Die dunkle Horde - Die Troll-Saga ; [5]
nach Worten. »Wie nach einer langen Jagd, am Ende des Tages, wenn du spürst, was du alles getan hast. Nur, dass ich nichts tue.«
Karn nickte bedächtig. Er packte sich an die Stirn und rieb über die Wurzel seiner Hörner. »Vielleicht kann die Elfe dir helfen?«
»Helfen? Die Elfenbastarde haben mir das doch erst eingebrockt! Mit ihrer beschissenen Magie!« Ruk schlug mit der Faust auf den Boden, sodass Staub aufwirbelte, und knirschte mit den Zähnen. »Nein«, fuhr er fort, wobei seine Stimme vor Wut eiskalt war. »Das Einzige, was mir helfen würde, ist, den Elfen den Hals umzudrehen.«
Die Vorstellung ließ seinen Zorn ein wenig verrauchen. Er biss noch ein Stück Pökelfleisch ab.
Karn schwieg eine Zeit lang, ehe er entgegnete: »Vielleicht geht es auch anders. Es gibt da diese Geister und…«
»Geister? Wovon redest du da?«
Karn seufzte. »Aber das erkläre ich doch gerade. Es gibt Geister, die überall sind. Die können dir vielleicht helfen. Man muss aber mit ihnen sprechen.«
Ruk packte Karn an der Schulter. »Bruder, du sprichst über Magie! Das ist keine Hilfe, das ist ein Fluch. Hast du je von einem Troll gehört, der Magie nutzt?«
Karns Schultern sackten herab, und er schüttelte stumm das Haupt. Er wich Ruks Blick aus und sah zu Boden.
Sein Bruder war ein solches Bild des Elends, dass Ruk seine harsche Reaktion gleich leidtat. Er drückte Karns Schulter. »He, ist schon gut. Ich weiß, dass du mir nur helfen willst. Aber das wird schon wieder. Ich spüre eine stetige Verbesserung. Irgendwann wird es verschwunden sein.«
Trotz der freundlichen Worte schien es Karn nicht besser zu gehen. Ruk hatte geahnt, dass sein Leiden seinem Bruder naheging, aber nicht, dass es ihn so mitnahm. Doch immerhin entsprach es der Wahrheit: die Nachwirkungen der Magie wurden langsam schwächer. Da besteht keine Notwendigkeit, mit irgendwelchen Elfen zu reden.
Mit einem lauten Poltern kam Breg in das Haus zurück. Er warf ein Bündel Vorräte zu Boden, streckte sich und sah sich um. »Na, habt ihr gut geschlafen? Andere waren schon längst draußen und haben Beute gemacht!«
»Klar«, erwiderte Ruk und grinste. »War bestimmt eine harte Jagd. Musstest du arg weit laufen? Hat die Tür zum Vorratskeller geklemmt?«
»Ach, halt den Mund«, kam Bregs wenig geistreiche Antwort. »Du hast ja keine Ahnung. Das war ein echter Kampf.«
Jetzt sah auch Karn auf. »Weshalb?«
Für einen Moment schien es, als wollte Breg beleidigt schweigen. Dann konnte er jedoch seine Neuigkeiten nicht für sich behalten. »Weil schon wieder neue Trolle angekommen sind. Mindestens zwei Stämme, vielleicht mehr. Und zwar komplett, nicht nur die Jäger.«
Überrascht blickte Ruk zu Karn, der ebenso verdutzt die Stirn runzelte. »Woher?«
»Was weiß ich. Hatte noch nie von denen gehört, also nicht aus der Nähe. Ich habe kurz mit so einem kleinen Jäger gesprochen, ging mir kaum bis hier.« Breg hob die Hand etwa auf Bauchhöhe, was Ruk ob der offensichtlichen Übertreibung den Kopf schütteln ließ. »Aber so eine Riesenklappe. Sagte, mitten im schlimmsten Winter kamen Boten von Israk mit Vorräten zu ihnen.«
»Noch mehr Trolle«, murmelte Karn vor sich hin. »Er holt so viele von uns zusammen.«
»Wieso sind die einfach so losgezogen?«, fragte Ruk.
Breg zuckte mit den Schultern. »Die hatten Hunger, so wie wir alle. Israks Bote hat ihnen gesagt, dass wir Trolle Städte eingenommen hätten, und hat sie direkt hierhergeführt.«
»Hierher? Aber…«, hob Karn an, und Ruk brachte den Satz zu Ende: »Dann wusste Israk, dass wir bei Frühlingsbeginn hier sein würden. Er muss den Ort gekannt haben. Es gibt keine andere Erklärung.«
41
D eilava.«
Lange genug hatte es gedauert, bis die Elfe ihren Namen preisgegeben hatte. Sie waren jetzt allein in der Zelle. Israk hatte die beiden Gefangenen trennen lassen, nachdem ihr Gefährte aufgewacht war. Karn und Deilava hatten einen Handel abgeschlossen: ihren Namen gegen Informationen über den Elfen, seinen Unterbringungsort und seinen Zustand.
»Er ist zwei Räume weiter, und es scheint ihm gut zu gehen«, erfüllte Karn seinen Teil der Verabredung wahrheitsgemäß. »Ich habe dafür gesorgt, dass er Wasser, Essen und Decken hat.«
Deilava hatte die Arme vor der Brust verschränkt, den Kopf etwas vorgeneigt und sah ihn aus misstrauischen Augen an. Er konnte nicht einmal ahnen, was sie in ihm sah, aber schließlich nickte sie, wobei ihr langes, unglaublich dünnes Haar
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