minuten.
    *
    Damals...
    Toni sah seinen Vater, wie er „aschgrau im Gesicht“ an
ihm vorbeiblickte.
    „Hier, lies“, sagte Spencer Cimarosa und hielt Toni
das Telegramm entgegen.
    Toni las, und es war, als kühle sich das Zimmer plötzlich
ab.
    „Alistair... “, sagte Toni kühl.

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