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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Kinder großzuziehen, so wie Cindy es sich wünschte, jagte ihm Angst ein.
    Die Piper hüpfte im aufkommenden Wind auf und ab. Die Gewitterfront raste auf sie zu. Blitze zuckten aus den Wolken der Erde entgegen, und der Pilot fluchte laut.
    »Was für ein schreckliches Jahr«, raunte er auf Spanisch. »Die Stürme nehmen kein Ende. Es ist die Strafe Gottes für die Menschen, die ein gottloses Leben führen.«
    Brian nickte und schaute auf seine Uhr. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann müssten sie ihr Ziel in Kürze erreichen. Suchend warf er einen Blick aus dem Fenster, doch wohin er auch sah, war er umgeben von grünem Dschungel.
    »Vorgestern ist vor La Guaira eine Fähre im Sturm gesunken«, fuhr der Pilot fort, scheinbar unbeeindruckt von der Wolkenfront, die immer näher kam. »Es heißt, die Wellen waren so hoch wie die Wolkenkratzer in Caracas. Sie haben das Schiff einfach verschluckt. Hundert Menschen waren an Bord. Sie kamen von Curaçao. Keiner konnte mehr lebend geborgen werden.«
    Der Pilot beobachtete amüsiert die Wirkung seiner Worte.
    Brian wurde langsam unruhig. Nicht, dass er ein ängstlicher Mensch war, ganz im Gegenteil, er hatte so manches Abenteuer überstanden, doch er wusste immer seine Chancen einzuschätzen. Und angesichts der gewaltigen Gewitterfront schienen die Chancen in diesem kleinen und klapprigen Flugzeug gegen null zu gehen.
    »Wie lange dauert es noch?«, rief er dem Piloten in fließendem Spanisch zu.
    Der Pilot wies in nördliche Richtung, und Brians Augen folgten dem Daumen, doch er musste sich gewaltig strecken, um einen Blick aus dem Seitenfenster des Piloten zu erhaschen. Die Landschaft dort wechselte ihr Gesicht. Der Wald blieb zurück, und stattdessen tauchten Häuserdächer am Horizont auf.
    »Ciudad Guayana«, sagte der Pilot. »In zehn Minuten werden wir landen. Es wird holperig, aber wir werden schneller als der Sturm sein.«
    Der Pilot behielt recht. Wenige Minuten später setzte die Piper auf dem asphaltierten Rollfeld des kleinen Flughafens auf. Brian wurde ordentlich durchgeschüttelt, doch es lag weniger an dem Wind als vielmehr an den Wellen und Löchern der Landebahn, die aus der Ferne vollkommen ebenmäßig ausgesehen hatte.
    Brian kletterte aus dem engen Cockpit und streckte erst einmal seine Glieder aus. Er fühlte sich wie gerädert, und sein Rücken schmerzte. Der Pilot beförderte unterdessen Brians Rucksack und die Reisetasche aus dem Flugzeugrumpf. Er hatte es offenbar eilig, denn auch der Himmel über der Stadt begann sich zuzuziehen. Die feuchte Hitze wurde von einem böigen Wind hinweggefegt. Neben einer Holzbaracke in der Nähe stand ein alter sandfarbener Landrover, an dem ein groß gewachsener Mann mit Cowboyhut lehnte und scheinbar gelangweilt die Szenerie beobachtete. Während sich Brian bei dem Piloten bedankte und ihm ein paar Dollars zusteckte, schlenderte der Gaucho in seinen schwarzen Stiefeln langsam näher. An dem Gürtel, der um seine Hüfte gebunden war, steckte ein großkalibriger Colt in einem Halfter. Er wirkte wie ein Westernheld aus einer längst vergangenen Zeit.
    »Dr. Saint-Claire?«
    Seine Stimme mischte sich unter den Motorenlärm der startenden Piper. Brian nickte.
    »Ich bin Juan Andreas Casquero«, stellte er sich vor. Dann zeigte er in die Wolken. »Sie haben Glück gehabt.«
    Er nahm Brian eine Tasche ab und begleitete ihn zum Landrover. Nachdem er Brians Gepäck im Kofferraum verstaut hatte, öffnete er die Beifahrertür.
    »Was macht ein Gringo-Arzt in Ciudad Guayana?«, fragte Juan, während er sich hinters Steuer schwang.
    Brian lächelte. »Ich bin kein Arzt, ich bin Psychologe.«
    »Ein Seelenklempner, das ist ja noch besser.«
    »Wohin fahren wir jetzt?«, fragte Brian, um das Thema zu wechseln.
    »Es ist unklug, sich bei Sturm in den Dschungel zu begeben«, erklärte Juan. »Bis Tucupita ist es weit, und die Straßen sind auch ohne Unwetter schon gefährlich genug. Wir fahren in die Stadt. Ich habe in einer kleinen Pension zwei Zimmer reserviert. Morgen sehen wird dann weiter. Bei den Warao wird gerade die Hölle los sein.«
    Brian Saint-Claire seufzte. Juan war ihm als kompetenter Führer empfohlen worden. Außerdem war er auf ihn angewiesen, denn Juan sprach fließend den Warao-Dialekt.
     
Devon Island, Barrowstraße
    Der kanadische Polarfrachter Island Queen war am frühen Morgen mit vollen Frachträumen aus dem Hafen von Churchill in der Hudsonbai ausgelaufen und hatte bei mäßigem Wind und wolkenlosem

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