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Die Drohung

Die Drohung

Titel: Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die so aussahen, als habe Cortone sie in die Wunde gestopft. Natürlich, die Nagan, dachte Holden. Sie reißt Löcher, in die man pfundweise den Verbandsmull stopfen kann.
    Er lief weiter, nur seinem Gefühl folgend, bis er keinen Sinn mehr hatte. An einer Lichtung hielt er an, kletterte auf einen Hochsitz und hockte sich auf das schmale Sitzbrett. Er dachte an Lepkin, ob er schon tot sei oder ob er überleben könne, und er schwor sich, Lepkin zu sich zu nehmen nach Texas auf die Farm. Dort könnte er durch die Prärie rollen, er wollte ihm einen Wagen kaufen, mit dem er herumfahren konnte, er würde wie ein Bruder in der Familie leben, mit den Kinder spielen, ihnen sibirische Märchen erzählen und schwermütige Lieder aus der Taiga vorsingen. Lepkin hatte eine gute Stimme, und er würde glücklich sein, denn auch für ihn ging das Leben weiter. Holden war sicher, daß Moskau und Abetjew nichts dagegen hatten, daß Lepkin mit ihm nach Texas kam … was wollte man beim KGB mit einem gelähmten Agenten? Und Geheimnisse ausplaudern? So gut sollten sie Lepkin kennen, daß bei aller Freundschaft zu Holden die Liebe zu Rußland sein größtes Glück und sein unverletzlicher Stolz war.
    Holden schlief ein. Sein Kopf sank nach vorn. Die Stirn lag an der Verschalung des Hochsitzes. Er wachte auf, als eine Krähe ihn umflatterte.
    Der 26. August. Schon 8 Uhr.
    In 7 Stunden war die Stunde Null.
    Nur noch 7 Stunden.
    Mein Gott, ich glaube an Dich! Hilf mir!

München
    Beutels hatte nicht geschlafen. Er saß neben dem Telefon wie eine Hebamme neben einer Kreißenden – aber das Kind kam nicht. Um 9 Uhr rief der Polizeipräsident an. Der Bundespräsident, der Bundeskanzler und einige Minister waren unterwegs nach München. Der Außenminister war schon seit einem Tag in der Stadt und begrüßte die Ehrengäste, gab ein Essen, repräsentierte den Staat vor den Königen und Regierungschefs. Noch nie hatte München einen solchen Glanz erlebt.
    »Nichts, Beutels?« fragte er.
    »Nichts, Herr Präsident.«
    »Um 14 Uhr beginnt die Auffahrt der Ehrengäste.«
    »Ich weiß. Ich werde da sein.«
    »Ich denke, Beutels …«
    »Herr Präsident –« Beutels setzte sich gerade auf seinem Stuhl – »ja, ich habe einmal geäußert, daß ich am 26. August weit weg sein werde, vielleicht in der Südsee, um das nicht zu erleben! Bin ich weg? Nein, ich werde um 15 Uhr mitten im Stadion sitzen und auf der Atomwolke die Spitze übernehmen.«
    »Sehr heldenhaft. Aber ob das unbedingt ein Ansporn – zum Beispiel für den belgischen König – ist, Ihnen zu folgen? Ich bezweifle das.«
    »Ich auch. Aber auch dem König der Belgier ist nicht zu helfen. Er wird an der Seite von Prinzessin Anne und dem Herzog von Edinburgh, umringt von Kardinal Döpfner und Pompidou und dem japanischen Kronprinzen, zerstäubt über München fliegen.«
    »Beutels, machen Sie mich nicht verrückt!«
    »Das wäre das allerkleinste Übel, Herr Präsident.«
    Beutels legte auf. Er blickte auf die Uhr, trank seinen Kaffe aus und ging hinüber zur Befehlszentrale der Schutzpolizei. Der Polizeioberrat, der den Einsatz leitete, war nervös und hatte flackernde Augen.
    »Alles klar?« fragte Beutels.
    »Mein Gott, was nennen Sie klar?«
    »Das ist eine gute Frage. Leider wird Sie Ihnen keiner mehr beantworten können …«

Ramsacher Moor
    Holden hatte den Boden noch nicht erreicht, als er den Schuß hörte. Die Kugel pfiff an ihm vorbei und schlug hinter ihm in den Baum. Er ließ sich von der Leiter fallen, rollte über den Boden und ging hinter dem Baum in Deckung. Gegenüber, nur durch die Lichtung von ihm getrennt, mußte Cortone liegen.
    Wir haben nur wenige Meter voneinander entfernt übernachtet, dachte er. Welch ein grausamer Humor.
    »Cortone!« rief Holden aus seiner Deckung heraus. »Lassen Sie uns vernünftig miteinander reden. Sie interessieren mich nicht, Sie haben nicht nur die 30 Millionen, sondern auch die Konstruktionskosten für die Bomben verloren. Ich weiß, wie hart das einen Mann wie Sie trifft. Ich vergesse, daß es Sie gibt, wenn Sie mir sagen, ob Sie den Impulsgeber an Dr. Hassler gegeben haben. Nur diese eine Antwort, Cortone. Hören Sie.«
    Cortone schoß wieder, in die Richtung der Stimme. Er schoß vorzüglich, man erkannte seine Lehrzeit bei der Mafia.
    »Wollen Sie Millionen Menschen sterben lassen, Sie Narr?« schrie Holden. »Was haben Sie davon?«
    »Nichts! Warum haben Sie eingegriffen? Was bedeuten 30 Millionen bei diesem Projekt?« Cortones

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