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Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter

Titel: Die dritte industrielle Revolution - die Zukunft der Wirtschaft nach dem Atomzeitalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Leben« gleichbedeutend seien mit der Anhäufung persönlichen Wohlstands. Eine jüngere Generation auf der Schwelle zur Dritten Industriellen Revolution dagegen mag materielles Versorgtsein für angenehm halten, Glück jedoch ist für sie auch proportional zum angehäuften sozialen Kapital.
    Der Wandel unserer Auffassung von Glück beginnt sich auf einen unserer wesentlichen Indizes für ökonomischen Wohlstand auszuwirken. Das Bruttoinlandsprodukt wurde in den 1930er Jahren als Maß für den Gesamtwert der in einem Jahr geschaffenen ökonomischen Güter und Dienstleistungen eingeführt. Das Problem mit diesem Index ist, dass er positive wie negative wirtschaftliche Aktivitäten zählt. Wenn ein Land große Summen in Rüstung und Polizei investiert, Gefängnisse baut und versucht, mit seiner Umweltverschmutzung fertig zu werden, dann erscheint das alles im BIP.
    Simon Kuznets, der Amerikaner, der dieses ökonomische Werkzeug erfand, hat schon früh eingeräumt, dass »das Wohlergehen einer Nation kaum aus dem Maß seines nationalen Einkommens zu erschließen ist«. 25 Später sprach sich Kuznets mit noch größerem Nachdruck gegen eine Übergewichtung des BIP als Maß für wirtschaftliche Prosperität aus. Er wies warnend darauf hin, dass man »unterscheiden muss |244| zwischen Quantität und Qualität von Wachstum … Ziele für ›mehr‹ Wachstum sollten spezifizieren, was wachsen soll und wozu.« 26
    In jüngster Zeit haben Ökonomen alternative Indizes entwickelt, die eher auf Indikatoren für Lebensqualität basieren als auf solchen für wirtschaftlichen Output. Dazu gehören der Index of Sustainable Economic Welfare (ISEW), der Fordham Index of Social Health (FISH), der Genuine Progress Indicator (GPI), der Index of Economic Well-Being (IEWB) und der Human Development Index (HDI) der UNO. Diese neuen Indikatoren messen die allgemeine Verbesserung des Wohlbefindens einer Gesellschaft und schließen dazu andere Faktoren mit ein: Kindersterblichkeit, Lebensdauer, Krankenversicherungsschutz, Bildungsstand, durchschnittliche Wocheneinkünfte, die Beseitigung von Armut, die Ungleichheit der Einkommen, Erschwinglichkeit von Wohnraum, Sauberkeit der Umwelt, Biodiversität, Abnahme der Kriminalitätsrate, den Anteil an Freizeit und dergleichen mehr. Frankreich, das Vereinigte Königreich sowie EU und OECD haben offizielle Indikatoren für Lebensqualität eingeführt in der Erwartung, sich bei der Beurteilung der allgemeinen wirtschaftlichen Leistung zunehmend auf diese neuen Maßstäbe verlassen zu können.
    Wenn Lebensqualität ein gemeinsames Verständnis unserer kollektiven Verantwortlichkeit für die weiter gefasste Lebensgemeinschaft voraussetzt, dann stellt sich die Frage, wo diese Gemeinschaft endet. In der neuen Ära geht unsere räumliche und zeitliche Orientierung über willkürliche politische Grenzen hinaus bis an den Rand der Biosphäre.
    Die Neuentdeckung von Raum und Zeit
    Die Entschlossenheit der Ökonomen der Aufklärung, ihre neuen Theorien in den Wahrheiten Newtonscher Mechanik zu verankern, führte sie dazu, Zeit und Raum sehr mechanistisch und utilitaristisch zu sehen. Raum war für sie ein Behältnis – ein Lagerhaus – voll nützlicher Ressourcen, die nur auf ihre wirtschaftliche Nutzung warteten. Zeit war entsprechend ein formbares Instrument, das sich zur Beschleunigung |245| dieses Enteignungsprozesses und zur Anhäufung grenzenlosen wirtschaftlichen Wohlstands manipulieren ließ. Menschliches Tun galt als externe Kraft, die auf die im Raum verteilten Ressourcen einwirkt und sie – unter Einsatz arbeitssparender Technologien – so effizient wie möglich in produktive Betriebsmittel umwandelt. Die utilitaristische Auffassung von Raum und der effiziente Einsatz von Zeit wurden zu den ausschlaggebenden zeitlichen und räumlichen Koordinaten der klassischen Wirtschaftslehre. Heute lassen jüngste wissenschaftliche Entdeckungen über die Funktionsweise der Erde, vor allem über die Interaktion zwischen geochemischen Prozessen und lebenden Systemen, an diesem Denken mehr als nur Zweifel aufkommen.
    Wir haben die Funktionsweise der Biosphäre bereits in einem früheren Kapitel angesprochen. In den 1970er Jahren haben der britische Wissenschaftler James Lovelock und die amerikanische Biologin Lynn Margulis beschrieben, wie geochemische Prozesse mit biologischen Prozessen auf der Erde interagieren, um die idealen Konditionen für das Leben auf dem Planeten aufrechtzuerhalten. Ihre provokative

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