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Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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paarmal in sinnlosem Widerstand, doch ich ließ nicht ab. Ich fühlte, wie mit jedem Tropfen, den ich trank, die Kraft zurückkehrte, die mich jahrhundertelang stark gemacht hatte.
    Es war dieser Augenblick wiedererwachter Stärke, der mir mit letzter Gewissheit die Illusion nahm, ein Mensch zu sein.
    Für wenige Tage hatte ich in mir tatsächlich diese Hoffnung genährt und alles verdrängt, was nicht dazu passte.
    Als mich die quälenden Krämpfe befallen hatten, die so unerträglich wurden in der Gegenwart eines Kruzifixes, da ignorierte ich dieses Zeichen, genauso wie das Unwohlsein und die Schwäche, welche das Tageslicht bei mir hervorriefen, und auch die Appetitlosigkeit verdrängte ich aus meinen Gedanken, genauso wie den andauernden Durst, der sich durch keines der angebotenen Getränke stillen ließ.
    Ich starrte auf die feinen, schönen Hände von Estelle an Jaromirs Hals und konnte nicht verhindern, dass mich bei diesem Anblick die Schuld niederdrückte. Warum, fragte ich mich verzweifelt, wurde sie für mich ausgelöscht? Was machte ihr Opfer für einen Sinn, wenn mir dennoch das Geschenk eines menschlichen Lebens verweigert wurde und ich weiterhin mordend, unbehaust und untot ein verfluchtes Dasein fristen musste? Gäbe es einen Gott, so hätte er meiner Qual ein Ende bereitet und dies nimmermehr zugelassen!

    Ich hatte auf meiner Flucht von Przytulek eine weise alte Zigeunerin getroffen. Sie hieß Romina und nannte einen kleinen bunten Karren ihr Zuhause, der von einem winzigen Eselchen gezogen wurde. Aus Wunderkräutern bereitete sie Tränke undHeilsalben für Verletzungen, bot aber auch profane Hausmittelchen feil, die gegen stinkende Füße, Dünnpf iff und die Krätze wirkten. Einen besonderen Ruf jedoch hatte sie, weil sie aus einer magischen Kugel die Zukunft vorhersagte und das Schicksal der Menschen aus deren Hand las.
    Als ich das erste Mal zu ihr ging und sie in meine offene Hand schaute, schlug sie diese mit Entsetzen zurück und warf mich aus ihrem Wagen.
    »Fort, fort, Dämon«, rief sie. »Verschwinde, du Teufel!«
    Aber ich ließ mich nicht vertreiben, sondern folgte ihrem Karren und suchte immer wieder ihre Nähe. Sie schien mir die Einzige zu sein, der ich mein Schicksal anvertrauen konnte und die mir vielleicht eine Erklärung für all die schrecklichen und beängstigenden Dinge geben konnte, die seit meinem Tod auf dem Schindanger von Przytulek mit mir vorgegangen waren.
    Meine Hartnäckigkeit wurde schließlich belohnt, und als sie in einer Vollmondnacht auf einer Lichtung rastete, setzte ich mich zu ihr auf die kleine Leitertreppe, die in ihren Wagen führte. Dort erzählte ich ihr mein Leben und Geschick von dem Augenblick an, wo ich meinen Fluch getan hatte und einem Dämon gleich in die Buhlschaft des Grafen von Przytulek fuhr und fortan meiner Rache lebte.
    »So bist du nun vermutlich eine Vampirin«, zog Romina ihre eigenen Schlüsse aus meinen Worten, »und wirst immer mehr die Eigenarten dieser verfluchten Geschöpfe annehmen. Heute wandelst du noch im Licht, weil du im Körper eines Menschen schmarotzt, aber bald wird die Lebensenergie der gräflichen Buhlschaft aufgebraucht sein und du wirst nur noch durch das Blut erhalten werden, das du regelmäßig aufnehmen musst, um jung und vital zu bleiben. Wisse, dass du mit jeder Blutmahlzeit mehr zu einem Geschöpf der Finsternis werden wirst und bald die Sonne und das helle Licht des Tages fliehen musst, dennsie werden dich zu Asche verbrennen. Du alterst nicht, solange du deine Lebenskräfte durch menschliches Blut erneuern kannst, und so wirst du unsterblich sein.
    Aber dein Leben ist nicht mehr das eines Menschen, du wirst Eigenschaften entwickeln, die dir ein Dasein in beiden Welten, der Schattenwelt der Untoten und jener der Menschen, ermöglichen. Deine Sinne werden geschärft sein für das Übernatürliche, das jenseits der menschlichen Wahrnehmung existiert; deine Kräfte verleihen dir Schnelligkeit und lassen deine Wunden in kürzester Zeit heilen. Du siehst ohne Licht in der Nacht und du kannst die Temperatur deines Körpers herabsenken, bis du in eine Art Leichenstarre verfällst. Aber du wirst nicht tot sein, sondern nur einen Schlaf halten, in dem du deine Energie schonen und deine Gegner, die dich für tot halten werden, täuschen kannst. Du wirst leidenschaftliche Gefühle hegen und die Gier nach Blut wird dich auf die Suche nach immer neuen Opfern treiben. Den Menschen wirst du ein Schrecknis sein und dir selbst

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