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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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können, obwohl Sir Yarran dies sicher lieber gewesen wäre. Einer seiner beiden Sattelköcher war vollkommen leer, in dem anderen steckten noch fünf Pfeile, deutlich mehr, als die meisten anderen seiner Männer noch besaßen.
    Der Augenblick ist gekommen, dachte er, als er die unregelmäßige Kolonne von Reitern betrachtete, die ihm durch das Gras folgte. Die Sonne ging bereits am westlichen Horizont unter und das Zwielicht senkte sich herab. Sie hatten noch anderthalb Stunden Tageslicht, höchstens zwei. Das genügte für einen letzten Kampf, bevor die Dunkelheit der
schwächeren Seite die Flucht ermöglichte. Aber nur, wenn dieser Kampf bald begann.
    Und das wird er, dachte Trianal grimmig. So oder so, ob sein verzweifelter Plan gelang oder nicht. Die Rösser seiner Männer stolperten nur noch weiter und die Köcher der Bogenschützen waren leer. Sie waren geschlagen und flohen so schnell, wie ihre erschöpften Pferde sie trugen. Während die Reserve, die der gegnerische Kommandeur zurückgehalten hatte, erbarmungslos das Tempo erhöhte. Ihre Pferde waren zwar nicht gerade frisch, aber trotz der anstrengenden Verfolgung wirkten sie weit ausgeruhter als die ausgepumpten Kreaturen unter Trianals Männern. Und der Feind stürmte mit jedem Augenblick näher heran.
    Trianal betrachtete seine Leute noch eine Weile, dann trieb er seinen Hengst weiter. Das Kriegsross gehorchte so folgsam, dass Trianal fast geweint hätte, aber dafür war jetzt keine Zeit. Der Kurs, den die Überlebenden seiner Einheit eingeschlagen hatten, führte sie geradewegs auf ein flaches Flusstal zu.
    Es war kein großer Fluss, eher ein Bach, der im Hochsommer meist vollkommen versiegte. Jetzt wurde er jedoch noch von den letzten Regenfällen des Frühlings gespeist und murmelte fröhlich in seinem flachen, kiesigen Bett. Er maß an seiner breitesten Stelle knapp fünfzig Meter, war zumeist jedoch schmaler als die Schlucht, der sie heute Morgen gefolgt waren. Weiden und kurze, buschige Bäume markierten an seinem Ufer den Lauf. Der Uferhang auf dieser Flussseite war flacher, auf der Westseite jedoch steiler, und Trianal konnte sich fast den Triumph ausmalen, den seine Verfolger empfinden mussten, wenn sie sich vorstellten, was das für die erschöpften Pferde ihrer Beute bedeutete.
    Sollten Trianals Männer es schaffen, den Grat der anderen Uferböschung zu erreichen, erwartete sie dort mindestens ein langer Abhang. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass einer von ihnen überhaupt das Tal durchquert hatte, bevor die Verfolger sie einholten.

    Trianal beugte sich wie ein Jockey über die Mähne seines Streitrosses, trieb den Hengst mit Händen und Stimme weiter und verschmolz mit der unwiderstehlichen Bewegung der mächtigen Muskeln zwischen seinen Beinen. Er fühlte, wie das Tier nach Luft rang und die Erschöpfung die Sicht des Hengstes trübte, als er sich auf Verlangen seines Reiters sein mächtiges Herz aus dem Leib rannte.
    Der Himmel war wolkenlos, doch Trianal glaubte eine Sekunde lang, ein fernes Gewitterdonnern zu hören. Dann vernahm er es wieder, ein rollendes, dumpf hämmerndes Geräusch, das er eher spürte als hörte … Aber er bildete es sich nicht ein. So etwas bildete man sich nicht ein.
    Trianal blickte hoch. Voller Hoffnung riss er die Augen auf und sah … wie das westliche Ufer des Flussbettes unter einer breit gefächerten Welle von galoppierenden Kriegsrössern verschwand.
     
    Sir Fahlthu hörte den Donner nicht, sondern sah ihn. Er sah, wie die wogende Sturmflut der Kavallerie genau auf ihn zuhielt. Sie mussten Beobachter oben auf der Böschung postiert haben, da sie den Zeitpunkt gut gewählt hatten. Er wusste nicht genau, wie das Gelände hinter dem Fluss aussah, aber es musste nach Westen hin abfallen. Nur so hatten es die Reiter in den Farben von Balthar und Kleinharrow schaffen können, ihre Rösser zu einem vollen Galopp anzutreiben, ohne gesehen zu werden.
    Aber wie?, dachte Fahlthu merkwürdig ruhig. Wie hat dieser kleine Mistkerl sie benachrichtigen können? Der Fried von Kleinharrow ist mehr als eine Stunde entfernt, und selbst das schafft man nur, wenn man im vollen Galopp reitet. Wie konnten sie also rechtzeitig hier eintreffen? Und dazu noch mit so ausgeruhten Pferden?
    Dass die Feinde ausgeruhte Pferde besaßen, wurde unverkennbar deutlich, als die Angreifer den Hang wie ein einziger Erdrutsch hinunterstürmten. Das flache Wasser des Baches
spritzte in weißer Gischt unter ihren donnernden Hufen auf, Hörner

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