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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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unserer Chancen war noch weit niedriger als Eure, Yarran. Bei den Göttern, ich wünschte, Lord Festian hätte uns mitteilen können, dass er diese Nachricht rechtzeitig empfangen hat!
    »Sammeln wir die Männer und gönnen wir den Pferden eine Pause, Sir Yarran«, sagte er und sah seinen Mentor an. Der Ritter nickte mit beinah väterlichem Stolz.
    »Jawohl, Milord«, erwiderte er. »Das tun wir.«

16
    BAHZELL TRAT AUF DEN HOLZBLOCK und kletterte in den Sattel hoch oben auf Walsharnos Rücken.
    Er kam sich immer noch lächerlich vor.
    Irgendwie hätte es seine Körpergröße doch erübrigen sollen, dass er eine Aufsitzhilfe brauchte, um auch nur seinen Fuß in den Steigbügel setzen zu können. Und dabei war es auch noch ein übergroßer Block. Außerdem sollte sich ein Paladin des Tomanâk nicht in den Sattel hieven müssen, als hätte er nicht die geringste Ahnung, wie so etwas einigermaßen elegant zu bewerkstelligen wäre. Bahzell war es einfach nicht gewohnt, bei etwas, das er tat, unbeholfen auszusehen und – vor allem – sich auch so zu fühlen!
    Wenn du glaubst, dass dies schon peinlich für dich ist, dann stell dir vor, was ich erst im Feld durchmachen muss, wenn du deine kostbare Aufsitzhilfe nicht dabeihast!, meldete sich eine sanfte Stimme in seinem Hinterkopf. Und jetzt hör auf, dir über Eleganz Sorgen zu machen und pass lieber auf, dass du oben bleibst. Die Stimme war zwar erheblich tiefer als die von Brandark, doch schwang in ihr ein beißender Sarkasmus mit, der Bahzell stark, man könnte fast sagen, schmerzlich an die Blutklinge erinnerte.
    »Du kannst mir leicht gute Ratschläge geben«, knurrte er. »Schließlich stehst du mit allen vier Hufen fest auf dem Boden! Schließlich bin ich ein Hradani, kein verdammter Zirkusakrobat!«
    Ach was, ein Hradani bist du? Vielleicht sollte ich diese Partnerschaft noch einmal überdenken.
    »Da würdest du mehr als genug Leute finden, die dich aus
ganzem Herzen unterstützen wollten«, versicherte ihm Bahzell, als er endlich in den Sattel fiel. »Aber da wir gerade von ›oben bleiben‹ sprechen. Ich wäre wirklich glücklicher, wenn hier oben mehr wäre, woran ich mich festhalten könnte.«
    Du hast das Sattelhorn, den Hinterzwiesel des Sattels und, falls du wirklich Sicherheit brauchst, den Kampfriemen, erwiderte Walsharno scharf. Zügel brauchst du nicht auch noch.
    »Du hast leicht reden!«, erwiderte Bahzell grinsend. Er wusste, dass Walsharno seinen Humor sehr genau wahrnahm.
    Außerdem, fuhr Walsharno fort, wird es Jahre dauern, bis ich dir auch nur zutrauen würde, ein Pferd zu lenken. Ganz bestimmt werde ich nicht zulassen, dass du mich in einem gefährlichen Augenblick ablenkst.
    »Zugegeben, das klingt einigermaßen sinnvoll«, gab Bahzell lachend zu. »Aber wenn du derjenige bist, der lenkt und dergleichen, würde es dir da etwas ausmachen, jetzt mal schleunigst in die Hufe zu kommen?«
    Walsharno schnaubte, und Bahzell fühlte, wie sich die mächtigen Muskeln unter ihm kurz anspannten . Dieses winzige, absichtliche Zucken war die einzige Vorwarnung, die ihm der Windrenner gewährte, bevor er buckelte, und zwar spielerisch, das wusste Bahzell. Doch die Warnung genügte. Rasch legte er die Knie an, packte den hohen Rand seines Kriegssattels mit beiden Händen und blieb tatsächlich oben, bis der Hengst mit der Hinterhand wieder auf der Erde landete. Der Aufprall war so hart, dass Bahzells Zähne aufeinander schlugen. Den Anblick von zwei Tonnen »Pferd«, die ihren Rücken bogen und ihre Hinterhand hochwarfen, musste man selbst gesehen haben, damit man an ihn glaubte. Bahzell hatte das Gefühl, sein Rückgrat wäre einen Zentimeter kürzer, als Walsharno wieder mit allen vieren auf der bebenden Erde stand.
    Ich nehme an, das war schleunigst genug für dich?
    »O ja, das kannst du wohl sagen«, versicherte ihm Bahzell und hielt sich aus Leibeskräften an dem Sattelrand fest, sicherheitshalber.

    Gut , antwortete der Hengst, und setzte sich dann so friedlich wie ein Kinderpony in Bewegung.
    Der Hradani hörte den Windrenner irgendwo in seinem Hinterkopf lachen und amüsierte sich ebenfalls. Das kam ihm vollkommen natürlich vor, obwohl er sich niemals hätte träumen lassen, einem anderen Lebewesen jemals so nahe zu sein. Er begriff jetzt, warum die Windreiter jeden anderen Windreiter »Bruder« nannten, ungeachtet ihrer Herkunft oder ihres Ranges. Denn jeder, der diese innige Beziehung zu einem Windrenner erlebte, unterschied sich von allen

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