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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Prolog
    Der Mond hing wie eine Sichel über Dros Delnoch, und Pellin blickte schweigend auf das Lager der Nadir hinab, das unter ihm im Mondschein lag. Tausende von Kriegern waren dort versammelt. Morgen würden sie mit Gebrüll über den schmalen Streifen blutgetränkter Erde stürmen, ihre Leitern hinter sich herziehen, ihre Enterhaken anschleppen. Sie würden nach Kampf und Tod rufen, und genau wie heute würde dieses Geschrei ihn entsetzen, seine Haut wie eisige Nadeln durchbohren. Pellin war noch nie in seinem jungen Leben so verängstigt gewesen, und er wollte nichts mehr als davonrennen, sich verstecken, seine schlechtsitzende Rüstung wegwerfen und nach Süden laufen, nach Hause. Die Nadir kamen immer wieder, Welle auf Welle, ihre rauhen Kriegsrufe schickten ihren Haß voraus. Die leichte Wunde an seinem Oberarm pochte und juckte gleichzeitig. Gilad hatte ihm versichert, das wäre ein Zeichen, daß sie gut verheilte. Aber er hatte den Schmerz gekostet, eine bittere Vorahnung von schlimmeren Schmerzen, die noch folgen würden. Er hatte gesehen, wie sich seine Kameraden schreiend vor Schmerzen wanden, ihre Leiber von schartigen Schwertern aufgerissen … Pellin versuchte, diese Erinnerungen zu verdrängen. Ein kalter Wind begann von Norden zu wehen und trieb dunkle Regenwolken vor sich her. Er schauderte und dachte an sein warmes Bauernhaus mit dem strohgedeckten Dach und der großen gemauerten Feuerstelle. In kalten Nächten wie dieser pflegten Kara und er im Bett zu liegen, ihren Kopf an seiner Schulter, ihr linkes Bein warm auf seiner Hüfte. Sie lagen zusammen im warmen, roten Schein des verglimmenden Feuers und lauschten auf den Wind, der traurig draußen heulte.
    Pellin seufzte. »Bitte, laßt mich nicht hier draußen sterben«, betete er.
    Von den dreiundzwanzig Männern, die sich aus seinem Dorf als Freiwillige gemeldet hatten, waren nur noch neun am Leben. Er warf einen Blick zurück auf die Reihen der schlafenden Verteidiger, die zwischen der Dritten und Vierten Mauer auf der Erde lagen. Konnten diese paar Männer die größte Armee aufhalten, die es je gegeben hatte? Pellin wußte, sie konnten es nicht.
    Er blickte wieder zum Nadirlager und musterte prüfend das Gelände nahe den Bergen. Die toten Drenai, denen man Kleidung und Rüstung abgenommen hatte, waren dort auf einen Haufen geworfen und verbrannt worden, öliger schwarzer Rauch war noch Stunden später über die Festung gezogen, der den ekelhaften, Übelkeit erregenden Geruch nach verbranntem Fleisch mit sich brachte. »Es hätte ebensogut auch mich treffen können«, dachte Pellin und erinnerte sich an das Gemetzel, als Mauer Zwei fiel.
    Er schauderte. Dros Delnoch, die mächtigste Festung der Welt: sechs hohe Mauern aus Stein und ein großer Bergfried. Noch nie war sie von einem Feind erobert worden. Aber sie hatte auch noch nie eine so gewaltige Armee gesehen. Pellin kam es so vor, als gäbe es mehr Nadir als Sterne am Himmel. Die Verteidiger hatten sich nach erbitterten Kämpfen von Mauer Eins zurückgezogen, denn sie war die längste und deshalb am schwersten zu haltende. Mitten in der Nacht hatten sie sich davongeschlichen und die Mauer ohne weitere Verluste aufgegeben. Aber die zweite Mauer war ihnen unter großen Kosten abgerungen worden. Der Feind hatte die Verteidigungslinien durchbrochen und war vorgestürmt um die Verteidiger einzukesseln. Pellin hatte es kaum zurück zur Dritten Mauer geschafft. Er dachte an den sauren Geschmack der Angst, der ihm in die Kehle gestiegen war, daran, wie schrecklich seine Glieder gezittert hatten, als er sich über die Brüstung geschwungen hatte und auf den Wehrgang gesunken war.
    Und wofür das alles? fragte er sich. Welche Rolle spielte es, ob sich die Drenai selbst regierten oder unter der Herrschaft von Ulric, dem Kriegsherrn, standen? Würde der Acker deswegen weniger Getreide tragen? Würde sein Vieh deswegen erkranken und sterben?
    Noch vor zwölf Wochen hatte alles wie ein großes Abenteuer gewirkt, als die Anwerber der Drenai ins Dorf kamen. Ein paar Wochen auf diesen Mauern Patrouille gehen und dann als Helden zurück nach Hause kommen.
    Helden! Sovil war ein Held – bis ein Pfeil sein Auge durchbohrte und es aus der Höhle riß. Jocan war ein Held, bis er schreiend am Boden lag und versuchte, mit den Händen seine Eingeweide festzuhalten.
    Pellin legte ein paar Kohlen in das eiserne Becken und winkte dem Wachmann zu, der dreißig Schritt links von ihm stand. Der Mann stampfte mit den

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