Die dunkle Göttin
anderen.
Bahzell war allerdings durch seine Verständigung mit Tomanâk in gewisser Weise bereits auf diese Bindung zu Walsharno vorbereitet gewesen. Natürlich war das nicht dasselbe, dennoch gab es unübersehbare Ähnlichkeiten. Wichtiger schien jedoch, dass Tomanâk Bahzell an die Vorstellung gewöhnt hatte, nicht immer allein in seinem Kopf zu sein.
Das ist auch gut so, stimmte ihm Walsharno sarkastisch zu. Er war Bahzells Gedankengängen gefolgt. Denn in deinem Schädel ist so viel leerer Raum, dass du dich ohne einen Hirngenossen vermutlich darin verirren würdest. Oder ohne einen kleinen Laternenträger, der dir ordentlich heimleuchtet.
»Du kannst dir deine Kommentare gern sparen«, versetzte Bahzell, und Walsharno schnaubte vor Lachen.
Bahzell stimmte darin ein. Er genoss diese Wortgefechte, trotz der grimmigen Umstände, die sie zwangen, die Warmen Quellen zu verlassen. Doch er konnte nicht anders, als sich zu freuen, wenn er die lebhafte Persönlichkeit und die Kraft des Hengstes spürte und wahrnahm, wie sie mit der seinen verschmolz. Bahzell wusste sehr gut, wie schrecklich der Kampf werden würde, der sie erwartete, und dennoch hatte er sich niemals lebendiger und besser gefühlt, außer vielleicht in den seltenen Augenblicken, da Tomanâks Macht und Wesen ihn durchfluteten. Und dieses Gefühl vereinter Macht und Stärke begleitete das Wissen, die umfassende Gewissheit, dass er sich dieser Gefahr nicht allein stellen musste, keiner
Gefahr, nie wieder, und auch nicht der Trauer über einen Verlust.
»Bist du endlich so weit, Lulatsch?«, bemerkte eine bissige, nur allzu vertraute Stimme, als Walsharno von den Stallungen wegtrottete.
Bahzell sah Brandark an. Von dem erhöhten Standort des Pferdediebs aus gesehen wirkte das Kriegsross der Blutklinge merkwürdig geschrumpft, fast wie ein Schaukelpferd. Selbst Bahzell war nicht gewohnt, auf ein Kriegsross der Sothôii hinunter zusehen.
»Das bin ich, falls ihr alle immer noch einfältig genug seid, mich unbedingt begleiten zu wollen«, erklärte er und ließ seinen Blick über die anderen Männer neben Brandark gleiten.
»Das sind wir!« Keltyhs kam Brandark zuvor. Er sprach für sich und die vierzehn Windreiter, die während der letzten zwei Tage auf dem Gestüt der Warmen Quellen eingetroffen waren. Hurthang, Gharnal und die anderen Mitglieder des Ordens schenkten sich eine Erwiderung. Sie sahen Bahzell nur wartend an. Und hinter ihnen standen die dreizehn Windrenner-Hengste vom Bärenfluss, die Walsharno, Kelthys und Walasfro zu den Warmen Quellen begleitet hatten.
»Also gut«, sagte Bahzell. Walsharno drehte sich ohne eine weitere Aufforderung herum und verließ das Gestüt der Warmen Quellen über den Pfad, den die Herde des Gestütes auf ihrem Weg in den Untergang nach Norden genommen hatte.
»Ich nehme nicht an, dass du einen, sagen wir, ausgefeilteren Schlachtplan entwickelt hast, seit wir uns das letzte Mal sprachen?« Brandark trottete auf seinem Ross neben Walsharno her. Das Tier wirkte neben seinem Vater wie ein Jährling.
Ich mag ihn , sagte Walsharno zu Bahzell. Aber er kann auch eine ziemliche Nervensäge sein, stimmts?
Allerdings, erwiderte Bahzell lautlos. Das kann er. Damit erinnert er mich allerdings an einen gewissen Windrenner, den ich zufällig kenne.
»Pläne?«, sagte er laut zu Brandark. »Es hat wenig Sinn, Pläne zu schmieden.« Er zuckte die Achseln und deutete nach Nord-Nordost. »Was wir jagen, liegt in dieser Richtung, Brandark. Abgesehen davon weiß ich nicht mehr, als ich euch bereits mitgeteilt habe.«
»Welch Freude«, knurrte Brandark mürrisch, und Bahzell lachte barsch.
»Du wolltest ja unbedingt mitkommen, mein Junge«, erinnerte er seinen Freund.
»Damit steht Lord Brandark nicht allein, Milord Paladin.« Sir Kelthys ritt auf Bahzells linker Flanke. Der Pferdedieb drehte sich zu dem Ritter der Sothôii herum, der sein Windbruder geworden war.
»Ja, sieht aus, als hätte es plötzlich einen Ausbruch von Geistesschwäche in den Warmen Quellen gegeben«, stimmte ihm Bahzell liebenswürdig zu. »Und als hätte das nicht genügt«, er sah von Kelthys zu den anderen vierzehn Windreitern und Windrennern hinüber, »musstet Ihr auch noch gleich mehr Narren anschleppen, die einfältig genug sind, sich auf eine solche Expedition zu begeben.«
Die meisten anderen Windreiter lachten, aber zwei oder drei von ihnen wirkten wenig amüsiert. Einer sah ihn sogar böse an, als läge ihm eine scharfe Erwiderung
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