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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Füßen, um warm zu bleiben. Er und Pellin hatten vor einer Stunde die Plätze getauscht, und bald war er wieder an der Reihe, neben dem Kohlenbecken zu stehen. Zu wissen, daß er die Wärme bald entbehren mußte, verlieh dem Feuer noch größere Bedeutung. Pellin streckte die Hände aus und genoß die Wärme.
    Eine riesige Gestalt kam in Sicht. Sie stieg behutsam über die schlafenden Verteidiger und bahnte sich einen Weg zu den Wehrgängen. Pellins Herz schlug schneller, als Druss die Stufen heraufkam.
    Druss die Legende, der Retter vom Skeln-Paß, der Mann, der sich durch die ganze Welt gekämpft hatte, um seine Frau zu befreien. Druss, der Axtträger, der Silbertöter. Die Nadir nannten ihn Todeswanderer, und Pellin wußte, weshalb. Er hatte ihn auf den Brustwehren kämpfen sehen, seine Axt brachte Tod und Verderben. Er war kein Sterblicher, er war ein dunkler Kriegsgott. Pellin hoffte, der alte Mann bliebe ihm fern. Was sollte ein junger Soldat zu einem Helden wie Druss sagen? Zu Pellins großer Erleichterung blieb die Legende bei dem anderen Wachmann stehen, und die beiden begannen sich zu unterhalten. Er konnte sehen, wie der Wachmann nervös von einem Fuß auf den anderen trat, als der alte Krieger mit ihm redete.
    Plötzlich kam es ihm in den Sinn, daß Druss die menschliche Verkörperung dieser uralten Festung war, unbesiegt und doch von der Zeit angenagt, nicht mehr so gewaltig wie einst, aber trotz allem noch großartig. Pellin lächelte, als er daran dachte, wie der Herold der Nadir Druss das Ultimatum gestellt hatte, entweder zu kapitulieren oder zu sterben. Der alte Held hatte gelacht. »Im Norden«, hatte er gesagt »zittern die Berge, wenn Ulric einen Wind läßt. Aber dies hier ist Drenai-Land, und für mich ist er nichts weiter als ein dickbäuchiger Wilder, der nicht mal seinen Arsch abwischen kann, wenn die Drenai ihm nicht eine Landkarte auf seinen Hintern eintätowieren.«
    Pellins Lächeln schwand, als er sah, wie Druss dem anderen Wachmann auf die Schulter schlug und auf ihn zukam. Der Regen hatte nachgelassen, und der Mond schien wieder hell. Pellins Handflächen wurden feucht und er wischte sie an seinem Umhang ab. Der junge Wachmann nahm Haltung an, als die Legende sich ihm mit langen Schritten näherte. Die Axt glitzerte silbern im Mondlicht. Pellins Mund war trocken, er ballte die Fäuste vor der Brustplatte, um zu salutieren. »Entspann dich, Junge«, sagte Druss und legte die riesige Axt auf die Brüstung. Der alte Krieger streckte seine gewaltigen Hände dem Kohlenbecken entgegen, um sie zu wärmen, dann setzte er sich mit dem Rücken an die Mauer und winkte den jungen Mann zu sich heran. Pellin war Druss noch nie so nahe gekommen, und jetzt sah er die Linien, die das Alter tief in das breite Gesicht geätzt hatte, so daß es aussah wie ein verwitterter Felsen. Doch die Augen unter den schweren Brauen waren klar und hell, und Pellin stellte fest, daß er dem Blick dieser Augen nicht standhalten konnte. »Heute nacht kommen sie nicht mehr«, sagte Druss. »Kurz vor Morgengrauen werden sie anstürmen. Ohne Kriegsgeschrei, es wird ein lautloser Angriff.«
    »Woher weißt du das?«
    Druss lachte leise. »Ich würde dir ja gern erzählen, daß meine reiche Kriegserfahrung mir das sagt, aber die Antwort ist viel einfacher. Die Dreißig sagen es voraus, und sie sind ein kluger Haufen. Normalerweise habe ich wenig Geduld mit Zauberern und dergleichen, aber diese Burschen sind großartige Kämpfer.« Er nahm den schwarzen Helm ab und fuhr sich mit den Fingern durch das dicke weiße Haar. »Hat mir gut gedient, dieser Helm«, erzählte er Pellin und drehte ihn so, daß der Mondschein auf das Motiv mit der silbernen Axt über der Stirn fiel. »Und ich zweifle nicht daran, daß er morgen seinen Dienst ebensogut erfüllt.«
    Bei dem Gedanken an die kommende Schlacht warf Pellin einen nervösen Blick über die Mauer, wo die Nadir warteten. Von hier oben konnte er viele von ihnen sehen, wie sie in ihre Decken eingerollt lagen, dicht um die Hunderte von Lagerfeuern geschart. Andere waren wach, schärften ihre Waffen oder unterhielten sich in kleinen Gruppen. Der junge Mann wandte sich ab und ließ den Blick über die erschöpften Drenai gleiten, die schlafend auf dem Boden hinter der Brustwehr lagen, eingehüllt in ihre Decken, in dem Versuch, ein paar Stunden kostbaren, erfrischenden Schlafes zu erhaschen. »Setz dich, mein Junge«, sagte Druss. »Auch wenn du dir noch so große Sorgen machst,

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