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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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und schauten auf das angekokelte Bettzeug, das unter einer riesigen Schaumwolke kaum noch zu sehen war.
    »He, Stefan! Popp lieber vorm Einschlafen statt zu rauchen«,griff Isabell meinen Vorschlag etwas krass konkret auf. Aber so war sie nun mal.
    Stefan, in leicht angeschwärzten Pyjamashorts, kriegte einen roten Kopf und murmelte: »Zigaretten sind auf Dauer billiger!«
    Worauf Isabell giftete: »Ich hab nicht gesagt, dass du in den Puff gehen sollst! Und by the way … trägt deine Versicherung den Schaden oder zahlst du den selber?«
    Stefan ließ sich auf einen Küchenstuhl plumpsen. »Ich schlafe am besten auf dem Sofa weiter«, meinte er flexibel. »Bei mir stinkt es doch etwas nach Rauch und Chemie.«
    Keiner hatte was dagegen und Mandy spielte die barmherzige Samariterin und machte ihm ein kuscheliges Lager zurecht.
    »Mal gut, dass du gemerkt hast, dass es bei Stefan brennt«, sagte ich und war wirklich froh, dass uns nicht die halbe Bude abgefackelt war. Das hätte ich gerade noch brauchen können.
    Sie grinste. »War echt Glück. Ich hab mir ein Glas Wasser holen wollen, da hat es plötzlich so komisch gerochen …«
    »Dann hast du mich geweckt?«
    Sie nickte. »War das schlimm?«
    Ich schüttelte zwar den Kopf, dachte aber bei mir: Ja, sehr schlimm sogar … ganz unverzeihlich schlimm! Sie hatte ja nicht den kleinsten Schimmer, was mir dadurch entgangen war! Ob ich jemals wieder so einen intensiven Traum haben würde?
     
    Der Schaden war dann doch sehr gering, und als Marc sein Zimmer bezog, war auch der unangenehme Geruch aus der Wohnung verflogen.
    Über seinen Einzug hatte ich den Brief vom Notar dann ganz vergessen, doch als er mir ein paar Wochen später beim Schreibtischaufräumen wieder in die Hände fiel, bekam ich direkt ein schlechtes Gewissen. Ich wollte ihn erst sofort beantworten, aber nun hatte es so lange gedauert, dass die Antwort auch noch warten konnte, bis ich mit Marc darüber gesprochen hatte. Der war schließlich Architekt und konnte mich vielleicht ein wenig fachlich beraten. Außerdem erwies er sich als idealer Mitbewohner und war in kurzer Zeit zu einem Kumpel geworden, mit dem man sich gerne unterhielt und den man auch mal um Rat fragen konnte. Hin und wieder hatten wir auch schon gemeinsam etwas unternommen, waren in einem Konzert von Grönemeyer gewesen und hatten eine Architekturausstellung angesehen, bei der mir Marc seinen Doktorvater vorgestellt hatte. Das war mir ein wenig peinlich, denn das Kleid, das ich getragen hatte, war ein viel zu kurzer Fummel. Er hatte sich aber nichts daraus gemacht, sondern im Gegenteil betont, dass ich Schauspielerin sei, was seinem Professor vermutlich alles erklärte. Jedenfalls hatten wir beide im Laufe der letzten Wochen festgestellt, dass wir eigentlich ganz gut zusammenpassten.
    Wir besaßen trotz unserer unterschiedlichen Studienfächer viele gemeinsame Interessen und vor allem einen ähnlichen Humor, und was mich anbetraf, fand ich Marc zwar nicht wirklich attraktiv, aber er war intelligent, hilfsbereit und sehr zuverlässig. Kurz, er war ein ganz großartiger Kumpel, und so merkte ich kaum, dass ich ihn bald immer öfter in mein Leben einbezog und Glücksgefühle und Enttäuschungen mit ihm teilte. Er konnte sich so herrlich mitfreuen oder baute mich meist ganz schnell wieder auf.
    Zum Beispiel wenn mich mein Schauspiellehrer Knuppersmal wieder beim Rollenstudium so richtig fertiggemacht hatte.
    »Emotionen, Louisa! Emotionen erfühlen … leben … Du spielst mir hier etwas vor, was du dir in deinem Kopf als Gefühl denkst, aber nicht wirklich fühlst … Dein Herz, Louisa, falls du eins haben solltest, lass verdammt noch mal endlich dein Herz sprechen!«
    Ich war nach diesem Ausbruch so fertig, dass ich fast den halben Abend heulend in meinem Zimmer lag und selbst Isabell mich nicht trösten konnte. Erst als Marc mich in seine Arme nahm und ich mit meinem Kopf an seiner Brust liegend den ruhigen Schlag seines Herzens spürte, ging es mir langsam wieder besser.
    »Er hat gesagt, ich hätte kein Herz!«, schluchzte ich.
    »Unsinn, der wollte dich provozieren … Er wollte nur, dass das, was dein Herz fühlt, auch den Weg auf deine Zunge und in deine Mimik und Gestik findet … ohne den Umweg über den Kopf … so direkt wie jetzt dein Kummer aus dir herausbricht.«
    Ich hätte ihn für diese einfühlsamen und klugen Worte küssen können … und natürlich tat ich es auch.
     
    An dem Abend, als mir der Brief vom Notar wieder in

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